Der purpurne Planet
Biologen fragen, ob das wirklich stimmt“, meinte Michael. „Und außerdem – Menschen sind keine Blumen.“
„Auch richtig“, gab Uwe zu. „Aber warum soll das eine das andere ausschließen?“
„Warum, weiß ich nicht“, sagte Michael, „aber es kann doch passieren, daß es sich ausschließt, oder?“
Uwe sah Michael so aufmerksam an, wie das durch zwei Helmfenster möglich ist. Diese Diskussion mit Wenn und Aber sah dem realistischen, tatsachenliebenden Piloten gar nicht ähnlich.
„Das wird sich dann schon zeigen“, sagte Uwe. Michael schwieg.
„Na?“ fragte der Kommandant.
„Vielleicht hat es sich schon gezeigt“, sagte Michael in einem Ton, als zweifle er an der Feststellung, die in diesem Satz lag.
„Eileen?“ fragte Uwe direkt. Michael nickte.
„Vielleicht darf ich dich daran erinnern“, sagte Uwe mit nachsichtigem Spott, „daß du schon einmal wegen eines Mädchens den Beruf wechseln wolltest.“
„Das gilt nicht. Damals war ich noch ein junger Dachs.“
„Ja, und heute bist du ein alter Weiser – mit deinen fünfundzwanzig Jahren.“
„Trotzdem“, beharrte Michael, „diesmal ist es anders.“
„Ganz sicher?“ Michael schwieg.
„Bist du ganz sicher?“
Michael setzte zur Landung an. „Ich weiß es nicht. Aber wenn es so wäre – würdest du mich hier lassen?“
Jetzt schwieg Uwe. Der Hubschrauber landete. Sie stiegen aus. „Nur, wenn ich ganz sicher wäre!“ sagte Uwe.
Die mittlere Kuppe, auf der sie aufgesetzt hatten, war rund und flach – fast ein Plateau. In der Mitte war ein Zeltdach errichtet, darunter stand das Leitgerät, an dem Erika Braune und Tom Laurentz arbeiteten. Ein Dutzend Robotmaschinen war über die ganze Fläche verteilt. Sie schienen nicht in Betrieb zu sein, aber das täuschte wohl, denn gerade in diesem Augenblick rollte eine auf ihren Raupenketten ein paar Meter weiter.
Die Maschinen sahen gar nicht so aus, wie man sich vielleicht früher einmal Roboter vorgestellt hatte: weder wie Menschen noch wie Spinnen. Aus einem flachen, quaderförmigen Unterbau, der an den Seiten Raupenketten und vorn verschiedene Greifer trug, erhob sich ein etwa meterhoher Zylinder, dessen oberer Rand mit verschiedenen Antennen, Objektiven und Meßfühlern bestückt war.
Von weitem waren Erika und Tom nur an der Größe zu unterscheiden – auch Erika trug jetzt den hautengen RELAIS-Schutzanzug, dessen biologisch aktives Material die Temperaturdifferenzen ausglich und die Hautatmung gewährleistete. Sie sah in dieser Kleidung noch hübscher und zierlicher aus als sonst. Aber, aber, sagte sich Uwe, ich bin doch nicht hergekommen, um sie zu bewundern… Und während Michael den Hubschrauber entlud, ging er zu den beiden hinüber.
„Na, wie sieht’s aus bei euch?“
„Gut sieht’s aus“, bestätigte Tom eifrig, „in ein paar Stunden haben wir die vollständige Analyse des Bodens und des Untergrundes, dann können wir anfangen zu projektieren. Schade, daß ich jetzt weg muß!“
„Du bist nun mal der Funker!“ sagte Uwe lächelnd. „Du kannst übrigens Michael sagen, er soll nicht auf mich warten, ich fliege mit der nächsten Fuhre zurück.“
„In Ordnung“, sagte Tom und verabschiedete sich.
Erika hantierte schweigend an den Tasten des Leitgerätes, und Uwe sah ihr zu. Als sich der Hubschrauber brummend erhob, blickten sie ihm beide nach.
„Was macht eigentlich dein Mann?“ fragte Uwe in die Stille hinein.
„Um das zu fragen, kommst du hierher?“ Erika wunderte sich.
„Ich dachte, du wüßtest es.“
„Mich interessiert jetzt nur eins – möglichst schnell mit dem Aufbau dieser Anlagen fertig zu werden. Daran bist doch auch du interessiert – wenn auch aus ganz anderen Motiven…“
„Es wäre gut“, sagte Uwe langsam, „wenn wir das jetzt mal aus dem Spiel lassen könnten. Ich möchte mit dir reden – nicht als Kommandant, sondern einfach als Älterer.“
Er sagte das etwas zögernd, nicht weil er Hemmungen hatte, über ein so diffiziles Thema zu sprechen, sondern weil ihm die Berufung auf das Alter schwer über die Lippen ging.
Erika zog auch überrascht die Augenbrauen zusammen und sah ihn fragend an.
„Kannst du dein Leitgerät eine Weile allein arbeiten lassen?“
„Natürlich.“
„Dann komm mit.“
Sie gingen an den Rand der Kuppe und setzten sich. Uwe wies mit dem Arm auf die Landschaft. „Du findest das schön, nicht wahr?“
„Das weißt du doch.“
„Und du möchtest es bewohnbar machen.“
„Dazu
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