Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None
den würde ich liebend gerne mal fotografieren, wenn Sie nichts dagegen haben. Er hat so ein offenes Gesicht; man sieht immer gleich, was er gerade denkt.«
»Engelchen oder Teufelchen«, stimmte Gemma ihm lachend zu. »Aber es kann sein, dass Sie sich auf ihn setzen müssen, damit er lange genug stillhält«, warnte sie ihn.
Nachdem sie die Lichterketten angebracht und den Baum mit den handgearbeiteten Engeln geschmückt hatten, verabschiedeten Wesley und Marc sich unter heftigem Protest seitens der Kinder. Kincaid ging mit den Jungen in den Garten, um mit ihnen noch eine Runde Fußball zu spielen, bevor es ganz dunkel wurde. Sie nahmen die Hunde mit nach draußen, während Gemma und Hazel es sich vor dem Kamin gemütlich machten. Gemma hatte statt der üblichen sentimentalen
Gesänge italienische Weihnachtslieder aufgelegt, und die engelsgleichen Stimmen füllten den Raum.
Der Couchtisch war mit leeren Teetassen und verkrümelten Keksschalen bedeckt, die Gemma zur Seite geschoben hatte, um Platz für ihre Füße zu haben.
»Ich habe dir ein kleines Geschenk zum Einzug mitgebracht«, sagte Hazel, indem sie aus ihrer geräumigen Handtasche ein Buch hervorzog und es Gemma reichte.
» Die Geheimnisse des Aga – Kochen mit dem Ölherd «, las Gemma auf dem Einband.
»Wenn du nicht lernst, mit dem Ding umzugehen, werdet ihr euch vom Pizza-Dienst ernähren müssen.«
»Du erwartest doch nicht, dass ich mich plötzlich in eine Vier-Sterne-Köchin verwandle, oder? Das hier -« Gemma vollführte eine Geste, die das ganze Haus einschloss – »ist schon überwältigend genug. Ich muss mich immer noch kneifen – ich sage mir, das bin doch nicht ich, das kann doch nicht mein Leben sein.«
»Warum denn nicht? Es gibt keinen Grund, weshalb du dich einschränken solltest. Und ich kenne niemanden, der es mehr verdient hätte als du. Du hast Toby bis jetzt allein großgezogen, und du hast deine Sache gut gemacht.« Hazel hob mahnend den Zeigefinger. »Ich will nicht sagen, dass du es leicht haben wirst mit deiner Patchworkfamilie, aber das Wichtigste ist doch, dass du nicht mehr alles allein machen musst.«
Gemma spürte, wie ihr wieder einmal die Tränen in die Augen schossen. In letzter Zeit flossen sie schon beim geringsten Anlass. Sie wischte sich ärgerlich über die Augen. »Verdammt, ich komme mir neuerdings vor wie ein Springbrunnen. Das nervt.«
»Denk dran, das sind nur die Hormone. Besser, du findest dich für die nächsten Monate damit ab.«
»Es wäre ja alles nicht so schlimm, wenn da nicht dieser verflixte
Fall wäre. Egal, welcher Spur wir nachgehen, immer landen wir in einer Sackgasse.«
»Aber wie lange ist das jetzt her – etwas mehr als eine Woche? Du rechnest doch normalerweise nicht so schnell mit einer Aufklärung, oder?« Hazel runzelte die Stirn. »Sag mir bitte, dass du nicht auf das Weihnachtsessen verzichten musst. Kein Fall ist es wert, dass man auf den weihnachtlichen Truthahn verzichtet.«
»Und Weihnachten wäre nicht Weihnachten ohne einen Truthahn«, stimmte Gemma lachend ein.
»Ich habe schon die Füllung gemacht; wenn du nur den Brandy mitbringen könntest. Weißt du«, fügte Hazel in etwas ernsterem Ton hinzu, »mir war gar nicht klar, wie sehr ich mich daran gewöhnt hatte, dich in der Garagenwohnung zu haben. Auch wenn du nicht zu Hause warst, hatte man immer noch das Gefühl, dass da jemand wohnt. Und jetzt ertappe ich mich dabei, dass ich gar nicht mehr hingucken will.«
»Wirst du die Wohnung wieder vermieten?«
»Ich glaube nicht«, antwortete Hazel zögernd. »Ich denke daran, wieder zu arbeiten und den Platz für ein Büro zu nutzen. Jetzt, wo Toby nicht mehr bei uns wohnt, gibt es keinen Grund, weshalb Holly nicht in den Kindergarten gehen sollte.«
»Ich dachte, du wärest froh, mich los zu sein und wieder dein altes Leben leben zu können. Jetzt habe ich das Gefühl, dich im Stich gelassen zu haben.«
»Ach, hör nicht auf mein Gejammer«, sagte Hazel und tätschelte Gemmas Arm. »Ich bin einfach nur egoistisch. Ich werde es schon verkraften. Du hast genau das Richtige getan – und ich wäre dir wirklich böse gewesen, wenn du es nicht getan hättest. Aber ich muss schon gestehen, dass das Haus nicht mehr dasselbe ist, seit du nicht mehr auf dem alten Klavier rumklimperst.«
»Ich habe nie rumgeklimpert!«, protestierte Gemma lachend;
dann seufzte sie. »Das einzig Gute, was ich über diesen Fall sagen kann, ist, dass er mir keine Zeit gelassen hat, das
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