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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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»Und? Worum geht es?« Ihm fiel auf, dass Madame Cardui fehlte. Vielleicht hatte Blue sie irgendwohin geschickt. Und Henry war auch noch nicht da. Er hätte Henry gern dabeigehabt. Irgendwie hatte er ein besseres Gefühl, wenn Henry bei ihm war.
    Comma sagte: »So spricht man aber nicht mit seinem designierten Kaiser.«
    »Wie es aussieht, bin ich nicht mehr der designierte Kaiser«, sagte Pyrgus trocken. »Darum habe ich auch keine Zeit – «
    »Ich weiß, dass du nicht mehr der designierte Kaiser bist«, sagte Comma. »Weil ich jetzt nämlich der designierte Kaiser bin – hab ich doch gerade gesagt.« Er funkelte Pyrgus ebenso wütend an wie Pyrgus ihn. »Du hast mir nicht gesagt, dass Papa noch lebt, du Riesenarsch!«
    »Comma – «, versuchte Blue einzuwerfen. Auf einmal empfand sie für ihn mehr Mitgefühl als in den ganzen letzten Monaten.
    Aber Comma ließ sich nicht unterbrechen. Er sah zornig und traurig zugleich aus. »Du hast so getan, als wäre er tot. Und du auch, Blue. Ihr habt euch gegen mich verschworen und mir weisgemacht, dass mein Vater tot ist!«
    »Niemand hat sich gegen dich verschworen, Comma – «, setzte Fogarty an.
    Comma beachtete ihn nicht. »Tja, und dabei ist er gar nicht tot!«, brüllte er Pyrgus an. »Er war überhaupt nie tot. Und jetzt will er, dass ich Kaiser werde.«
    Eine ganze Weile starrte Pyrgus ihn nur an. Dann sagte er: »Also hat man es dir schon erzählt.«
    »Er will, dass ich der nächste Kaiser werde. Nicht du, Pyrgus – ich! Vater will nicht mehr Kaiser sein, wegen seiner Gesichtsverletzung. Er will mich !«
    Auf einmal schwirrte Pyrgus der Kopf. Wie hatte Comma es so schnell erfahren? Der Herzog von Burgund hatte doch zugesagt, die Nachricht bis nach Pyrgus’ öffentlichem Verzicht zurückzuhalten. Und überhaupt: Was sollte er jetzt machen? Was konnte er gegen all das unternehmen – im Moment war er nicht einmal in der Lage, richtig nachzudenken.
    Es war Blue, die sehr sanft fragte: »Wer hat dir das mit Papa erzählt, Comma?«
    Und Comma sagte triumphierend: »Lord Hairstreak!«
    Mr Fogarty versuchte die Situation zu retten. »Es ist nicht so, wie du denkst«, sagte er. Er sah Pyrgus an, als sollte der es Comma erklären.
    Aber Pyrgus konnte es nicht erklären, nicht richtig. Wie sollte er jemandem in Commas Alter eine solch frevelhafte Abscheulichkeit erklären? Wie sollte er die zum Leben erweckte leibliche Hülle erklären, die jetzt unter Hairstreaks Kontrolle stand? Wie sollte er das alles einem kleinen Jungen erklären, der einfach nur wollte, dass sein Vater noch lebte? Das wollte Pyrgus ja selbst.
    Blue sagte: »Lord Hairstreak lügt.«
    Comma fuhr mit blitzenden Augen zu ihr herum. »Ist es gelogen, wenn er sagt, dass Vater lebt?«
    Blue schüttelte den Kopf. »Ein bisschen. Was er dir nicht – «
    »Was soll das heißen, ein bisschen? Vater ist entweder lebendig oder tot. Er kann doch nicht ein bisschen lebendig sein. Ich hab immer gedacht, du wärst besser als Pyrgus, Blue, aber ich hab mich getäuscht. Du bist genauso schlimm wie er. Vater lebt. Ihr wolltet nicht, dass ich das weiß, weil ihr nicht wollt, dass ich Kaiser werde. Aber euer gemeiner Plan ist nicht aufgegangen. Ihr seid nicht mehr meine Freunde. Ihr seid nie meine Freunde gewesen. Aber Lord Hairstreak, der ist jetzt mein Freund.«
    »Hairstreak ist nicht dein Freund«, sagte Mr Fogarty knapp. »Hairstreak ist niemandes Freund.«
    Aber Comma beachtete ihn nicht. »Seht mal«, sagte er aufgeregt. »Seht euch das an!« Er zog eine Pergamentrolle aus der Tasche seiner Weste. Sie sah der Rolle mit den Vertragseinzelheiten, die der Herzog von Burgund dabeigehabt hatte, erschreckend ähnlich. Comma hielt sie Pyrgus hin und fuchtelte ihm damit unter der Nase herum.
    Pyrgus nahm das Dokument schweren Herzens entgegen. Irgendwie wusste er, was drinstehen würde, wusste es ganz genau. Er sah Comma noch einen Moment lang an, dann schaute er auf das Pergament, überflog es mit einem entsetzlichen Gefühl der Vorahnung.
    »Was steht da?«, fragte Blue leise.
    Pyrgus holte tief und rasselnd Luft. »Das ist die förmliche Ernennung Commas zum künftigen Purpurkaiser, dem bis zum Erlangen der Mündigkeit Lord Hairstreak als Reichsverweser zur Seite stehen soll.«
    »Dieser Schweinepriester!«, grollte Mr Fogarty. Womit wohl Lord Hairstreak gemeint war.
    »Hast du gesehen, wer unterschrieben hat?«, rief Comma. »Lies vor, wer unterschrieben hat, Pyrgus!«
    Pyrgus sagte leise: »Unser Vater hat

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