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Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Titel: Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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bekommen hatte, bis zum bitteren Ende. Meine Mutter sagte mir, dass Angel sie nach Mrs. Wolowskis Tod gefragt hatte, ob sie bei uns wohnen könne. Aber meine Mutter lehnte ab, Angel müsse sich um ihren Vater kümmern.
    Als ihr Vater dann ein Jahr später auch starb, wollte Mama sie zu uns nehmen, aber Angel weigerte sich. Sie war so eigensinnig, und ihr Stolz war verletzt. Und dann war da Ronnie, der sie abwechselnd kritisierte und ihr die kalte Schulter zeigte. Ich kann es ihr nicht verdenken, dass sie das Angebot meiner Mutter abgelehnt hat, aber sie hatte sonst niemanden,
und sie war völlig mittellos. Sie hat dann eine Stellung in einem Lebensmittelgeschäft angenommen und ist in eine verwanzte Einzimmerwohnung gezogen. Ronnie war so empört, als er die Bude gesehen hat, dass er wochenlang nicht mehr mit ihr geredet hat.
    Oh, er war so grausam zu ihr damals! Erst später habe ich begriffen, dass es nur deswegen war, weil er sie liebte und es sich selbst nicht eingestehen wollte, geschweige denn irgendwem sonst. Angel war erst siebzehn und Ron zwanzig – ein gewaltiger Unterschied in dem Alter. Und sie war weiß.«
    Die Geschichte faszinierte Gemma, und sie fragte: »Wie kam es dann, dass sie doch noch geheiratet haben?«
    »Ach, das war viele Jahre später, nachdem sie von uns weggegangen war … oder vielleicht sollte ich sagen, nachdem wir sie hatten gehen lassen. Sie hat einen Mann kennen gelernt – er war eigentlich noch ein Junge, aber uns Mädchen kam er ungeheuer erwachsen und weltgewandt vor. Wie hieß er noch mal? Hans … Kurt? Irgend so was in der Art. Wir sind ihm nur ein einziges Mal begegnet, aber Ronnie hat ihn verachtet …«
    »Karl? Hieß er vielleicht Karl?«, fragte Wesley und kam Gemma damit zuvor.
    »Weißt du, ich glaube, so hieß er tatsächlich. Aber sie hat nie über ihn geredet, auch später nicht. Das ist doch nicht etwa der Mann, von dem du mir erzählt hast, er wäre ermordet worden, Wesley?«
    »Wir wissen es nicht«, sagte Gemma. »Fahren Sie bitte fort, Mrs. Howard.«
    »Nun, wie ich schon sagte, sie ist mit diesem Karl verschwunden, und wir dachten schon, wir würden sie nie wiedersehen. Und eines Tages dann, nach fünf oder sechs Jahren, steht sie plötzlich vor unserer Tür. Es ging ihr furchtbar schlecht – ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der so übel dran war. Sie hatte ihn verlassen, und sie hatte keinen
Pfennig, wusste nicht, wohin sie sich wenden sollte – sie war vollkommen hilflos.«
    »Was hat ihr denn gefehlt?«
    Mrs. Howard schlug die Augen nieder, als ob sie sich schämte. »Es waren die Drogen. Er hat sie dazu gebracht.«
    »Heroin?« Es schien Wesley zu überraschen, dass jemand aus der Generation seiner Eltern heroinsüchtig gewesen sein sollte.
    »Sie war verzweifelt. Wir haben sie aufgenommen – oder vielmehr Ronnie. Ich war damals schon mit meinem Colin verheiratet, aber wir wohnten noch hier bei meinen Eltern und sparten für eine eigene Wohnung. Aber Ronnie hatte schon ein kleines Appartement, und da hat er sie hingebracht.« Mrs. Howard saß einen Moment lang schweigend da, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich hatte meinen Bruder noch nie so erlebt. Er war streng mit ihr, aber auch sanft, selbst wenn sie auf ihn eingeschlagen hat. Die ersten Tage waren schrecklich. Wir dachten, sie würde vielleicht sterben, aber sie hat uns angefleht, keinen Arzt zu rufen.
    Ronnie verlor nie die Geduld mit ihr. Ich glaube, anfänglich hat er ihr geholfen, weil er sich verantwortlich fühlte für das, was mit ihr passiert war, aber als es ihr dann wieder besser ging, wurde ihm klar, wie sehr er sie liebte. Nach sechs Monaten haben sie geheiratet, und im Jahr darauf kam die kleine Eliza zur Welt. Ich glaube, sie waren wirklich glücklich … aber manchmal ist mir aufgefallen, wie Angel Ronnie und das Baby mit so einem merkwürdigen Blick musterte, als ob sie Angst hätte, irgendjemand könnte ihr die zwei entreißen.«
    »Und dann ist Ronnie ums Leben gekommen«, sagte Gemma leise.
    »Es war im Dezember dieses Jahres, eine fürchterliche Nacht mit Regen und böigem Wind. Er hatte eine Hochzeit fotografiert, drüben in Notting Dale, und war auf dem Nachhauseweg.
« Mrs. Howard brach ab und faltete die Hände im Schoß zusammen.
    »Es war ein Unfall mit Fahrerflucht«, sprang Wesley ein. Gemma war sich sicher, dass er die Geschichte auswendig konnte. »Er trug einen dunklen Mantel, und die Polizei meinte, der Fahrer müsse ihn wohl übersehen haben.

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