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Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Titel: Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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der sie anredete, während Karl in einer Ecke mit seinen Kumpels zusammenhockte.
    Diesmal wurde der junge Mann in einer dunklen Gasse zusammengeschlagen und bewusstlos liegen gelassen. Angel hörte am nächsten Tag davon. Zitternd vor Wut und Entsetzen stellte sie Karl zur Rede.
    »Wie kommst du nur auf derart abwegige Ideen?« Er klang amüsiert, doch sein Lächeln reichte nicht bis zu seinen Augen. »Sehe ich etwa so aus, als hätte ich mich zwischen den Mülltonnen geprügelt?« Sein schön geschnittenes Gesicht war in der Tat unversehrt, seine Hände makellos, die Fingernägel fein säuberlich manikürt.
    Sie erinnerte sich an die Männer, mit denen er sich in dem Club unterhalten hatte; sie waren groß und muskulös gewesen. »Vielleicht hast du deine Kumpels die Arbeit machen lassen. Oder du hast jemanden angeheuert.«
    Jetzt lachte Karl laut auf. »Also wirklich, Angel! Was bildest du dir denn ein? Wie kommst du nur auf solche Ideen?« Er musterte sie, und seine grauen Augen verengten sich zu Schlitzen. »Trotzdem solltest du nicht vergessen, dass ich ein Mann bin, der über sein Eigentum wacht.«
    Sie starrte ihn trotzig an. »Ich bin nicht eine von deinen Antiquitäten, und ich habe es nicht nötig, dass man über mich wacht«, sagte sie herausfordernd zu ihm, doch die Angst, die ihr das Herz zusammenschnürte, konnte sie damit nicht besiegen.
    Die Monate vergingen schleppend, Weihnachten rückte allmählich
näher, und sie verbrachte mehr und mehr Zeit allein. Sie lauschte den traurigen Versen über Eleanor Rigby und malte sich aus, wie sie einsam und verlassen alt werden würde. Sie hatte keine Familie mehr, und keine Freunde, die nicht zugleich Freunde von Karl waren. Manchmal dachte sie daran, ihn zu verlassen, aus London wegzugehen und sich eine Stelle als Verkäuferin in irgendeiner Provinzstadt zu suchen, doch sie kannte dieses Leben, und noch war sie nicht verzweifelt genug, um dorthin zurückzukehren. Aber ihr Zögern hatte noch andere Gründe. Es war einigen Leuten sehr schlecht ergangen wegen ihr – wozu würde Karl erst fähig sein, wenn sie ihn wirklich wütend machte?
    Die Pillen brachten ihr eine gewisse Erleichterung; sie dämpften ihre Angst zu einem leisen, aber hartnäckigen Unbehagen herab. Als die Vorräte ihrer Mutter aufgebraucht waren, hatte Karl ihr Nachschub besorgt.
    Alle ihre Bekannten schienen LSD zu nehmen, doch nach den ersten paar Versuchen hatte Angel nach Ausreden gesucht, um darauf verzichten zu können. Das Gefühl einer verschärften Wahrnehmung, die grellbunten, zusammenhanglosen Bilder, welche die Droge auslöste, jagten ihr Angst ein – das letzte Mal, als sie es probiert hatte, hatte sie gar den ganzen Abend auf dem Fußboden zugebracht, in Embryonalstellung zusammengerollt und von panischer Angst besessen, die Wände könnten auf sie herabstürzen. Karl hatte sie ausgelacht, aber nicht einmal sein Hohn konnte sie dazu bringen, diese Erfahrung noch einmal durchzumachen. Sie hielt sich lieber an das warme, entspannte Gefühl des Schwebens, das ihr das Morphium brachte, und hob sich die Albträume für die Nacht auf.
    Und dann, kurz vor Weihnachten, gingen ihr die Tabletten aus. Als sie es Karl sagte, zuckte er nur mit den Achseln und sagte, seine Quelle sei versiegt.
    In den folgenden Tagen fand sie keine Ruhe. Karl beobachtete ihre wachsenden Qualen mit einem Interesse, das mehr von Berechnung als von Mitgefühl geprägt schien. Als der Heiligabend kam, lag sie schweißüberströmt im Bett und wälzte sich ruhelos hin und her.

    Karl kam herein, setzte sich zu ihr und strich ihr die nassen Haare aus der Stirn. »Ich kann dir helfen, wenn du willst«, sagte er mit sanfter Stimme und hielt ein Tütchen mit einem weißen Pulver hoch.
    Sie wusste, was es war. Er hatte immer einen kleinen Vorrat davon für Freunde und Kunden, rührte das Zeug aber selbst nie an. »Nein«, flüsterte sie. »Das sollte ich nicht tun.« Sie hörte das Verlangen in ihrer Stimme, und sie wusste, dass er es auch gehört hatte.
    »Es ist schon in Ordnung«, murmelte er. »Es wird dir helfen, einzuschlafen, das ist alles.«
    »Aber ich – es ist -«
    »Lass mich doch für dich sorgen, Angel. Habe ich nicht immer für dich gesorgt?«
    Sie spürte, wie er ihre Armbeuge mit etwas Kaltem abwischte, und dann einen Stich. Das Gefühl der Erleichterung stellte sich augenblicklich ein, ein Kribbeln, das durch ihren ganzen Körper strömte. Das Zimmer begann sich zu drehen und zu verschwimmen, Karls

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