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Der Q-Faktor

Der Q-Faktor

Titel: Der Q-Faktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzette Haden Elgin
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dafür aussuchen als hier zu sitzen. Entscheide dich also, Anne-Charlotte – sprich mit uns vernünftig, oder wir beenden dieses Treffen und gehen unseren eigenen Dingen nach.“
    Sie betrachtete sie nacheinander eindringlich, wie sie im Kreis entlang der Wände des Gemeinschaftsraumes saßen. „Ich brauche eigentlich kein Treffen“, sagte sie, fast zu sich selbst, „denn ich kann euch zum Zuhören zwingen, wenn ich euch etwas sagen will, ob es euch paßt oder nicht, ob ihr in den Feldern oder an den Webstühlen arbeitet oder im Schulzimmer oder in der Wildnis. Das wißt ihr doch inzwischen?“
    „Mach, was du willst“, sagte Patrick unvermittelt und erhob sich. „Dann kriegen wir wenigstens unsere Arbeit geschafft, während wir zuhören.“
    „Setz dich, Patrick“, ermahnte sie ihn sofort. „Setz dich und hör zu. Ich habe nicht den Wunsch, euch alle gegen mich aufzubringen.“
    „Dann mußt du dich wenigstens um ein bißchen mehr Rücksicht bemühen.“
    Sie musterte ihn, während ihre Ausstrahlung aufschimmerte und abebbte im Rhythmus mit ihren gewalttätigen Gedanken, und alle im Raum hielten den Atem an. Sie mußte verrückt sein, daran konnte kein Zweifel bestehen. Für einen Makluniten bedeutete die Androhung von Gewalt einem Gruppenmitglied gegenüber den Gipfel des Irreseins; selbst wenn dies der einzige Hinweis war, demonstrierte er augenscheinlich genug ihren derangierten Zustand. Doch um welche Art von Irrsinn handelte es sich – bei einem Geist wie dem ihren? Und wie konnte sie behandelt werden, was konnte man mit ihr tun?
    „Ihr habt mir zu helfen“, befahl sie barsch. „Das könnt ihr mit mir tun! Ich gehöre zu eurer Traube, wir sind einen Sinnes, ihr müßt mir helfen!“
    „Dann gib uns dazu eine Chance“, warf Tomaso sanft ein. „Erkläre uns, welche Unterstützung du von uns erwartest.“
    Sie holte tief Luft und atmete langsam aus, und dann stieß sie hervor: „Ich will das Baby aus der Krippe teleportieren.“
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes verbarg Sally das Gesicht in den Händen; die verblüfften Seufzer der anderen Frauen klangen wie ein einziges Stöhnen. Nur Patrick behielt bei der Ankündigung die Fassung, denn ihm war der Schock schon einen Tag zuvor versetzt worden.
    „Wiederhole das, Anne-Charlotte“, sagte Johan, und die anderen wandten sich ihm erstaunt zu. Johan war sehr still, er sprach fast nie, und seine Psi-Kräfte waren kaum ausgeprägter als die der Kinder. Er verbrachte seine Zeit mit komplizierten Gleichungen, die niemand verstand, und mit einem Stapel von Büchern. Selbst Valya, die Frau, die mit ihm lebte, wußte nur deshalb mehr von ihm, weil er ihr gegenüber seine Gedanken immer offenhielt. Er war ernsthaft beunruhigt, sonst hätte er sich nicht eingemischt.
    „Ich erklärte“, wiederholte Anne-Charlotte, „daß ich mein Baby aus der Krippe teleportieren will. Aus der Krippe heraus und hierher zu mir. Habe ich mich nicht deutlich ausgedrückt?“
    „Anne-Charlotte“, rief Sally aus, „das Baby ist nicht dein Baby. Es gehört nicht dir allein!“
    „Und dann ist Patrick auch nicht dein Mann, oder?“ fuhr Anne-Charlotte sie an. „Und dann nennt Tomaso Naomi auch nicht seine Frau?“
    „Anne-Charlotte“, sagte Patrick sehr streng und kühl, „du bist eine Maklunitin. Du bist bei uns seit deiner Mädchenzeit. Du weißt genau, daß es sich dabei nur um eine Redewendung handelt, eine Ausdrucksweise. ›Mein‹ Mann oder ›meine‹ Frau heißt nur ›die Person, mit der ich vor allen anderen am liebsten beisammen bin‹. Es wird und kann niemals einen Eigentumsanspruch bedeuten!“
    „Das ist mir gleich“, wehrte sich Anne-Charlotte. „Darum kümmere ich mich nicht. Das Baby ist ein Teil von mir.“
    „Ebenso wie wir alle ein Teil von dir sind.“
    „Das ist nicht das gleiche.“
    „Aber das Baby wird gebraucht, Anne-Charlotte, es wird für die Existenz der Menschheit dringend gebraucht. Sehr, sehr wenige unter den Milliarden von Neugeborenen in den drei Galaxien sind in der Lage und begabt, die ihnen gestellte Aufgabe zu übernehmen. Du darfst nicht versuchen, das zu verhindern.“
    „Ihr haßt mich, ihr alle!“ rief Anne-Charlotte aus.
    „Unsinn“, erwiderte Tomaso. „Wir lieben dich. Wir lieben dich alle aus ganzem Herzen.“
    „Aber ihr laßt mich nicht einmal erklären!“
    „Gut, dann erklär es uns. Sag es!“
    „Dann laßt mich Gedankensprache benutzen.“
    „Nein“, widersprach Patrick und schüttelte den

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