Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
Besucherparkplatz waren Schilder angebracht worden, die vor den Strafen warnten, mit denen Fluchthilfe oder das Mitbringen verbotener Dinge, wie beispielsweise Drogen, geahndet wurden. Sie drohten mit der Aussicht auf eine zehnjährige Gefängnisstrafe oder ein Bußgeld von zehntausend Pfund, was bestimmt die meisten Besucher abschreckte. Doch niemand hatte Mansell Quinn dabei geholfen zu fliehen, auch wenn er es gewollt hätte. Fry hatte soeben erfahren, dass Quinn während seines Aufenthalts im Sudbury-Gefängnis nur ein Mal Besuch bekommen hatte.
    »Wo willst du hin?«, fragte Murfin. »Das Auto steht da drüben.«
    »Warte auf mich, Gavin. Ich bin gleich wieder da.«
    Sie ging über eine Reihe von Rüttelschwellen zum Stahlzaun. Auf der anderen Seite des Zauns grasten ein paar schwarz-wei ße Kühe, und vor den Toren sammelten zwei junge Gefangene mit kahl geschorenen Köpfen und grünen Regenjacken Abfälle
im Gras auf, mit denen sie schwarze Müllsäcke füllten. Neben ihnen stand ein Gefängnisaufseher, der sie beobachtete und gelegentlich auf seine Uhr sah. Erst als Fry die Regenjacken bemerkte, fiel ihr auf, dass es regnete. Im Gegensatz zur vergangenen Nacht, als es wie aus Kübeln geschüttet hatte, tröpfelte es jetzt nur leicht.
    Dann sah sie eine Fußgängerunterführung, die unter der Schnellstraße, der A50, hindurchführte. Als Fry hineinging, stellte sie fest, dass es nach Urin roch und der Boden mit Abfällen und blauen Kunststoffstücken übersät war. Vielleicht durfte sich das Müllsammler-Team nicht so weit vom Tor entfernen.
    Der Regen war den Grashang hinuntergelaufen und sammelte sich am tiefsten Punkt der Unterführung. Hier unten funktionierte nur die Hälfte der Lampen, was jedoch eher nach Absicht als nach blankem Vandalismus aussah, da eine Regelmäßigkeit zu erkennen war: dunkel, hell, dunkel und wieder hell, auf der gesamten Strecke bis zum Ausgang. Jede zweite Leuchtstoffröhre war entweder entfernt oder ausgeschaltet worden.
    Genau das würde Ben Cooper auch tun: der Fährte eines Verdächtigen folgen, sein Handeln rekonstruieren, sich in ihn hineinfühlen und versuchen, seine Gedanken zu verstehen. Nach einer Stunde im Gefängnis glaubte Fry, eine Ahnung davon zu haben, wie sich Mansell Quinn bei seiner Entlassung gefühlt haben mochte. Es war nicht die schlimmste Haftanstalt, in der sie jemals gewesen war, aber die Atmosphäre war trotzdem beklemmend.
    Das Sudbury-Gefängnis hatte nach seinem Bau zunächst als Krankenhaus gedient, in dem 1944 während der D-Day-Landungen verwundete US-Soldaten aufgenommen wurden, und der größte Teil der ursprünglichen eingeschossigen Unterkünfte wurde noch immer genutzt – Reihen um Reihen länglicher, cremefarbener Baracken. Als Fry ging, brummte ihr der Kopf
vor lauter positiver PR für das Gefängnissystem: Ausbildung und Training, Entlassungsvorbereitungskurse, Umsiedlungsprogramme und Gemeindeprojekte. Streng genommen gehörte Sudbury nicht einmal mehr zu den Gefängnissen Ihrer Majestät, sondern war eine Einrichtung des National Offender Management Service.
    Nachdem sie die Unterführung betreten hatte, folgte sie einer breiten weißen Linie, die den Fußweg von einem Radweg trennte, der durch die Unterführung bis nach Ashbourne führte. Über ihr dröhnte der Verkehr auf der A50. Als sie am anderen Ende wieder ins Freie kam, sah sie zwei Bushäuschen, die sich auf beiden Seiten der Fahrbahn einer kleinen Straße gegenüberstanden. Auf ihrer Seite hielten Busse nach Sudbury und Burton on Trent.
    Bei dem Bushäuschen waren alle Scheiben bis auf eine eingetreten, und es war bestimmt ziemlich ungemütlich, darin auf einen Bus zu warten. An der Böschung der A50 lief Regenwasser herunter, und der Wind wehte Spritzwasser vom Verkehr in Richtung Sudbury hinein. Anstelle einer Sitzbank war eine Art Plastikstange montiert, auf die sich die Wartenden setzen konnten, als seien sie Vögel. Schilder im Bushäuschen informierten die Fahrgäste darüber, dass das Gefängnis durch die Unterführung zu erreichen war. Alles war in einem tristen Behördengrün gestrichen. Vielleicht hatte man die Farbe speziell für die Leute ausgewählt, die das Bushäuschen benutzten, um zum Gefängnis und wieder zurück zu gelangen.
    Wie sehr sich Fry auch bemühte, sie konnte sich nicht bildlich vorstellen, wie Mansell Quinn in dem Bushäuschen hockte und darauf wartete, dass ihn nach Ende seiner Haftstrafe ein Bus in ein neues Leben brachte. Sie hatte Fotos von

Weitere Kostenlose Bücher