Der purpurne Planet
die sie brauchten, um sich zu verständigen, was ja bei gemeinsamer Arbeit mehr als alles andere das Gefühl hervorruft, daß man gut zueinander paßt.
Gegen Abend besprachen sie den nächsten Tag. Erika Braune hatte offenbar diese Gelegenheit abgepaßt, denn sie stellte sich zu ihnen und mischte sich ins Gespräch.
„Ich würde vorschlagen“, sagte sie, „daß ich morgen mit dem Plasmawind-Kraftwerk beginne. Der Lagerraum, den wir heute geschaffen haben, reicht für zwei, drei weitere Sonden. Die Arbeitsteilung stelle ich mir so vor: Tom und ich leiten die Arbeit der Robotmaschinen, Michael nimmt den Hubschrauber. Gegen Mittag erwarten wir eine Sonde, da fliegt Tom mit zurück zur Station. Die andern können auf ihren Gebieten arbeiten, wenigstens bis die Sonde gelandet ist. Als Standort haben Tom und ich einen Berg mit drei Gipfeln ausgesucht, nicht weit von hier – einen für das Kraftwerk, einen für den Sender und einen für die Entkohlungsanlage. Einverstanden?“
Uwe blickte Jochen an. Der sagte: „Gut.“
Uwe ergänzte: „Und am Abend legt ihr uns das Projekt ausgearbeitet vor, schafft ihr das?“
„Klar, schaffen wir!“ sagte Erika fröhlich und lief zu Tom, der eben aus einer Lagerhöhle trat.
Jochen hängte den Kontakt seines Helmtelefons bei Uwe ein, damit die anderen sie nicht hören konnten. Dann nickte er mit dem Kopf in Richtung der beiden. „Schon bemerkt?“
Uwe nickte. „Bemerkt und vorgemerkt. Ich erwische Erika nur niemals allein.“
„Eben“, sagte Jochen.
Am nächsten Tag, gegen Mittag, flog Uwe mit dem Hubschrauber mit, den Michael zum Dreispitz steuerte – so hatten sie den Berg getauft, auf dem die drei Anlagen errichtet werden sollten.
Das Kernstück war das Plasmawind-Kraftwerk, das den Strom für die Entkohlungsanlage und den Sender liefern sollte. Der Sender, bestimmt für die Verständigung mit der Erde, würde jedoch nur selten in Aktion treten. Und selbstverständlich würde auch die Station mit versorgt werden – ihr Strombedarf war ja, gemessen an den beiden anderen Anlagen, nur minimal.
Das aus dem Fixstern austretende Plasma – ionisiertes, im ganzen neutrales Gas – rast auf den Planeten zu. Wenn es auf dessen Magnetfeld trifft, wird es aufgespalten. Seine leichtesten Bestandteile – die negativen Elektronen – dringen in die Atmosphäre ein und fahren dort Karussell, ähnlich wie in einem Zyklotron. Vom Kraftwerk aus wird ein dünner, scharf gebündelter Strahl schneller Neutronen ausgesandt. Die Luft wird ionisiert und damit leitfähig. Damit wird die Verbindung hergestellt zwischen dem Boden und dem Plasmawind, der eigentlich richtiger Elektronenwind heißen sollte. Es entsteht so etwas wie ein stehender Blitz. Entsprechend reguliert, erhält der fließende Strom die Ionisation aufrecht, der aufwendig zu erzeugende Neutronenstrahl kann abgebrochen werden. Das ist das Prinzip des Plasmawind-Kraftwerks.
Würde es hier auf dem RELAIS genauso funktionieren wie seine größeren Geschwister auf der Erde? Sicherlich, warum nicht, die Konstrukteure waren jedenfalls davon überzeugt gewesen. Nun, man würde sehen. Mit der Erprobung des Kraftwerkes und der beiden anderen Aggregate würde jedenfalls der hiesige Aufenthalt für Uwe, Irina und Michael abgeschlossen sein.
„Nun haben wir’s ja bald geschafft!“ sagte Uwe zu Michael.
„Ja“, sagte der Pilot und wies nach vorn, wo unter dem grünen Himmel die drei Gipfel deutlich zu sehen waren. „In drei Minuten ungefähr.“
Uwe lachte. „Ich meine die Arbeit hier. Dann geht’s auf, nach Hause. Wenn wir wieder auf der Erde sind, kannst du mit Mädchen tanzen, die bei deinem Abflug noch in den Windeln lagen. Oder noch gar nicht geboren waren. Ganz nach Belieben.“ Michael brummte etwas Unverständliches.
„Vielleicht mit der Tochter deiner blonden Freundin vom letzten Erdurlaub“, spann Uwe weiter. „Zwanzig Jahre sind dann vergangen, und du bist kaum älter geworden. Es lohnt sich, Kosmonaut zu sein. Trotzdem werde ich mich von den großen Fahrten zurückziehen. Meinen Platz als Kommandant wirst du einnehmen. Damit kommst du sozusagen in ein gesetztes Alter. Es wäre gut, wenn du dich unter dem weiblichen Kosmonautennachwuchs dann nach etwas Passendem umsiehst, damit du eine Frau hast, die immer bei dir ist.“
„Und wie ist das mit der großen Liebe?“ fragte Michael. „Davon hältst du wohl nicht viel?“
„Blumen, die schnell aufblühen, welken auch schnell.“
„Ich werd mal die
Weitere Kostenlose Bücher