Der Purpurkaiser
ihrem Bräutigam zu reichen, der sich, indem er die Gabe annimmt, feierlich verpflichtet, diese Dornen für sie zu ertragen jetzt und immerdar, ah-hmmmmm.«
So weit kommt’s noch, dachte Brimstone, aber er nahm den Kaktus trotzdem entgegen, wobei er darauf achtete, ihn am Topf anzufassen. Die Penner applaudierten lustlos.
»Hoch damit!«, flüsterte der Priester.
Brimstone hielt die Sukkulente über seinen Kopf. Diesmal war es Witwe Mormo, die applaudierte. Fünf Ehemänner! Das musste eine Art Rekord sein, und wenn nicht, dann war es immer noch eine beachtliche Leistung.
Eine der Nymphen trippelte nach vorn und nahm Brimstone den Kaktus ab. Sie hatte den abgezehrten Körper und den leeren Blick einer Simbalamusiksüchtigen, aber sie war noch nicht so weit hinüber, dass sie vergessen hätte, ihn um etwas Geld für ihren Beitrag zur Zeremonie anzubetteln. Brimstone gab ihr eine Kupfermünze und sie tanzte beleidigt davon.
»Jetzt noch zu den Ehehindernissen«, flüsterte der Priester. »Dann kann ich es rechtsgültig machen.« Er hob die Stimme, damit sie die Kirche erfüllte. »Ich fordere nunmehr jeden Anwesenden, der einen früheren Anspruch auf diese Frau besitzt, auf, diesen seinen Anspruch laut und deutlich als Hindernis der heiligen Zeremonie der Eheschließung, die wir hier durchführen wollen, zu verkünden, und ich fordere des Weiteren jeden Anwesenden, der von diesem oder irgendeinem anderen Hindernis weiß, auf, jetzt vorzutreten und es zu nennen oder für immer zu schweigen.«
Das sollte uns zeigen, ob von den fünfen einer überlebt hat, dachte Brimstone in einem seltenen Moment der Verdrehtheit. Der Priester sah eine Zeit lang zur Decke seiner Kirche hinauf, aber niemand machte Anstalten, Protest anzumelden.
Der Priester zog seine Robe hoch, als bereitete er sich nun, da das Ritual beinahe vollzogen war, auf einen raschen Abgang vor. »Dann fordere ich nunmehr jede Anwesende, die einen früheren Anspruch auf diesen Mann hat, auf, diesen Anspruch laut und deutlich als Hindernis der heiligen Zeremonie der Eheschließung, die wir hier durchführen wollen, zu verkünden, und ich fordere des Weiteren jede Anwesende, die von diesem oder irgendeinem anderen Hindernis weiß, auf, jetzt vorzutreten und es zu nennen oder für immer zu schweigen.«
Diesmal war es Brimstone, der zur Decke hinaufschaute. Eine schickliche Wartezeit, dann die Erklärung der Rechtsgültigkeit, dann ab in den Wald und das Frauchen kaltgemacht.
Was für eine schöne Hochzeit.
Sechsundzwanzig
D er Wurm hatte mehr von einem Aal oder einer Schlange, nur dass er in Segmente geteilt war, die von einem natürlichen glitzernden Schuppenpanzer geschützt waren. Seine schwarzen Knopfaugen starrten Chalkhill vom Boden eines beheizten Terrariums aus an. Eine Sandschicht bildete die Wüste nach, seine natürliche Umgebung, und zu seiner Gesellschaft standen einige Trockenpflanzen herum. Auf einem flachen Stein lagen ein paar Scheiben Ordel verstreut.
Chalkhill sah den Larvenmeister an.
»Es ist ein Symbiont«, erklärte Wainscot. Chalkhills leerer Blick war ihm nicht entgangen, also fügte er hinzu: »Ein Lebewesen, das zu beiderseitigem Vorteil mit einem anderen Lebewesen zusammenarbeitet.« Es klang wie auswendig gelernt. »Er wird Ihnen dabei helfen, sich richtig zu bewegen.« Er blinzelte. »Damit Sie wie Lord Hairstreak aussehen.«
Chalkhill beäugte den Wurm. Er war fast zwanzig Zentimeter lang und sein Schuppenpanzer war mit irgendeinem übel riechenden Schleim überzogen. »Damit wir uns recht verstehen«, sagte Chalkhill. »Dieses Viech wird mir dabei helfen, mich wie Hairstreak zu bewegen?«
Der Larvenmeister nickte ernst. »Ja.«
»Und was hat es davon?«
»Bitte?«
»Sie sagten, es wäre ein Symbiont. Gegenseitige Hilfe. Wie du mir, so ich dir. Eine Hand wäscht die andere.« Chalkhill hatte keine Probleme mit dem Wort Symbiont – auf dieses Prinzip baute fast sein gesamtes Leben auf. »Was ist die Gegenleistung?«
»Der Wurm entnimmt Ihnen etwas Pigment für sein Balzritual.« Wieder entging ihm Chalkhills Gesichtsausdruck nicht. »Anscheinend bevorzugen Wurmweibchen weiß gepunktete Männchen. Dieser Bursche verfügt über keine, also wird er Ihnen etwas Haut abnehmen und sich daraus welche machen.«
»Was bedeutet das für mich?«, fragte Chalkhill misstrauisch.
»Sie werden ein bisschen blass aussehen.«
»Tut es weh?«
»Überhaupt nicht.«
Das klang in Chalkhills Ohren gar nicht so schlimm. »Was
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