Der Rabbi schoss am Donnerstag
nichts zu verbergen. Aber jetzt wollen wir endlich anfangen. Wenn ihr über den Mord reden wollt, kann ich ja gehen, denn ich habe Wichtigeres zu tun.» Er sah sich im Zimmer um. Sie waren unruhig, aber sie schwiegen.
Er klopfte scharf mit den Knöcheln auf den Tisch und verkündete: «Also, ich rufe den Vorstand jetzt zur Ordnung. Bevor wir mit der Tagesordnung beginnen, möchte ich noch ein paar Worte sagen. Als ich bei der letzten Sitzung erklärte, ich wolle Herb Mandell als Ersatz für Joe Cohen in den Vorstand holen, weil dieser zurückgetreten ist und die neuen Statuten dem Vorsitzenden das gestatten, hatte ich Herb noch gar nicht gefragt. Ich habe ihn überhaupt nicht gefragt, ob er in den Vorstand will. Ich habe ihm nur gesagt, dass ich ihn zum Mitglied ernannt habe und von ihm erwarte, dass er seine Pflicht tue. Warum? Das will ich euch sagen. Weil Herb Mandell eben so ist. Sagt man zu Herb, da ist etwas, das muss erledigt werden, und man sagt ihm, er soll es erledigen, antwortet Herb nur: ‹Okay.› Und so einen Mann brauchen wir in unserem Vorstand. Und deswegen habe ich auch nicht lange gezögert, als Joe Cohen zurücktrat. Nun gut. Also fangen wir jetzt an. Die Sekretärin liest das Protokoll vor.»
Herb Mandell hörte aufmerksam zu, während das Protokoll verlesen wurde, die Ausschussvorsitzenden ihre Berichte erstatteten, die Mitglieder Fragen und Einwände zu den Berichten vorbrachten. Er hätte gern an der Diskussion teilgenommen, und sei es auch nur, um dem Ruf gerecht zu werden, den Maltzman ihm verliehen hatte, aber es war ihm alles noch zu neu, und außerdem handelte es sich um Dinge, von denen er gar nichts wusste.
Schließlich verkündete Maltzman: «Wenn keine weiteren Einwände erhoben werden, möchte ich die anderen Punkte der Tagesordnung vorerst ad acta legen und die Abstimmung über das Budget vorschlagen, in Ordnung? Mike, Sie sind dran.»
Meyer Andelman, Vorsitzender des Budgetausschusses, bückte sich und hob einen Aktenkoffer auf, der auf dem Boden zwischen seinen Füßen gestanden hatte. «Obwohl wir bei der letzten Sitzung einige Punkte besprochen und uns alle Punkte wenigstens angesehen haben, hielt ich es für besser, alles noch einmal schwarz auf weiß festzuhalten. Meine Sekretärin hat Fotokopien angefertigt, damit ihr die Aufstellung alle vor euch habt, wenn wir die einzelnen Punkte diskutieren. Ich werde sie jetzt gleich verteilen. Außerdem schlage ich vor, dass wir uns diesmal nicht an die Regeln halten, sondern dass jeder, der etwas zu diesem oder jenem Punkt zu sagen hat, es einfach sagt. Seht euch die Aufstellung jetzt erst einmal gründlich an, dann beginnen wir bei Punkt eins und gehen dann der Reihe nach weiter.»
Das war Herb Mandells Stichwort. «Herr Vorsitzender, ich möchte einen Vorschlag machen. Da wir dies alles schriftlich haben, könnten wir dann nicht die Abstimmung über das Budget um eine Woche verschieben, damit wir uns diese Aufstellung zu Hause in aller Ruhe ansehen können?»
Meyer Andelman antwortete: «Dazu möchte ich etwas sagen, Herr Vorsitzender. Es ist so, Herb. Wir haben jetzt den Monatsersten, oder vielmehr, den Sonntag, der dem Monatsersten am nächsten ist. Und wir stimmen am ersten November über das Budget ab.»
Maltzman räusperte sich. «Tja, also …»
«Steht es in den Statuten, dass wir das müssen?», erkundigte sich Mandell.
«Nein», musste Andelman zugeben. «Aber wir tun es eben immer.»
Mandell stieß nach. «Wenn es nicht in den Statuten festgelegt ist, warum vertagen wir die Abstimmung nicht, damit wir uns gründlich mit der Materie befassen können?»
«Aber einen großen Teil haben wir doch schon letzte Woche besprochen», wandte Andelman ein.
«Ja, aber ich war letzte Woche nicht dabei.»
«Nun ja, sicher, Herb; aber bei den Punkten, über die Sie sich nicht klar sind, können Sie sich ja der Stimme enthalten. Ich persönlich glaube nicht, dass ihre Stimme so wichtig ist. Ich meine, ich glaube kaum, dass es einen Punkt gibt, bei dem die Abstimmung so knapp ausfällt, dass eine Stimme wichtig ist. Verstehen Sie mich?»
«Selbstverständlich verstehe ich Sie, Meyer», erwiderte Mandell. «Aber vielleicht können Sie mich ebenfalls verstehen. Es geht mir ums Prinzip. Sehen Sie, ich bin Buchhalter. Also geht es mir gegen den Strich, dass ich eine Bilanz vorgelegt bekomme und sie billigen soll, bevor ich sie mir richtig habe ansehen können. Das liegt an meiner Ausbildung, wissen Sie. Gut, Sie können sagen, ich
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