Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None
Farbgebung und die kastenförmigen Möbel passten sich harmonisch der Architektur des Gebäudes an. Nachdem sie sich so viel Mühe gegeben hatte, brachte er es einfach nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass er das Resultat einfach nur total deprimierend fand.
Also würde Stellas Wohnung in der Ebury Street, nicht weit vom Yard, dafür herhalten müssen. Er würde ihr den Gedanken heute beim Abendessen schmackhaft machen, selbst wenn das bedeutete, dass er sich im Gegenzug auf eines dieser Landhaus-Wochenenden mit ihren Freunden einlassen musste – eine ziemlich trostlose Aussicht.
Gemma stand in der kühlen, gekachelten Diele und versuchte sich zu orientieren. Das Haus duftete nach Blumen, ein liebliches Aroma, das einen schmerzlichen Kontrast zu dem scharfen Geruch des Blutes bildete. Auf einem Beistelltischchen stand ein riesiges Gesteck aus frischen Blumen, und als sie einen Blick in die Räume zu beiden Seiten der Diele warf, entdeckte sie dort nicht minder üppige Buketts. Die in der Farbe von Goldrute tapezierten Wände verstärkten die Wirkung der tiefdunklen Möbel, der eleganten Seidenvorhänge, die bis auf die Teppiche reichten, und der diskret beleuchteten Gemälde.
Gemma hielt erschrocken den Atem an, als etwas Weiches ihren Knöchel berührte, doch als sie nach unten schaute, sah sie, dass es bloß eine graue Katze war, die plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Sie ging in die Hocke, um das Tier zu streicheln, worauf es mit dem Kopf gegen ihre Knie stieß und dankbar schnurrte. Ob das Dawn Arrowoods Katze
war? Sicherlich vermisste sie ihr Frauchen – oder sie war einfach nur hungrig.
Aus dem hinteren Teil des Hauses hörte sie Stimmen, das auf- und abschwellende Gemurmel einer Unterhaltung. Gemma gab der Katze noch einen letzten freundschaftlichen Klaps und ging den Stimmen nach. Die große Küche war ebenso erlesen wie die anderen Zimmer, ausgestattet mit cremefarbenen Schränken und Geräten aus Kupfer. An einem Tisch in der Frühstücksecke saß Constable Melody Talbot neben einem Mann in einem weißen, blutbefleckten Hemd.
Gemma verharrte einen Moment, zum Teil wegen des unerwarteten Anblicks von so viel Blut in einer solchen Umgebung, zum Teil, weil sie von Karl Arrowoods Erscheinung überrascht war. »Ein wesentlich älterer Ehemann« hatte Gerry Franks gesagt, und sie hatte das automatisch mit »ein gebrechlicher älterer Herr« übersetzt. Doch der Mann, der sie aus der Küchenecke anblickte, war ihrer Schätzung nach allenfalls Mitte fünfzig, hager und durchtrainiert, mit einem markanten, leicht gebräunten Gesicht und dichtem Haar, dessen kräftige Farbe an die Wände seines Hauses erinnerte.
»Mr. Arrowood«, sagte sie, als sie sich ein wenig gesammelt hatte, »ich bin Detective Inspector James. Ich möchte mich kurz mit Constable Talbot unterhalten. Wenn Sie uns bitte entschuldigen würden.«
Nachdem Melody Talbot ihr in den Flur gefolgt war, fragte Gemma: »Irgendwas Interessantes?«
Melody schüttelte den Kopf. »Nur das, was er schon Sergeant Franks erzählt hat. Und er ist nicht besonders erpicht darauf, sich mit mir zu unterhalten. Ich denke, ich bin ihm wohl nicht gut genug.« Es war eine einfache Feststellung, ohne jeden Groll geäußert.
»Gut. Dann werde ich es mal mit ihm versuchen. Kümmern Sie sich doch derweil um den Durchsuchungsbefehl und sagen Sie mir Bescheid, wie es damit aussieht.«
Sie kehrte in die Küche zurück und nahm gegenüber von Karl Arrowood Platz. Seine Augen waren grau und ausdruckslos.
»Mr. Arrowood, ich möchte Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.«
»Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen helfen könnte, Inspector. Ich bin nach Hause gekommen, habe meine Frau ermordet in meiner eigenen Einfahrt aufgefunden, und alles, was Sie und Ihre Leute mir zu bieten haben, ist eine Tasse Tee.«
»Unsere Ermittlungen gehen ihren ganz normalen Gang, Mr. Arrowood, und dazu gehört notwendigerweise, dass Sie uns in allen Einzelheiten schildern, wie Sie Ihre Frau gefunden haben. Es tut mir Leid, ich weiß, dass das schmerzlich für Sie sein muss.«
»Ich bin die ganze Sache schon mit Ihrer Kollegin durchgegangen.«
»Trotzdem muss ich es noch einmal von Ihnen hören. Wie ich höre, rechneten Sie damit, Ihre Frau anzutreffen, als Sie nach Hause kamen. Ist das korrekt?«
»Wir waren zum Dinner im Savoy verabredet, mit Kunden, die regelmäßig aus Deutschland herkommen. Dawn hätte sich gewiss nicht verspätet.«
»Sie waren also überrascht, als Sie
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