Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Titel: Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
Lampe, die sie besaß, schien zu einem wundersamen, sanften Schimmer zu verschmelzen, und sie begann vor sich hin zu summen, während Songs bruchstückhaft durch ihren Kopf zogen. Schließlich sank sie in einen tiefen, seligen Schlaf, zum ersten Mal seit Tagen.
    Danach rationierte sie die kleinen weißen Tabletten, sparte sie auf für Tage, an denen sie das Gefühl hatte, ihr Leben nicht mehr ertragen zu können.
    Endlich war der Sommer da, und mit ihm kam ihr siebzehnter Geburtstag. Der Tag verstrich unbemerkt, bis auf eine Karte von Betty und deren Mutter. Es war sehr heiß, selbst für August, und im Lauf des Nachmittags wurde die Luft im Laden immer stickiger. Angel hatte allein die Aufsicht, da Mr. Pfeilholz erklärt hatte, er könne es nicht mehr aushalten, und sich für den Rest des Tages verabschiedet
hatte. Sie stand an der Registrierkasse, nahm jeden noch so leisen Lufthauch wahr, der durch die Tür hereinwehte, und beobachtete, wie die Zeiger an der großen Wanduhr im Schneckentempo vorrückten.
    Der junge Mann kam, um Zigaretten zu kaufen. Zuerst bemerkte sie ihn kaum, denn in ihren Ohren war ein leichtes Summen, und mit ihren Augen schien auch etwas nicht zu stimmen.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er, als er sein Wechselgeld einsteckte. »Du bist ja weiß wie die Wand.«
    »Ich … mir ist ein bisschen komisch.« Ihre Stimme schien von weit her zu kommen.
    »Das ist die Hitze. Du musst dich hinsetzen und ein bisschen Luft schnappen«, ordnete er entschlossen an. »Hier.« Er kippte die Äpfel aus einer Obstkiste in eine andere, drehte die leere um und stellte sie in die Tür. Dann fasste er sie am Arm und führte sie hin. »Setz dich. Schau nach unten.« Er nahm eine Zeitung aus dem Ständer und fächelte ihr damit Luft zu.
    Nach ein paar Minuten fragte er sie: »Geht’s dir jetzt besser?«
    »Ja, vielen Dank.« Sie hob den Kopf und nahm zum ersten Mal sein blondes Haar wahr, das ihm bis zum Kragen reichte, die klaren grauen Augen, die schicke, faltenlose Jacke, die er selbst in dieser Hitze trug. Das Schwindelgefühl, das sie erneut überkam, hatte nichts mit der Hitze zu tun. Sie dachte, dass er das schönste Wesen war, das sie je gesehen hatte.
    »Also dann, auf geht’s«, befahl er. »Ich lade dich auf einen kühlen Drink ein.«
    »Ich kann nicht. Nicht vor Ladenschluss. Ich muss auf den Laden aufpassen.«
    »Dann schließ ihn ab. Es ist sowieso zu heiß zum Einkaufen, geschweige denn zum Kochen.«
    »Ich kann nicht«, murmelte sie entsetzt. »Ich würde meine Arbeit verlieren.«
    »Und ist das so wichtig?«
    »Natürlich ist das wichtig!«, sagte sie zu ihm, doch in gewisser Weise suchte sie nur sich selbst zu überzeugen.

    Er betrachtete sie eingehend, und sie starrte ihn an, hypnotisiert wie das Kaninchen vor der Schlange.
    »Also, um wie viel Uhr kannst du denn schließen?«, fragte er.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr und stellte überrascht fest, dass eine halbe Stunde vergangen war. »In einer Stunde. Ich habe heute Geburtstag«, fügte sie ohne erkennbaren Grund hinzu – und kam sich idiotisch vor.
    »Tatsächlich? Herzlichen Glückwunsch. Na ja, dann werde ich wohl oder übel warten müssen.« Er lehnte sich gegen die Gemüseauslage, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sich mit unverhohlener Verachtung in dem Laden um. »Wie kommst du überhaupt dazu, in dieser Klitsche zu arbeiten?«
    »Das war das Einzige, was ich kriegen konnte«, antwortete sie beschämt, da sie plötzlich alles mit seinen Augen sah. »Und ich kann davon meine Miete bezahlen.«
    »Du hast mir noch nicht gesagt, wie du heißt.«
    Einen Augenblick lang zögerte sie, dann reckte sie das Kinn empor. »Angel.«
    »Einfach nur Angel?«
    Eine Woge der Erregung erfasste sie. Er wusste nichts über sie, wer ihre Eltern waren, wo sie herkam. Sie konnte sich nach Belieben neu erfinden. »Genau. Einfach nur Angel.«
     
    Zwei Wochen später lag sie unter ihm in ihrem schmalen Bett, die zerwühlten Decken zurückgeworfen, das Fenster so weit wie möglich aufgerissen. »Sag mir, was du willst, Angel«, flüsterte er mit angehaltenem Atem. »Ich kann es dir geben. Ich kann dir alles geben – Ruhm, Reichtum, Glanz.« Er hatte sie umworben, als ob nichts sonst auf der Welt für ihn zählte, hatte jeden Tag nach Feierabend vor ihrer Wohnung gewartet, hatte sie zum Essen und ins Kino ausgeführt, ihr Schmuck gekauft … und jede Nacht in ihrem Zimmer verbracht. Sie konnte es kaum glauben: es verschlug ihr den

Weitere Kostenlose Bücher