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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht ahnen, aber damit fing es an. Wie das Leben so spielt.«
    »Er ist auch ins Elfenreich rübergekommen, nicht wahr?«
    »Wer?«
    »Henry. Ich glaube, Pyrgus hat ihn zum Ritter des Graudolch-Ordens im Rang eines Komturs geschlagen.«
    »Keine Ahnung, ob das legal war«, sagte Fogarty nachdenklich. »Pyrgus war zu dem Zeitpunkt erst designierter Kaiser. Aber er war Henry dankbar. Henry hatte ihn aus der Hölle geholt. Ich glaube, er hat einfach gedacht, dass er den Ritterschlag nach der Krönung bestätigt und Punkt. Mit solchem Ärger wie jetzt hat er bestimmt nicht gerechnet. Hat keiner von uns.« Er starrte zu den schwarzen Flammen des Lagerfeuers hinüber. »Ich hoffe, es geht ihm gut. Henry ist ein guter Junge – dass ihm irgendwas zustößt, hat er nicht verdient.«
     

Sechsundsechzig
     
    H enry trieb langsam dahin in den warmen, dunklen Tiefen. Seine Brust tat nicht mehr ganz so weh, aber sie fühlte sich wie eingeschnürt an, so dass er Schwierigkeiten beim Atmen hatte. Er konnte Licht sehen, dann Umrisse, aber seine Augen wollten sich nicht scharf stellen und er wusste nicht, was er da sah.
    »Ich glaube, er hat gerade kurz die Augen aufgemacht.«
    »Wirklich?«
    »Mmh. Sah jedenfalls so aus.«
    »Überprüft noch einmal seinen Puls, Prinz Pyrgus.«
    Pyrgus war da! Das war toll. Pyrgus war da. Henry versuchte »Hallo, Pyrgus« zu sagen, konnte aber nicht genug Luft holen, um die Worte auszusprechen. Er fühlte, wie etwas über seinen Hals strich, sanft wie der Flügel eines Schmetterlings.
    »Nein – nichts.« War das Pyrgus’ Stimme? Sie klang nicht wie Pyrgus’ Stimme. Andererseits hallte und dröhnte alles so komisch.
    »Klappt das mit der Seide?«
    »Die Verschmelzung ist abgeschlossen, Hoheit, aber das heißt nicht notwendigerweise…«
    Hoheit? Hieß das, Blue war auch da? Henry strengte sich gewaltig an und bekam schließlich die Augen auf. Das Licht blendete ihn.
    »Wir passen jetzt die Handschuhe an. Seine Hände sind in einem noch schlechteren Zustand als seine Brust. Er muss versucht haben, sich zu schützen.«
    »Die Verschmelzung geschieht automatisch – das ist eine Eigenschaft von Seide. Das bedeutet noch nicht, dass die Heilung einsetzt.«
    »Heilung ist eine Eigenschaft des Körpers.«
    »Wenngleich eine Verschmelzung den Heilungsprozess unter Umständen befördern kann.«
    »Vorausgesetzt, der Körper kann sie verkraften.«
    »Wenn er sie verkraften kann, kann die Heilung sehr schnell vonstatten gehen.«
    Das war nicht Blue. Eine Frau beugte sich über ihn, aber es war nicht Blue. Henry kam der Gedanke, dass er vielleicht krank war. Er konnte nicht richtig sehen, er konnte nicht richtig hören, er bekam kaum Luft, seine Haut spannte und er hatte stechende Schmerzen in der Brust und in den Händen. Das verhieß nichts Gutes. Vielleicht bekam er ja eine Grippe oder so.
    Neben der Frau erblickte er Pyrgus und versuchte ihn anzulächeln. Aber seinen Kopf konnte er auch nicht richtig bewegen.
    Eine sanfte Frauenstimme sagte: »Er hat die Augen geöffnet, Hoheit.«
    Ja – er hatte die Augen offen. Allmählich konnte er auch etwas erkennen.
    Pyrgus berührte ihn am Hals. »Henry«, sagte er. »Kannst du mich hören?«
    Ich kann dich hören, Pyrgus, dachte Henry. Ich kann dir bloß nicht sagen, dass ich dich hören kann.
    »Der Puls ist wieder da«, sagte Pyrgus. »Ziemlich stark sogar.«
    »Dieser Zimtgeruch bedeutet – «
    Jemand schob Pyrgus und die Frau unsanft beiseite und beugte sich über Henry. Vor seinen Augen verschwamm alles. Das war Blue. Das war definitiv Blue.
    »Ach, Henry!«, rief Blue aus und küsste ihn auf den Mund.
    Der Schmerz war noch genauso schlimm und er konnte sich immer noch nicht bewegen, aber auf einmal ging es Henry schon viel besser.
     
    Henry stemmte sich hoch und stand langsam auf. Er konnte jetzt klar sehen und erinnerte sich sogar – mehr oder weniger – wieder daran, was geschehen war, auch wenn er daraus nicht schlau wurde. Vielleicht war er von einem Blitz getroffen worden: Ein gewaltiger Feuerball war auf ihn zugeschossen, kurz bevor er ohnmächtig geworden war. Aber wenn es ein Blitz gewesen war, dann hatte er ihn irgendwie überlebt.
    Zu seinem Erstaunen tat ihm die Brust nicht mehr weh. Er fühlte sich auch nicht mehr so eingeschnürt und konnte wieder richtig atmen. Ihm fielen die Seidenherrinnen wieder ein und wie sie versucht hatten, ihm zu helfen, aber jetzt war Blue auch da, und Pyrgus. Er fragte sich, was

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