Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Sir.«
»Selbstverständlich musste ich Detective Chief Inspector Kessen darüber in Kenntnis setzen«, sagte Hitchens. »Falls es sich in irgendeiner Weise für die laufenden Ermittlungen als relevant erweisen sollte.«
»Ich verstehe.«
»Quinn war bereits vor dem Mord in Schwierigkeiten geraten. Ihr Vater hatte ihn nämlich schon zweimal zuvor verhaftet: einmal wegen Annahme von Diebesgut auf einer Baustelle, auf der er arbeitete, das zweite Mal wegen Körperverletzung in einem Pub. Es gab eine Massenschlägerei, und sowohl Quinn als auch Thorpe waren daran beteiligt.«
»Will Thorpe war ebenfalls dabei?«
»Vergessen Sie nicht, dass die beiden gute Freunde waren.«
»Stimmt.«
»Quinn wurde unter anderem wegen tätlichen Angriffs auf einen Polizisten angeklagt. Raten Sie mal, wer dieser Polizist war.«
»Ich kann mich daran erinnern«, sagte Cooper. »Dad hatte anschließend wochenlang ein blaues Auge und schlechte Laune.«
»Aber er nahm sich nicht einen Tag frei, was sich die Verteidigung bei der Verhandlung zunutze machte, als sie versuchte, die Verletzungen zu bagatellisieren.«
»Er hätte ein Auge verlieren können. Quinn hat mit dem dicken Ende eines Billardqueues zugestoßen.«
»Das hat der Angeklagte bestritten, und es gab keine Augenzeugen, die es bestätigen wollten. Es war nämlich nie ganz klar, ob Quinn oder Thorpe damals Joe Cooper am nächsten war. Dem Gericht blieb nichts anderes übrig, als Quinn von den Vorwürfen freizusprechen.«
»Und dann gab es noch den Fall Carol Proctor.«
»Ja. Ich hab es immer für ein ziemliches Glück gehalten, dass Quinn bereits festgenagelt war, bevor es überhaupt zum Prozess kam. Aber wir waren natürlich trotzdem mehr als froh, eine Verurteilung zu erreichen.«
»In welcher Hinsicht hielten Sie es für Glück, Sir?«
»Die ganze Alibi-Geschichte. Raymond Proctor und William Thorpe verschafften sich gegenseitig Alibis, und Quinns Frau war bei der Arbeit gewesen. Deshalb war Quinn der Einzige ohne Alibi.«
»Aha. Der offensichtliche Verdächtige – derjenige, der am Tatort angetroffen wurde.«
»Den Ausschlag gab jedoch das Messer, an dem Quinns Fingerabdrücke und Carol Proctors Blut gefunden wurden. Außerdem passte das Messer zu mehreren Wunden an ihrer
Leiche. Dem Obduktionsbericht zufolge konnten einige der Verletzungen nicht eindeutig dem Messer zugeordnet werden, aber bei anderen bestand kein Zweifel. Quinn behauptete, dass er das Messer und die Leiche nie angefasst hätte und nicht in das Blut getreten sei.«
»Vielleicht stand er unter Schock und war sich nicht bewusst, was er tat.«
»Damit hat es die Verteidigung auch versucht.«
»Es ist möglich, Sir.«
»Sie hat es nur aus Verzweiflung versucht, als sie merkte, dass ihr Mandant lebenslänglich bekommen würde.«
Hitchens hielt Cooper eine Akte hin. »Ich hab das Vernehmungsprotokoll ausgebuddelt. Lesen Sie es doch mal, Cooper, und machen Sie sich selbst ein Bild.«
Cooper nahm die Akte widerwillig entgegen. »Aber das war 1990«, sagte er.
»Ja, 1990. Sie werden sich an diese Zeit nicht mehr erinnern, Cooper. Dafür sind Sie noch nicht lange genug bei der Polizei. Die veränderte Vernehmungsgesetzgebung und Tonbandgeräte waren damals noch eine ziemlich neue Sache, und einige bei der Kriminalpolizei waren darüber nicht glücklich. Aber so wie es jetzt ist, ist es viel besser. Es wird mit offenen Karten gespielt, und clevere Verteidiger haben keine Chance mehr zu behaupten, man hätte ihren Mandanten mit einem Trick dazu gebracht, etwas zu gestehen, das er nicht getan hat.«
»Wollen Sie damit sagen...? War an Quinns Verurteilung irgendwas faul?«
»Um Gottes willen, nein.« Der Detective Inspector schüttelte den Kopf. »Das wollte ich damit nicht sagen. Niemand hat daran gezweifelt.«
»Außer Mansell Quinn.«
»Tja, das ist genau der Punkt.«
Hitchens lehnte sich in seinem Stuhl zurück und drehte sich zum Fenster. Als Cooper an seiner Schulter vorbeischaute, sah
er Schimmelpilze auf dem Dach der Fußballtribüne. Sie schienen die Flaute beim Edendale FC zu symbolisieren, der dauerhaft in einer der unteren Spielklassen des pyramidenförmigen Ligensystems gestrandet war und sich deshalb gezwungen sah, seine besten Spieler zu verkaufen, um seine Schulden bezahlen zu können. Für den Einkauf neuer Spieler war kein Geld vorhanden, und die Zuschauerzahlen an den Spieltagen waren auf ein paar Hundert zurückgegangen. Vielleicht symbolisierten sie aber auch nur das
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