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Der Q-Faktor

Der Q-Faktor

Titel: Der Q-Faktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzette Haden Elgin
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erinnere mich noch an unsere Glückseligkeit, obgleich ich damals erst fünf war. Darum hatte ich mich auf diesmal gefreut, auf einen neuen Geist zum Erforschen, eine neue Stimme zu hören, jemand zu lieben und von ihm geliebt zu werden; dieser Ausgang mach te mich ganz krank und weh.
    Wir gingen uns umziehen, aber dann blieben die meisten, ohne sich zu verabreden, nackt, weil es so warm war, bis auf diejenigen, die in den Kakteen arbeiten mußten. Man kann nicht nackt auf die Anais-Felder gehen, weil man doch nicht dauernd von den Stacheln gekratzt und gestochen werden will, und deshalb hat Naomi ein Gewand entworfen, so wallend wie das Wahl-Kleid, das einen bis zu den Zehen bedeckt, aber genügend Spielraum für freie Bewegung während der Arbeit läßt. Man kann natürlich die Kakteen nicht eigentlich kultivieren, denn sie wachsen von allein, aber man muß dazwischen das Unkraut jäten, weil die Makluniten grundsätzlich keine Chemikalien zur Unkrautbekämpfung verwenden. Wir zupfen es einzeln mit den Händen aus. Viele der auf Iris heimischen Gemüsesorten gedeihen am besten zwischen den Kakteen, und sie brauchen natürlich auch Pflege.
    Wir arbeiteten den ganzen Tag schweigend, weil wir noch unter dem betrüblichen Eindruck des Morgens standen. Die Tatsache, daß Patrick und Anne-Charlotte fehlten, hob unsere Stimmung auch kein bißchen. Wir waren alle so bedrückt, daß Jan uns am späten Nachmittag in die Wohnkuppel zum Musizieren und Beisammensein rief. Wir saßen da, sangen alte Balladen und lauschten Jan mit großem Vergnügen, der alle schönen Raumlieder kennt, als sie endlich zurückkamen.
    Freya hörte sie zuerst und gab den anderen Be scheid. Ich vernahm noch lange nichts, aber die meisten Erwachsenen hörten es und besonders Mark, dessen Q-Faktor noch ausgeprägter ist als der unsere.
    „Es geht ihnen gut“, sagte Sally. „Wenigstens wissen wir jetzt, daß sie in Ordnung sind.“
    „Aber Anne-Charlottes Geist …“
    Sie gingen zur Gedankensprache über, zeigten einander lebendige Images, und ich saß frustriert dabei, erhaschte hier und da ein Wort. Ich schäumte innerliche und wünschte nur, sie mögen sich beeilen und schnell in meine Reichweite kommen. Ich muß unbedingt mehr Übung bekommen, das ist alles; ich darf nicht soviel Zeit mit Schreiben vergeuden, sondern mehr mit Mark und den anderen Kindern an mir arbeiten. Es ist gräßlich, wenn ein Gespräch einem um den Kopf schwirrt und man, außer einem Wortfetzen ab und zu, nichts mitbekommt. Mark grinste mich an; er merkte also genau, wie irritiert ich war. Dann verging ihm plötzlich das Grinsen und er schaute betroffen, und da wüßte ich, daß es etwas Entsetzliches war, was mir da entging.
    Normalerweise behandeln uns die Erwachsenen niemals rücksichtslos; sie verkehren ebensowenig in Gedankensprache, wenn wir in einer Gruppe beieinander sind, wie sie eine tote Sprache benutzen oder einander verschlüsselte Bemerkungen zuflüstern würden. Es mußte etwas Grauenvolles sein, das sie ihre guten Manieren so gänzlich vergessen ließ.
    „Tessa?“
    „Ja, Mark?“ gedankensprach ich schweigend und dachte die Worte so deutlich und sorgfältig ich es vermochte. Ich wußte, er würde sie nicht richtig empfangen, weil ich nicht ordentlich senden konnte und er alle anderen Gespräche verfolgen wollte, während er sich mit mir abgab. Trotzdem konnte er meine Worte als semantische Einheit für Zustimmung interpretieren.
    „Ich erkläre dir, was los ist, so gut ich kann. Wenn es dir zu schnell geht, dann unterbrich mich.“
    „Gut“, dachte ich.
    „Patrick und Anne-Charlotte waren in der Wildnis, jenseits der Klippen, und dort ist irgendein Unfall passiert. Ich verstehe nicht recht, was war, nur daß niemand verletzt wurde und daß es irgend etwas mit dem Baby zu tun hatte.“
    „Aber das Baby ist nicht hier!“ dachte ich und vergaß, daß er lediglich Laute der Verwirrung empfing.
    „Ich sagte dir doch, daß ich es nicht verstehe“, dachte er mürrisch. „Ich tue mein Bestes.“ Und dann schimpfte er weiter: „Du entwickelst eine gräßliche Gedankenstimme. Mir tut der Kopf schon jetzt vom Zuhören weh, obwohl du noch nicht einmal etwas sagen kannst!“
    Darauf ging ich nicht ein, weil ich wußte, daß es nicht stimmte. Mir war oft genug das Gegenteil gesagt worden. Nur wenn ich aufgeregt werde und das Sanft-und-Behutsam-sein vergesse, dann entfährt mir ein Schrei, als würde ich jemand ins Ohr brüllen, noch da zu unsortiertes und

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