Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Strom des Regenwassers gefolgt war, konnte sich allerdings nicht vorstellen, was sie auf seinem Fenster zu finden hoffte. Ihre Fühler wackelten hin und her, als versuchte sie herauszufinden, wo sie sich befand.
Cooper neigte den Kopf zur Seite, um das Tier besser sehen zu können. Seine Unterseite erinnerte an die gekräuselten Lippen eines vor längerer Zeit verstorbenen Menschen.
»Du bist in die falsche Richtung unterwegs«, sagte er.
Er betrachtete die Schnecke noch eine Weile, dann sah er auf seine Uhr und erinnerte sich daran, dass es Zeit für die Ausstrahlung des Fahndungsaufrufs nach Mansell Quinn in den regionalen Fernsehnachrichten war. Nachdem er die Jalousie heruntergelassen hatte, drehte er sich um und sah Randy, der
auf dem Fliesenboden saß, ihn mit halb geschlossenen Augen ansah und dabei von einer Vorderpfote auf die andere trat.
»Ja, natürlich hab ich mit dir gesprochen«, sagte Cooper. »Mit wem sollte ich denn sonst sprechen?«
Er fing an, sich zu entspannen, und wurde das ungute Gefühl los, das er beim Betreten der Wohnung gehabt hatte. Schließlich war es nur eine feuchte, verirrte Kreatur gewesen, die ihn aus dem Dunkel der Nacht beobachtet hatte.
Der Schlag kam wie ein Blitz aus der Dunkelheit, traf Simon Lowe am Hinterkopf und raubte ihm fast das Bewusstsein. Er taumelte einige Sekunden am Rand eines Grabes, wobei sein Gehirn schmerzhaft gegen seinen Schädel pochte, und war nicht in der Lage zu begreifen, was geschehen war. Er wusste, dass er nur ein paar Meter von der Außenwand der Kirche entfernt war, konnte sie jedoch nicht sehen. Das Einzige, was er sah, waren verschwommene Lichtstreifen, die durch sein Sichtfeld schossen. Er war sich darüber im Klaren, dass irgendjemand hinter ihm auf dem Friedhof stand, doch seine Muskeln hatten nicht mehr die Kraft, seinen Körper zu drehen oder seinen Kopf zu heben. Und es waren noch Dutzende anderer Leute da, die im warmen Pub lachten und grölten. Allerdings konnte er ihre Stimmen nicht hören. Simon hörte nur ein schwaches Pfeifen in der Luft, ein Geräusch, das beinahe unendlich anzudauern schien, bis ihn der zweite Schlag traf.
15
Mittwoch, 14. Juli
Die Polizisten der Einsatzzentrale in der West Street hatten ein Schaubild erstellt, das die mutmaßliche Abfolge der Ereignisse vor und nach dem Mord an Rebecca Lowe zeigte. Außerdem verriet es die Lücken, die das Ermittlungsteam trotz aller Bemühungen bislang noch nicht hatte schließen können.
Irgendwann im Lauf des Vormittags hatte der Fallanalytiker zwei Punkte aus dem Schaubild entfernt und durch zusätzliche Informationen ersetzt. Jeder Eintrag war mit einer Zeitangabe sowie mit Angaben zur Quelle versehen.
»Ich kann mir nicht helfen, aber ich hab irgendwie Bedenken, dass wir uns bei den Ermittlungen zu sehr von zweifelhaften Informationen lenken lassen«, sagte Ben Cooper, als er den Blick über das Schaubild wandern ließ. »Es muss doch wenigstens irgendwelche Fahndungs- oder Befragungsaufgaben geben, die wir erledigen können.«
Diane Fry würdigte das Schaubild keines Blickes. Zweifellos hatte sie die neuen Informationen bereits überprüft, bevor alle anderen ins Büro gekommen waren.
»Das ist alles eine Frage der personellen Kapazitäten, Ben«, sagte sie. »Warum sollten wir Personal für nutzlose Fahndungsund Befragungsaufgaben einsetzen und nach Zeugen suchen lassen, wenn sich ein perfekter Verdächtiger selbst auf dem Tablett serviert? Wir brauchen jetzt jeden Mann, den wir haben. Quinn kann nicht weit sein.«
Cooper schüttelte den Kopf. »Das wird nur dazu führen, dass wir die Arbeit später erledigen müssen.«
»Das wollen wir nicht hoffen.«
»Detective Chief Inspector Tailby hätte die Sache anders angepackt. Er hätte dafür gesorgt, dass alle Eventualitäten berücksichtigt werden.«
»Ja, aber eine solche Vorgehensweise liefert eine Flut an irrelevanten Daten. Es spricht eine Menge dafür, sich auf eine Sache zu konzentrieren.«
»Vorausgesetzt, man konzentriert sich auf die richtige Sache«, entgegnete Cooper.
»Tja, wir werden ja sehen, wer Recht hat, oder?«
Zugegebenermaßen standen an diesem Vormittag jede Menge Informationen zur Verfügung: Infolge der Bekanntmachung in den regionalen Fernsehnachrichten war eine Flut von Anrufen eingegangen. Man hatte beschlossen, Mansell Quinns Namen bekannt zu geben und ihn als Person zu bezeichnen, die gesucht werde, um bei den Ermittlungen zu helfen, und all die üblichen
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