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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Molly sie zu beruhigen.
    «Aber wenn die das sagen, sagen andere das vielleicht auch.»
    «Und was sollen wir dagegen tun?»
    «Irgendwas müssen wir einfach dagegen tun, finde ich», sagte Anne. «Vielleicht könnte Rabbi Small …»
    «Rabbi Small? Glaubst du etwa, du könntest ihn dazu bewegen, in irgendeiner Sache was zu unternehmen?»
    «Na ja …»
    «Hör mal, Anne, von Rabbi Small brauchst du überhaupt nichts zu erwarten. Das hat er praktisch selber gesagt, als Henry Maltzman ihn wegen der Gleichberechtigung der Frauen beim Gottesdienst aufsuchte. Er behauptet, eine Veränderung zieht andere nach sich, und davon könnten einige negativ sein, deswegen wolle er kein Risiko eingehen. Also, ich bitte dich!»
    «Na gut, das hat was mit Religion zu tun, aber dies ist eine Frage des … des …»
    «Des Rechts? Der Politik? Na schön. Letzte Woche hat der Magistrat dafür gestimmt, seine Billigung der Verkehrsampeln bei der Synagoge noch einmal zu überdenken. Übrigens, das war auch eine von Ellsworth Jordons schmutzigen Machenschaften. Und hat Rabbi Small etwas dagegen unternommen? Hat er wenigstens an die Presse geschrieben und gegen den Beschluss des Magistrats protestiert?»
    «Das weißt du doch gar nicht. Vielleicht hat er doch etwas getan, oder er …»
    Mollys Augen blitzten vor Belustigung. «Also, du glaubst doch wohl nicht etwa, dass Rabbi Small Jordon ermordet hat, wie?»
    «Aber Molly! Wie kannst du nur so was sagen! Ich meine, er hat vielleicht mit dem Magistrat gesprochen oder wird es noch tun.»
    Molly schüttelte den Kopf. «Wenn gehandelt werden muss, brauchst du auf Rabbi Small nicht zu zählen. Darüber müssen wir uns klar sein. Er ist großartig darin, uns zu erklären, was wir nicht tun dürfen und was der Talmud darüber sagt, aber wenn es um aktive Taten geht, kannst du ihn sofort vergessen.»
    «Ja, aber was sollen wir denn tun?»
    «Einen anderen Rabbi nehmen», antwortete Molly prompt.
    «Aber wie? Und woher sollen wir wissen, ob der andere besser ist?»
    «Wir nehmen ihn nur, wenn er uns entsprechende Unterlagen einreicht. Und was Rabbi Small angeht …» Molly erklärte ihr Maltzmans Plan.
    Sie diskutierten ihn eingehend. Anne erhob Einwände, wies auf Probleme und Schwierigkeiten hin. Aber als Molly ging, um in ihr Büro zurückzukehren, konnte sie Maltzman berichten, dass ihre Freundin zugesagt hatte.

36
    «Er ist auf Children’s Island», sagte Chief Lanigan. «Was wollen Sie von ihm?»
    «Was macht er drüben auf der Insel?», erkundigte sich Rabbi Small.
    «Er wohnt dort. Er arbeitet dort. Am ersten Abend kam er hierher zurück und schlief in einer unserer Zellen. Da er jedoch nicht unter Anklage steht, konnte ich ihn nicht hier behalten. Und in Jordons Haus konnte ich ihn auch nicht zurückkehren lassen, selbst wenn er das gewollt hätte. Wir haben das Haus versiegelt. Und in der Bank arbeiten wollte er jetzt noch nicht wieder. Er meint, die Leute würden ihn mit neugierigen Fragen belästigen. Dann fielen mir die Hegertys ein. Sie wohnen ungefähr bis Thanksgiving auf der Insel, reparieren die Hütten, streichen sie und hängen für den Winter die Fensterläden ein. Dabei ist ihnen jede Hilfe willkommen. Also habe ich sie gefragt, und der Junge war einverstanden, sogar interessiert, und so hab ich’s dann arrangiert.»
    «Er steht doch nicht unter Arrest?»
    «Nein. Der District Attorney meint, wir haben keine Beweise gegen ihn. Andererseits wollen wir ihn aber noch eine Weile hier behalten. Und dies schien mir die ideale Lösung zu sein.»
    «Hat er einen Anwalt? Ist seine Mutter benachrichtigt worden?»
    «Wozu braucht er einen Anwalt? Er ist nicht angeklagt, sage ich Ihnen. Und was seine Mutter betrifft – er will nicht, dass die was erfährt. Weil er glaubt, sie würde dann sofort angerannt kommen. Na ja, er ist achtzehn, also volljährig, daher …»
    «Wie komme ich zu ihm?», fragte der Rabbi.
    Lanigan lächelte. Er lehnte sich im Sessel zurück und verschränkte die Hände über dem Bauch. «Tja, wenn Sie ein Boot hätten, könnten Sie vielleicht rüberrudern. Oder Sie könnten sich von jemandem mit einem Motorboot rüberfahren lassen. Oder Sie könnten sich von der Hafenpolizei rüberfahren lassen. Aber das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun, denn im Grunde geht Sie die Sache ja gar nichts an.»
    Rabbi Small berichtete von seinem Gespräch mit Ben Segal. «Da er also eine jüdische Mutter hat, ist der Junge ebenfalls Jude, und als einziger Rabbi hier in der Stadt

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