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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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unternehmen?», fragte sie ihn verzweifelt.
    Er lächelte ein wenig. «Ich glaube, diesmal werde ich mein Schicksal in Gottes Hand legen und das Beste hoffen.»

26
    «Ich hasse diese Art von Fällen», erklärte State Detective Sergeant McLure. «Die können sich monatelang hinziehen, und wir stehen trotz allem mit leeren Händen da. Oder wir sind hundertprozentig sicher, wer es war, und der District Attorney findet, dass wir nicht genug Beweise haben, um den Fall vor Gericht zu bringen.»
    «Was ist so Besonderes an diesem Fall?», fragte Jennings verärgert, als mache McLure, der Mann aus der Großstadt, eines der einheimischen Produkte schlecht. Überdies war die Frage eher rhetorisch gemeint, denn eine Antwort von McLure interessierte ihn nicht. Sie saßen mit Lanigan am Esszimmertisch in Jordons Haus. Alle drei schlapp, entspannt und träge nach den Aufregungen und der hektischen Arbeit des Tages.
    «Nun, wenn es ein Profi-Job wäre, wüssten wir entweder, wer etwas gegen das Opfer hatte, und dann brauchten wir nur noch das Alibi zu knacken – denn diese Sorte hat immer ein gutes Alibi –, oder wir bringen jemanden zum Reden. Wenn man einen ganzen Stall voll Informanten hat, kann man dabei ganz gut fahren. Andererseits, wenn es ein Amateur war, dann hängt alles nur davon ab, herauszufinden, wer das Opfer aus tiefstem Herzen gehasst hat. In diesem Fall aber war das Opfer, soweit ich feststellen konnte, ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse. Und jeder, der gestern Abend hier im Haus war, hätte den Wunsch haben können, ihn umzubringen, weil er mit jedem von ihnen Streit hatte. Ganz zu schweigen von dem Mann, der ihn vorher angerufen hat. Oder es hätte jemand ihn aufsuchen können, dessen Name überhaupt noch nicht aufgetaucht ist.»
    «Da mögen Sie Recht haben», bestätigte Lanigan. «Aber …»
    «Und noch etwas», fuhr McLure fort. «Nehmen Sie nur mal die Waffe. Gewöhnlich gibt sie uns einen Hinweis. Oder wir haben das Geschoss, und wenn man das mit einer bestimmten Waffe vergleicht, hat man den Fall praktisch in der Tasche. Aber hier lag die Waffe für alle sichtbar auf dem Tisch. Und falls diese Martha zurückgekommen ist, oder ihr Freund oder dieser Mann, der angerufen hat, oder Billy, der junge Mann – na ja, da lag sie – sozusagen griffbereit.»
    «Ja, aber andererseits hat hier offensichtlich jemand losgeballert», wandte Jennings ein. «Der Doc sagt, es war, als hätte eine Frau mit geschlossenen Augen abgedrückt, bis die Waffe leer war. Das erscheint mir logisch.»
    «Aber es hätte auch ein Jugendlicher sein können, der verrückt ist nach Waffen, aber nichts davon versteht», erwiderte McLure. «Oder nehmen wir mal diesen Stanley …»
    «Stanley nicht», protestierte Jennings voll Überzeugung. «Der fährt jedes Jahr nach Maine hinauf und kommt mit einem Stück Rotwild zurück.»
    «Ja, aber er trinkt doch wohl eine Menge. Und wenn er sich erst hat voll laufen lassen …»
    «Wie viel Uhr ist es?», erkundigte sich Lanigan plötzlich.
    «Gleich sechs», antwortete Jennings. «Warum?»
    Statt einer Antwort griff Lanigan nach dem Telefon und wählte. Dann sagte er: «Miriam? Hier Hugh Lanigan. Ist David da?»
    «Er ist bei der Abendandacht in der Synagoge.»
    «Ach so! Ich dachte, da es nach Sonnenuntergang ist, könnte ich ruhig bei euch anrufen.»
    «Das ist richtig. Aber dann beginnt erst die Andacht. Sie dauert ungefähr fünfzehn bis zwanzig Minuten. Und dann kommt er natürlich zu Fuß nach Hause. Soll ich ihm sagen, dass er Sie anruft, wenn er da ist?»
    «Vielleicht können Sie mir auch Auskunft geben. Sind Sie gestern Abend beim Gottesdienst gewesen?»
    «Ja, natürlich. Ich gehe jeden Freitagabend hin.»
    Lanigan machte Jennings ein Zeichen, der den zweiten Hörer aufnahm und sich einen Schreibblock heranzog. «War Henry Maltzman auch da?»
    «Ich glaube schon. Ja, bestimmt. Warum?»
    «Und Stanley Doble? War der da?»
    «Den habe ich nicht gesehen, aber das wäre auch unwahrscheinlich, weil er unten im Andachtsraum bei den Vorbereitungen für den anschließenden Imbiss ausgeholfen hat. Wieso? Ist was nicht in Ordnung?»
    «Nur Routine, Miriam. Vielen Dank.»
    Nachdem er Zeit und Datum notiert hatte, riss Jennings das Blatt vom Block und heftete es in den immer dicker werdenden Aktenordner dieses Falles.
    «Wenn der Arzt die Todeszeit mit halb neun bestätigt, scheidet Henry Maltzman aus», sagte Lanigan. «Wie ich erwartet hatte, war er gestern Abend in der Synagoge. Der

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