Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
verschwunden waren.
Cooper blickte sich nach seinen Nichten um und sah, dass sie aus einem der Fenster des Turms spähten. Er vermutete, dass ihn seine vorübergehende Verantwortung so paranoid machte. Vielleicht war das ein Vorgeschmack darauf, wie es ist, Vater zu sein.
Als Diane Fry auf dem Rückweg zum Auto an dem Gefängnisschild und der Personalkantine vorbeiging, warf sie noch einmal einen Blick auf die knallbunten Blumenbeete und nieste. Ein paar Sekunden später musste sie abermals niesen. Sie spürte, wie ihre Nasenschleimhäute anschwollen und ihre Augen zu tränen begannen. Verdammter Heuschnupfen.
Heute herrschte sicher wieder verstärkter Pollenflug. Sie hatte sich sagen lassen, dass sie immer versuchen sollte, nicht durch den Mund, sondern durch die Nase zu atmen, um den Staub und die Schadstoffe aus der Luft zu filtern. Am schlimmsten war ihre Gräserpollenallergie gewesen, als sie um die zwanzig war, aber sie wurde noch immer gelegentlich von ihr heimgesucht und gezwungen, eine Sonnenbrille zu tragen, um die Reizung ihrer Augen zu lindern – auch wenn das bedeutete, dass sie sich die Sticheleien der Spaßvögel auf dem Revier anhören musste, die sie fragten, ob sie von der E-Division zum Los Angeles Police Department desertiert sei.
Sie stieg zu Murfin in den Wagen, und kurz darauf fuhren die beiden auf der A515 in Richtung Ashbourne. Als sie bei einem Traktor-Händler vorbeikamen, blickte Fry über die Felder zu den Reihen von cremefarbenen Baracken, die das Gefängnis bildeten und hinter denen mehrere große Gewächshäuser standen. Sie stellte sich vor, wie heiß es in diesen Glashallen zwischen den Pflanzen sein musste. Drückend heiß.
»Irgendwas Nützliches rausgefunden?«, erkundigte sich Murfin, den ihr Schweigen beunruhigte.
»Ja. Alles, was ich mir wünschen könnte.«
Andrea Lowe hielt ihren Bruder an der Tür auf, indem sie ihm die Hand auf den Arm legte, was genügte, um ihren Bedenken Ausdruck zu verleihen.
»Bleib hier«, sagte sie.
Simon schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann nicht.«
»Warum nicht?«, fragte sie.
»Jackie würde sich wahnsinnige Sorgen machen.«
»Da hast du vermutlich Recht.«
»Außerdem hab ich zu Hause einiges zu erledigen. Gleich morgen früh kommt der Klempner, und wenn ich nicht da bin, um ihn reinzulassen, hat er vielleicht wochenlang keine Zeit. Und ich muss auf der Arbeit Bescheid geben, was los ist.«
Andrea wohnte vorübergehend bei ihrer Tante in Castleton. Da sie zu den Menschen gehörte, die zur Beruhigung Gesellschaft brauchen, hatte sie vermutlich nichts dagegen, unter Dawns ständiger Beobachtung zu stehen.
»Du kann doch nicht einfach wieder zur Arbeit gehen, Simon.«
»Nein, natürlich nicht. Ich muss mich nur um ein paar Dinge kümmern, mit denen ich gestern beschäftigt war, als sie mich anriefen. Du weißt schon, was ich meine. Ich komm so bald wie möglich wieder zurück.«
»Es gefällt mir nicht, wenn du allein bist«, sagte Andrea.
»Nicht jetzt, Simon. Wenn Mum gestern nicht allein gewesen wäre …«
Simon drückte ihre Schulter und lächelte. »Ich komm schon klar. Mach dir keine Sorgen.«
»Du solltest es der Polizei sagen, meinst du nicht?«
»Sei doch nicht albern.«
Andrea stand auf der Türschwelle, hielt die Klinke in der Hand und wollte ihn noch immer nicht gehen lassen. Er sah, wie sie die Häuser in der Sackgasse musterte, als fürchtete sie, dass sie durch die Vorhänge hinter einem der Fenster beobachtet wurden. Simon dachte, dass sie wahrscheinlich Recht hatte. Es war einer der Gründe, weshalb er fortmusste.
»Also, pass auf dich auf«, sagte sie. »Sei vorsichtig, Simon.«
Simon nickte und ging zügig zu seinem Auto. Er hatte den ganzen Tag in geschlossenen Räumen verbracht, die meiste Zeit davon in fremder Umgebung, inmitten beunruhigender Geräusche und Gerüche. Etwas frische Luft war genau das, was er brauchte, und eine Gelegenheit, um seine Gedanken zu ordnen, ehe er in Edendale noch einmal alles seiner Verlobten erzählen musste. Alles, was im Lauf des Tages geschehen war, all die Fragen, die ihm die Polizei gestellt hatte, jede Empfindung, die er in den vergangenen Stunden gehabt hatte – Jackie würde alles wissen wollen.
Simon fuhr hinunter ins Zentrum von Castleton und parkte auf dem Marktplatz, da er am Fluss spazieren gehen wollte. Doch als er die Pubs in der Castle Street sah, wurde ihm bewusst, dass das, was er wirklich brauchte, ein Bier war. Oder zwei. Wenn ihn
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