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Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Titel: Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Gesicht schmolz wie Kerzenwachs. Das Bett bewegte sich, als er sich zu ihr legte und die Arme um sie schlang.
    »Es ist alles in Ordnung«, flüsterte er. Sie spürte seine warmen Lippen an ihrem Ohr. »Alles wird gut, ich verspreche es dir.«
     
    Solange es draußen hell war, hielt Alex sich im Halbdunkel seiner Wohnung verborgen. Die schweren Vorhänge an der Tür zum Garten waren zugezogen, die einzige Lichtquelle die Vitrine mit seiner Clarice-Cliff-Keramik. Er hatte den Telefonstecker herausgezogen, und als er Ferns Klopfen hörte, hielt er den Atem an, als ob er sie allein durch sein hartnäckiges Schweigen zum Gehen bewegen könne. Was ihm schließlich auch gelang.
    Danach wandte er sich wieder den Konzentrationsübungen zu, die er sich auferlegt hatte, und strich dabei abwesend mit den Fingern über den Griff des Brieföffners, den er aus Ferns Stand gestohlen hatte.
    Erst nach mehreren Tagen war ihm aufgefallen, dass er kein
Foto von Dawn besaß. Sie hatte nie gewollt, dass er sie fotografierte, und sich sogar geweigert, ihm einen Abzug des nichts sagenden Studioporträts zu überlassen, das sie als Geschenk für ihre Eltern hatte machen lassen. Sie hatte immer betont, dass er kein Bild als Erinnerung an sie brauche, dass es ihre Wirkung auf ihn mindern würde, wenn er sie tatsächlich sah – doch jetzt vermutete er, dass ihre Ablehnung nur ein weiterer Ausdruck ihrer wachsenden Angst vor Karl gewesen war.
    Und so saß er im Dunkeln und versuchte wie besessen ihr Bild vor seinem geistigen Auge zu rekonstruieren, Erinnerung für Erinnerung, Eindruck für Eindruck. Wenn es ihm gelänge, ein vollkommenes Bildnis von ihr zu zeichnen, dann würde er es vielleicht durch einen Akt enormer Willensanstrengung und Konzentration für immer seinem Gehirn einprägen können.
    Er versuchte sich jede einzelne ihrer Begegnungen ins Gedächtnis zu rufen, alles, was sie gesagt, gefühlt und getan hatten. Doch er musste feststellen, dass er stattdessen an andere Mädchen dachte, dass er den Verlauf dieser früheren Beziehungen im Geiste nachzeichnete, so als ob sie ihm einen Plan dieser einen, die ihm am meisten bedeutete, liefern könnten.
    Er kam zu dem Ergebnis, dass er nie eine wahre emotionale Bindung zu irgendjemand anderem außer Dawn empfunden hatte. Und die Tatsache, dass die Beziehung sich zur Hälfte aus ihren Lügen und zur anderen Hälfte aus seinen Phantasien zusammengesetzt hatte, hinterließ eine gewaltige Leere. Zum ersten Mal hatte er etwas wirklich schätzen gelernt – und dieses Etwas hatte nie existiert.
    Karl Arrowood hatte ihm nicht nur Dawn weggenommen, er hatte auch sein Selbstbild zerstört und ihm seinen Bezug zur Außenwelt geraubt. Er würde sich nie wieder als unabhängiges, selbstbestimmtes Wesen sehen können, das sein eigenes Leben unter Kontrolle hatte.

    Als es dunkel wurde, steckte er den Brieföffner ein und verließ lautlos die Wohnung, wobei er sich tief bückte, bis er an Mr. Canfields Fenster vorbei war. Es dauerte einen Moment, bis ihm klar wurde, dass es schneite. Leichte Flocken berührten sein Gesicht.
    Auf der Portobello Road angelangt, wandte er sich nach Norden und bog dann nach rechts in die Chepstow Villas ein. Essensgeruch wehte ihm aus einem Haus entgegen und erinnerte ihn daran, dass er schon eine ganze Weile nichts mehr gegessen hatte – einen ganzen Tag, oder waren es gar schon zwei? Doch er verdrängte den Gedanken und ging entschlossen weiter.
    Von Kensington Park Gardens an hielt er sich an den Kirchturm von St. John’s, ließ sich davon anziehen wie von einem Magneten. Ein Jogger lief vorbei und streifte ihn leicht, sodass er zusammenfuhr. Eine große, schlanke Gestalt mit einer Kapuze. Alex hatte plötzlich das Gefühl, den Mann schon einmal gesehen zu haben; doch als er sich umdrehte, war er verschwunden.
    Als er den Kirchhof erreichte, war das Schneetreiben dichter geworden und ließ ihn das helle Haus auf der anderen Straßenseite nur undeutlich erkennen. Doch der Wagen stand in der Einfahrt, und er wusste, wenn er nur lange genug wartete, würde Karl irgendwann herauskommen müssen.
    Und dann würde er wissen, was zu tun war.
     
    Karl zog den Knoten seiner Krawatte stramm und zupfte die Ärmel seines Jacketts zurecht, ohne den Blick von seinem Bild im Spiegel zu wenden. Er hatte die Einladung zum Weihnachtsessen im letzten Moment angenommen, widerstrebend und nur weil ihm klar geworden war, dass er es nicht aushalten konnte, im Haus allein zu sein.
    Er

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