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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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damit sie passieren konnten. In der alten Zeit wären die Gemeindepolizisten ausgeschwärmt und hätten ihm eine Tracht Prügel versetzt, aber heute passierte nichts. Die neuen Freiheiten waren überall zu spüren.
    Das Boot erreichte die Anlegestellen von Cheapside. »Gut hier?«, fragte der Kahnfahrer und griff nach einem Tau.
    »Bestens«, sagte Brimstone vergnügt. Er erwog sogar, dem Mann ein kleines Trinkgeld zu geben, kam dann aber zu dem Schluss, dass man es mit seiner guten Laune nicht übertreiben sollte.
    Cheapside war so geschäftig wie immer und es schien noch weit mehr zwielichtige Gestalten dort zu geben als früher – aus irgendeinem Grunde vor allem Sprudelköpfe. Brimstone zog den Umhang etwas fester um die Schultern und trat in die Menge. Zutiefst befriedigt stellte er fest, dass die Leute ihm Platz machten. Die Haelportale waren zwar geschlossen, aber mit jemandem, der über die Hierarchien der Hölle gebot, legte sich trotzdem niemand an. Die meisten gingen wahrscheinlich davon aus, dass die Portale nicht für immer geschlossen bleiben würden.
    Als er die Seething Lane erreichte, grenzte Brimstones Stimmung an Ekstase. Es gab keinen Grund, warum er nicht wieder seine alte Wohnung beziehen sollte. Der alte Kaiser war tot, Prinz Pyrgus im Exil, Beleth besänftigt – was hatte Brimstone zu fürchten? Er konnte wieder einziehen und ein paar sehr erfreuliche Räder in Bewegung setzen. Zum Beispiel den Grundbesitz seiner verstorbenen Gattin verhökern. Oder Chalkhill um noch mehr Geld erleichtern. Oder seinen Direktionsposten in der Leimfabrik wieder antreten. Oder nach neuen –
    Irgendetwas stimmte nicht. Brimstone blieb entsetzt stehen. Chalkhill & Brimstone’s Wunderleim war verschwunden. Am Ende der Seething Lane erhob sich statt der Fabrik nur noch ein riesiger Schutthaufen: Er konnte die verbogenen Eisentore von hier aus sehen. Ein verirrtes Lüftchen aus den Wildmoor Broads trug den zitronenartigen Duft von Kaktuskraut herüber.
    Brimstone starrte wütend die Seething Lane hinab. Irgendjemand hatte eines der einträglichsten Unternehmen zerstört, die er je aufgebaut hatte.
    Irgendjemand würde dafür bezahlen.
     

Vierundsechzig
     
    P each Blossom sagte: »Wir könnten vielleicht Seide nehmen.«
    Pyrgus beugte sich über Henry und presste ihm sanft zwei Finger an den Hals. Er schien fassungslos. »Ich glaube, es ist zu spät«, sagte er. »Ich kann keinen Puls finden.«
    Blue sagte: »Seide nehmen?«
    »Es ist zu spät«, sagte Pyrgus erneut. Er sah erst Blue an, dann Nymph. Seine Augen schwammen.
    »Ich glaube, er hat Recht, Blue«, sagte Nymph.
    Blue sagte: »Haltet den Mund, beide!« Zu Peach Blossom sagte sie wieder: »Wie meinen Sie das?«
    Peach Blossom leckte sich nachdenklich die Lippen. »Wir können sie mit lebendem Gewebe verschmelzen. Das machen wir manchmal auf kleinen Flächen, um für den richtigen Faltenfall zu sorgen. Vorübergehend natürlich, aber es gibt keinen Grund, warum es nicht auch auf Dauer gehen sollte. Oder auf seiner gesamten Brust«, fügte sie hinzu.
    »Mit lebendem Gewebe«, betonte Nymph leise. Sie sah Blue voller Mitgefühl an.
    »Versucht es!«, sagte Blue.
    Peach Blossom starrte auf Henrys zerschundenen Körper hinab. »Falls er überlebt, wird er merkwürdig aussehen…«
    »Wie merkwürdig?«
    Peach Blossom runzelte die Stirn. »Schmelzseide ist bunt. Solange der Prozess nicht abgeschlossen ist, lässt sich nicht sagen, wie der Farbton oder das Muster nun genau sein wird. Wir müssten seinen gesamten Oberkörper einhüllen. Gott sei Dank hat er im Gesicht keine Verbrennungen, aber sobald er sein Hemd auszieht, wird jeder denken, seine Brust wäre in allen Farben des Regenbogens tätowiert. Und seht Euch seine Hände an. Wir werden ihm Handschuhe aufschmelzen müssen. Die Seide wird dann seine neue Haut sein. Er wird Hände haben, die das Sonnenlicht reflektieren wie Öl. Seine Hände wird er nicht unauffällig verbergen können. Jeder wird sie sehen.«
    »Ja und, Herrgott noch mal!«, fuhr Blue sie an. »Wenn ihr es nicht tut, wird er sterben!«
    »Falls er nicht schon tot ist«, sagte Nymph leise und starrte auf Henrys Körper.
    Blue fuhr wütend zu ihr herum. »Noch ein Wort und du wirst tot sein! Es war dein Zauberer, der das getan hat – glaube ja nicht, dass ich das vergessen werde. Jetzt halt den Mund und mach dich nützlich.«
    Nymph sagte nichts. Als Blue wieder zu Henry sah, beugten sich zwei Schwestern der Seidengilde über ihn und

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