Der Rabbi schoss am Donnerstag
als nur gelegentlich ein paar Tage. Wir erwägen, uns hier ganz niederzulassen.»
«Direkt hier, in Barnard’s Crossing? Das freut mich aber! Es wird Ihnen hier gefallen. Es ist eine wunderschöne, alte Stadt.» Er zögerte. «Heißt das, dass Sie Rohrbough behalten wollen?»
«Ganz recht. Ich werde das Werk persönlich leiten. Aber das ist noch vertraulich.»
Gore lächelte verschlagen. «Soll das heißen, ich soll’s niemand weitersagen, oder soll ich’s diskret durchblicken lassen?»
Segal starrte ihn verständnislos an. Dann stieß er ein kurzes, explosives Lachen aus. «Ha. Sie sind in Ordnung, junger Mann! Aber im Grunde sollte es überhaupt nichts heißen. Es war nur so eine Redensart. Wir besitzen einen führenden Anteil an der Firma, und ich denke, dass gute Möglichkeiten darin stecken. Kein Grund, so was geheim zu halten.»
«Und Sie wollen hier wohnen? Haben Sie schon ein Haus gefunden?»
«Wir werden wohl bauen. Übrigens, Mimi und ich, wir haben uns schon mal ein bisschen umgesehen. Wissen Sie einen guten Immobilienmakler?»
Da er vorhin gerade mit Molly Mandell über ihn gesprochen hatte, und auch, weil er meinte, Segal werde einen Juden bevorzugen, antwortete er: «Henry Maltzman ist ein guter Makler. Er hat sein Büro in der Nähe der Bank und kennt alle Grundstücke der Umgebung, die zu verkaufen sind.»
«Aber wir haben bereits ein Grundstück gefunden», wandte Mrs. Segal ein.
Segal verriet ein wenig Ärger. «Das stimmt», gab er zu, «aber es macht mir nichts aus, Maklergebühren zu bezahlen. Wenn der Mann gut ist, lohnt sich das.»
«Vollkommen richtig», bestätigte Gore. «Es gibt eine Menge gemeindliche Verfügungen, und in einem alten Gemeinwesen wie diesem bestehen komplizierte Wegerechte, über die man Bescheid wissen muss, bevor man kauft. Ein einheimischer Makler kann Ihnen da viel Ärger ersparen.»
«Ich habe es mir zum Prinzip gemacht, mich stets an einheimische Firmen zu wenden.»
Der Kellner brachte den Kaffee, und Segal steckte sich eine Zigarre an.
«Das freut mich», antwortete Gore, «denn wir gehören ja auch zu den Einheimischen. Die Bank, meine ich. Rohrbough hat bei uns angefangen, und wir haben sämtliche Bankgeschäfte für die Firma geführt, bis sie sich in eine AG verwandelten, für uns zu groß wurden und nach Boston gehen mussten. Aber den Kontakt mit uns haben sie nicht aufgegeben: Wir bearbeiten immer noch die Lohngelder. Ich muss zugeben, dass ich die nicht gern verlieren würde. Es ist so bequem für die Leute, die bei Rohrbough arbeiten, und wir möchten unseren Freunden und Nachbarn gern zu Diensten sein.»
Segal warf dem Jüngeren einen schrägen Seitenblick zu. «Aber Sie ziehen doch sicher noch mehr Gewinn daraus, außer der Chance, Ihren Freunden und Nachbarn zu Diensten zu sein, wie?»
Gore lachte verlegen. «Nun ja, natürlich, da ist unser Entgelt für die Buchführung, und es kommen auch sehr viel mehr Leute in die Bank, bei denen wir für den Christmas Club, für persönliche Kredite, Autokredite und gelegentlich auch eine Hypothek werben können.»
Segal lächelte. «Ganz zu schweigen vom Umsatz etwa einer Viertel- bis einer halben Million Dollar pro Woche.»
Gore grinste unschuldig. «Ganz zu schweigen davon. Aber so hoch wird die Summe selten, vor allem heutzutage. Und während manche ihre Schecks an ihre eigene Bank einreichen, sodass alles verzögert wird, weil sie in Boston durchs Clearing gehen müssen, und andere sie vielleicht im Supermarkt einlösen, von wo aus sie ebenfalls über Boston gehen, lösen eine ganze Menge die Schecks jedoch sofort, noch am Zahltag, bei unserer Bank ein.»
«Na schön», sagte Segal, «ich werd’s mir überlegen. Und vergessen Sie das mit der Mitgliedschaft nicht, ja?»
«Ich werde mich sofort darum kümmern.»
7
«Warum wollten Sie am minjen teilnehmen?», fragte Rabbi Small verdrießlich. Kurzsichtig blickte er von einer der drei Frauen, die ihm in seinem Arbeitszimmer gegenübersaßen, zur anderen. «Sie sind von dem Gebot des morgendlichen Gebets befreit. Warum wollen Sie eine unnötige Bürde auf sich nehmen?»
«Etwa so, wie wir von der Bürde des Wählens befreit waren?», fuhr Molly Mandell ihn mit blitzenden dunklen Augen an. «Oder von der Bürde, Besitz zu haben?» Sie gab sich sehr selbstsicher, und es war deutlich, dass sie nicht die Absicht hegte, sich dem Kommando Mrs. Froelichs zu unterwerfen, der Vorsitzenden der Schwesternschaft, die diese Delegation anführte. Molly
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