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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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mich angelogen, oder sie hätte sie dazu angestiftet, weil sie es sich anders überlegt hätte und sich nicht mit mir treffen wollte.»
    «Also was haben Sie gemacht?», fragte Jennings.
    «Ich hab ’n paar Bier gekippt.»
    «Um sich den Entschluss zu erleichtern, nehme ich an», sagte Jennings ironisch.
    «Ganz recht. Und dann fiel mir ein, sie könnte vielleicht schon nach Hause gegangen sein, bevor ich überhaupt ankam. Also bin ich zu ihr gefahren, und da war sie auch.» Triumphierend blickte er von einem der drei Männer zum anderen.
    «Und was haben Sie dann gemacht?», erkundigte sich Lanigan.
    «Na ja, reinlassen wollte sie mich nicht, und rauskommen wollte sie auch nicht. Wir haben so durch die Tür geredet. Sie hatte die Kette vorgelegt. Aber sie hat mir vorgeworfen, sie hätte meinetwegen den Job verloren. Und da dachte ich mir, vielleicht sollte ich noch mal zu Jordon fahren und die Sache in Ordnung bringen.»
    «Um wie viel Uhr war das?», fragte Lanigan beiläufig.
    «Ach, so acht, halb neun, vielleicht auch ein bisschen später. Wissen Sie, ich dachte nämlich, es wäre besser, vorher schnell noch ein Bier zu trinken. Na ja, ich kam dann die Elm Street runter, und als ich bremste, um links in die Einfahrt einzulegen, sah ich, dass alles dunkel war. Das heißt, richtig hell ist es da ja eigentlich nie. Kaum Licht genug, um die Schnaken anzulocken. Der alte Geizhals wollte Geld sparen. Aber diesmal war alles dunkel, als wäre er zu Bett gegangen. Und während ich noch darüber nachdachte, ob der wohl wirklich im Bett ist, und ob ich klingeln oder an die Tür hämmern soll, um wenigstens zu erreichen, dass er aufstehn muss, kommt dieser Wagen aus der anderen Richtung und biegt in die Einfahrt ein. Also dachte ich, zum Teufel damit, hat doch keinen Zweck, mit ihm zu reden, wenn er Besuch hat. Also bin ich weitergefahren, nach Salem rüber, wo ich auch eine Freundin habe.»
    «Hat diese Freundin einen Namen?», erkundigte sich Lanigan.
    Zum ersten Mal zögerte Stanley jetzt. Unsicher sah er den Rabbi an. Schließlich antwortete er: «Also, an ihren Namen kann ich mich nicht so richtig erinnern. Wir nennen sie immer bloß Frenchy, weil sie irgendwie von Franzosen abstammt.»
    «Dieser Wagen, den Sie in die Einfahrt einbiegen sahen – was für eine Marke war das?», fragte Lanigan lässig, als interessiere es ihn eigentlich gar nicht, und er mache nur Konversation.
    Stanley schüttelte den Kopf. «Er kam mir entgegen und hatte das Fernlicht an.»
    «Und um wie viel Uhr war das?»
    «Wie gesagt, es kann halb neun gewesen sein, vielleicht aber auch ein bisschen später.»
    Das Telefon schrillte, und als sich Lanigan meldete, kam vom anderen Ende eine erregte Stimme. «Der junge Mann, dieser Green, ist gerade aufgetaucht, Chief. Wir haben ihn erwischt, als er durchs Fenster hinten einsteigen wollte.»
    Sofort wurden Lanigan und Jennings munter. «Na schön, fort mit Ihnen, Rabbi. Ich habe zu tun.»
    «Und was ist mit Stanley?»
    «Nehmen Sie ihn mit.»

29
    Die Vernehmung dauerte Stunden. Als Lanigan und Jennings in Jordons Haus eintrafen, war McLure bereits da und hatte mit der Befragung begonnen. Billy schluchzte und stammelte. McLure unterbrach sich kurz, um den beiden Beamten in einer entfernten Ecke den Stand der Dinge zu erklären.
    «Er behauptet, nichts von dem Mord gewusst zu haben, bis er vorhin herkam», sagte er, «aber ich bin überzeugt, dass er’s war, und es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis er’s gesteht.»
    «Schon mal was von Miranda gehört?», fragte Lanigan kühl.
    McLure war ganz großäugige Unschuld. «Ich habe ihn nicht beschuldigt, ich befrage ihn nur als Zeugen – rein zur Information.»
    «Und warum weint er?»
    «Der Tod Jordons hat ihn so tief getroffen – sagt er.»
    «Was war Jordon für ihn? Hat er das gesagt?»
    «Er sagt, der Alte wäre ein Freund seiner Mutter gewesen.» McLures Augen blitzten unternehmungslustig. «Und wissen Sie, wer diese Mutter ist? Hester Grimes. Die ist seine Mutter.»
    «Wer ist Hester Grimes?», erkundigte sich Jennings.
    «Aber Sie müssen sie doch mal im Fernsehen gesehen haben! Sie ist Nightclubsängerin. Man sieht sie viel bei diesen Talkshows.»
    «Und wo ist sie?», fragte Lanigan. «Wie können wir sie erreichen?»
    «Im Moment auf Europatournee. Was ich bis jetzt aus ihm herausgekriegt habe …»
    «Lassen Sie nur. Ich rede selber mit ihm. Wenn er seine Story ändert, können Sie ihn befragen, sonst aber wäre ich Ihnen dankbar,

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