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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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falteten einen Ballen Seide auf, die so fein war, dass sie wie Federn auf ihn hinabschwebte.
     

Fünfundsechzig
     
    » D iese Leute sind gefährlich«, sagte Fogarty leise.
    »Wie kommst du denn darauf?«, fragte Madame Cardui.
    Sie waren wieder im Wald und saßen zusammen auf einem Mooskissen unter einem großen Baum. Hinter ihnen auf der Lichtung tanzten Waldelfen zu den eindringlichen, hypnotischen Klängen von Trommel und Flöte um ein sonderbares Lagerfeuer herum.
    »Mir gefällt ihre Zaubertechnologie nicht«, sagte Fogarty ernst. »Portale zu anderen Planeten… Waffen, die jede Rüstung durchdringen… die Fähigkeit, durch feste Wände zu gehen… Alles zusammengenommen kann ihnen niemand im ganzen Reich etwas entgegenstellen.«
    »Sie sind unsere Freunde«, sagte Madame Cardui sanft. »Sie haben bewiesen, dass sie unsere Freunde sind.«
    »Jetzt schon«, schnaubte Fogarty. »Aber kannst du mir garantieren, dass sie es auch bleiben werden?«
    Madame Cardui sagte nichts.
    »Und guck dir bloß dieses Lagerfeuer an«, sagte Fogarty. »Hitze zum Wärmen, aber schwarze Flammen. Ist das zu fassen – schwarze Flammen?! Geben kaum Licht ab, so sind sie für ihre Feinde nicht zu sehen! Diese Art von Magie schaffen wir nie.«
    »Es greift nicht auf den grünen Wald über«, sagte Madame Cardui.
    »Was?«
    »Das Lagerfeuer, mein Lieber – die Flammen sind schwarz, damit man sie nicht sehen kann und damit das Feuer nicht auf den grünen Wald übergreift. Damit es nicht zu Waldbränden kommt.«
    »Schön für sie«, sagte Fogarty und machte ein finsteres Gesicht. »Aber was hat das damit zu tun?«
    Madame Cardui zuckte die Achseln. »Sie lieben ihren Wald.«
    Nach einem Moment sagte Fogarty: »Ach, jetzt verstehe ich, worauf du hinauswillst. Du meinst, sie haben kein Interesse daran, sich gegen uns zu stellen.«
    »Alan«, sagte Madame Cardui, »ich kenne diese Leute seit Jahren. Sie haben kein Interesse daran, sich überhaupt gegen jemanden zu stellen. Sie wollen nur in Ruhe gelassen werden. Der einzige Grund, warum sie uns helfen, gegen Lord Hairstreak vorzugehen, ist, dass seine dummen Höllenpfuhle ihren Wald bedrohen. Solange wir sie in Ruhe lassen, werden sie auch uns in Ruhe lassen.«
    Fogarty wirkte nicht sehr überzeugt. »Mag sein.« Nach einem Moment sagte er: »Ich frage mich, wie sie wohl vorankommen.«
    »Blue und Pyrgus? Du wärest gerne bei ihnen, nicht?«
    »Natürlich. Alt werden macht keinen Spaß.«
    Eine Zeit lang saßen sie schweigend da, lauschten der schwermütigen Musik.
    Madame Cardui sagte: »Erzähl mir, wie du hierher gekommen bist – welches… Schicksal… dich ins Elfenreich geführt hat.«
    »Ich hab gedacht, das wüsstest du längst, Cynthia. Von deinen Quellen.«
    Madame Cardui schmunzelte leicht. »Ich würde es gern von dir hören.«
    Fogarty starrte ins Leere und schmunzelte ebenfalls ein bisschen. »Üble Geschichte«, sagte er. »Als ich die Achtzig überschritten hatte, fing ich an alles schleifen zu lassen: Wie das eben so läuft. Das Haus verwandelte sich in eine Müllhalde. Also dachte ich, ich besorge mir besser jemanden für den Haushalt, bevor mir das Sozialamt aufs Dach steigt. Nur wollte ich keine alte Putzfrau, die dreimal die Woche in meinen Sachen herumschnüffelt…« Er zuckte die Schultern. »Na ja, und dann habe ich diesen Jungen kennen gelernt. Henry hieß er – Henry Atherton. Hat im Einkaufszentrum nach seiner Schwester gesucht. Und sich von so einem Computerladen ablenken lassen: Ich fand ihn, als er sich gerade irgendeine Art Musikmaschine ansah. Konzentrationsfähigkeit einer Eintagsfliege – du weißt ja, wie Teenager so sind –, aber er hatte irgendwas… etwas Sympathisches. Und er sah kräftig aus, als ob er harte Arbeit vertragen konnte. Da ging mir auf, dass ich genau so jemanden wie ihn brauchte. Jungs in seinem Alter interessieren sich nur für zwei Sachen – Sex und Popmusik. Der würde nie bei mir herumschnüffeln. Also hab ich ihm den Job angeboten.«
    »Und dann?«
    »Hat er ihn angenommen, was denn sonst? Er sparte für irgendwas, das sich MP3-Player nennt – so eine Spielkonsole, schätz ich –, also konnte er das Geld gut gebrauchen. Ich hab ihn versuchsweise genommen und er war gut, besser ging’s nicht. Pünktlich, fleißig, ohne viel zu quatschen oder mir blöd zu kommen. Und dann, eines Tages, kam er mit einer verfluchten Elfe in einem Marmeladenglas an.«
    Madame Cardui lächelte breit. »Pyrgus.«
    Fogarty grinste. »Oh, ja.

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