Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None
Sie ihre Adresse?«
»Nein. Ich weiß, dass sie ganz in der Nähe wohnt, aber Dunns Wagen ist auch nirgendwo sonst im Viertel gesehen worden.«
»Geschafft!«, rief Kincaid, als die Tür aufsprang.
Vorsichtig trat er ein. Er rief Dunns Namen und benutzte sein Taschentuch für die Lichtschalter. Es kam keine Antwort, und bald war klar, dass niemand in der Wohnung war.
Das Schlafzimmer war gleich vorne; es hatte eine gemeinsame Wand mit Mr. Canfields Wohnzimmer, wie Gemma mit Abscheu registrierte. Eine Hose lag auf dem ungemachten Bett, als habe jemand sie achtlos dort hingeworfen. Auf der Kommode erblickte sie eine Haarbürste, eine Schale mit Kleingeld und zwei hübsche blauweiße Vasen; auf den Nachttischen stapelten sich Antiquitätenzeitschriften und Kataloge von Christie’s. Im Schrank fand Gemma neben säuberlich gefalteten und aufgehängten Kleidern zwei Koffer und eine Reisetasche. Nichts deutete darauf hin, dass Dunn für eine Reise gepackt hatte. Und man hätte sich kaum ein Zimmer vorstellen können, das weniger nach dem Schauplatz einer heimlichen Liebesaffäre ausgesehen hätte.
Die Badewanne war mit dunkelgrün glänzenden Kacheln eingefasst; über dem Waschbecken waren Toilettenartikel für Männer aufgereiht, und das Bad strömte einen schwachen, aber unverkennbar maskulinen Duft nach Seife und Aftershave aus. Es gab kein Anzeichen dafür, dass eine Frau es regelmäßig benutzt hatte.
»Er hat einen teuren elektrischen Rasierer«, bemerkte Kincaid. »Man sollte annehmen, dass er ihn mitgenommen hätte, wenn er auf eine längere Reise gegangen wäre.«
»Hier ist auch nichts«, rief Melody vom Wohnzimmer aus. Sie schlossen sich ihr an.
Im Wohnbereich war alles in einem warmen Cremeton gestrichen, einschließlich der Schränke in der kleinen, aber ordentlichen Küchenzeile. Gemma fragte sich, ob Dunn versucht
hatte, alle Spuren seines Vermieters auszulöschen; jedenfalls konnte sie sich nicht vorstellen, dass das Dekor der Phantasie von Donald Canfield entsprungen war. Doch die einfachste Begründung für die Vanillefarbe von Wänden und Teppichen war offensichtlich – sie ließ Dunns Sammlung am besten zur Geltung kommen.
Wunderschöne Stücke aus blauweißem Porzellan waren überall im Raum verteilt, auf dem Schreibtisch, auf kleinen Beistelltischen und in Regalen, und an einer Wand stand eine Vitrine voller farbenfroher Art-déco-Objekte, bei deren Anblick Gemma vor Entzücken die Luft wegblieb.
Durch eine Glastür gelangte man in einen kleinen umfriedeten Garten. Auf den Steinfliesen der Terrasse standen Töpfe mit verwelkten Geranien neben einem weißen, eisernen Gartentisch mit zwei Stühlen. Gemma stellte sich vor, wie Alex und Dawn an warmen Sommerabenden dort zusammen gesessen und alles um sich herum vergessen hatten, und der Gedanke versetzte ihr einen Stich.
»Noch eine Sackgasse«, sagte Melody und seufzte entmutigt.
»Nicht ganz«, widersprach Gemma. »Jetzt können wir immerhin die Möglichkeit ausschließen, dass Alex Dunn hierher zurückgekommen ist und sich aus Verzweiflung über Dawn Arrowoods Tod das Leben genommen hat.«
»Dunn ist erst am Samstagmorgen verschwunden«, bemerkte Kincaid. »Wenn er sie am Freitagabend getötet hat und danach in seine Wohnung zurückgekehrt ist, dann hat er jedenfalls keine offensichtlichen Spuren hinterlassen.«
»Wir sagen trotzdem der Spurensicherung Bescheid, für alle Fälle«, sagte Gemma. »Aber in der Zwischenzeit werde ich mich auf die Suche nach Fern Adams machen.«
Gemma verband das Angenehme mit dem Nützlichen, indem sie sich in Ottos Café, wo sie weitere Informationen zu bekommen
hoffte, ein verspätetes Mittagessen gönnte. Es wurde ihr von dem stets gut gelaunten Wesley serviert. Kincaid war zum Yard zurückgefahren, um mehr über Karl Arrowoods Söhne herauszufinden.
Otto sei den ganzen Tag außer Haus, teilte Wesley ihr mit, während er ihr einen Teller mit dampfender Linsensuppe servierte. Bei dieser knappen Information beließ er es, und Gemma fragte sich, ob er seine Offenheit bei ihrer ersten Unterhaltung inzwischen bedauerte.
»Vielleicht können Sie mir ja helfen«, sagte sie, als sie ihre Suppe gegessen hatte und er an ihren Tisch kam, um abzuräumen. »Haben Sie Fern Adams noch einmal gesehen, seit sie am Samstag das Café verlassen hat?«
»Nein. Das ist auch etwas seltsam. Sie kommt normalerweise jeden Tag auf einen Kaffee rein.«
»Und Alex Dunn auch nicht?« Gemma wusste, dass die Beamten, die
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