Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None
versteht?«
Alex Dunn sah sie verwirrt an. »Das Antiquitätengeschäft ist nichts für Dummköpfe, und Karl hat ein besonders scharfes Auge für Objekte, die einen kräftigen Preisaufschlag vertragen können. Ganz zu schweigen von seinen Beziehungen zu Kunden, die einen kräftigen Preisaufschlag bezahlen können.«
»Uns ist zu Ohren gekommen, dass Mr. Arrowood auch andere Kunden hat und sein Geschäft auch für andere Zwecke benutzt – wie etwa zum Waschen seiner Profite aus dem Drogenhandel.«
»Drogen? Sie machen Witze.« Dunns schallendes Lachen erstarb, als er ihre Mienen sah. »Aber das ist doch verrückt! Warum sollte Karl es nötig haben, so etwas zu tun? Er hat doch mehr Geld als die Queen!«
»Vielleicht zäumen Sie ja das Pferd von hinten auf. Vielleicht waren die Drogen ja zuerst da, oder zumindest gleichzeitig. Hat Dawn Arrowood Ihnen gegenüber nie etwas Derartiges erwähnt?«
»Wollen Sie damit sagen, dass sie davon wusste?«
»Wir wissen es nicht. Deshalb fragen wir ja Sie.«
»Ich bin der Letzte, an den Sie sich deswegen wenden sollten. Es gab offenbar eine Menge Dinge, von denen Dawn mir nichts gesagt hat.« Er stopfte eine in Folie eingeschlagene Teekanne so heftig in die Kiste, dass Gemma vor Schreck beinahe aufgeschrien hätte.
»Sie kannten sie besser als irgendwer sonst«, sagte sie. »Was glauben Sie, wie sie auf Arrowoods Verwicklung in Drogengeschäfte reagiert hätte?«
»Vor einer Woche hätte ich noch gesagt, dass sie ihn voller Entsetzen verlassen hätte, wenn sie dahinter gekommen wäre«, stieß Alex Dunn brüsk hervor. »Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Das gehört nicht gerade zu den Themen, die wir am Frühstückstisch besprochen haben. ›Ach, übrigens, Schatz, was hältst du eigentlich von Drogendealern?‹«
»Worüber haben Sie sich denn unterhalten?«, fragte Gemma, bemüht, den Panzer der Verbitterung zu durchstoßen, in den der junge Mann sich eingehüllt hatte.
»Worüber man sich eben so mit einem Menschen unterhält, der einem etwas bedeutet, wenn man denn einen hat. Essen, Musik, Filme, blöde Fernsehsendungen, die Weltlage.«
»Aber das Problem bei einer Affäre ist doch gerade, dass man sich nicht über die gewöhnlichen, alltäglichen Dinge unterhält, weil man ja auch nicht den Alltag miteinander teilt. Was es zum Abendessen geben soll, die Höhe der Gasrechnung, der Husten des Kindes.«
»Meinen Sie, ich weiß das nicht?«, fragte Alex Dunn aufbrausend. »Haben Sie irgendeine Vorstellung davon, was ich darum gegeben hätte, einen einzigen Tag mit solchen Gesprächen erleben zu dürfen? Das können Sie nicht verstehen, oder? Sie beide nicht.«
Gemma sagte leise: »Nein. Sie haben Recht. Es tut mir Leid.«
»Das Sonderbare ist … Sie war so wunderschön – eine Frau, von der Männer träumen. Aber es waren die einfachen, gewöhnlichen Dinge, die ich an ihr am meisten liebte. Sie war ganz verrückt nach Ingwereis. Und Blumen. Sie bekamen jede Woche für Unsummen von Geld Blumen ins Haus geliefert, aber sie konnte sich wie ein Kind über eine Geranie in einem Topf auf der Terrasse freuen, oder über eine späte Rose, die am Straßenrand blühte.«
»Aber das ist doch etwas Schönes, nicht wahr«, meinte Melody. »Dass sie diese Fähigkeit besaß, das Leben zu genießen?«
»Wirklich? Ich bin mir nicht so sicher.« Er funkelte sie streitlustig an. Dann schien sein Zorn zu verrauchen, und er kniete sich wieder neben die Kiste. »Natürlich, Sie haben ja Recht. Wenn ich ein guter Mensch wäre, würde ich ihr jede Freude gönnen, die ihr irgendetwas je bereitet hat – oder irgendjemand -, anstatt eifersüchtig auf das zu sein, was sie vielleicht mit einem anderen geteilt hat.
Und was ich vorhin gesagt habe – das war bloß der Zweifel, der an mir nagt. Ich habe sie gekannt . Auch wenn sie mir nicht gesagt hat, dass sie schwanger war – ich bin mir hundertprozentig sicher, wenn sie herausgefunden hätte, dass Karl mit Drogen handelte, hätte sie ihn sofort verlassen.«
10
Es ist schon eine merkwürdige Sache mit der Geschichte. Seit den sechziger Jahren haben alle möglichen Leute - Moralapostel, Rechte, Linke, Politiker, Feministinnen, Chauvinisten, Law-and-Order-Vertreter und Zensurfa natiker jeglicher Couleur – ein prüdes, sittenstrenges öf fentliches Leben konstruiert, von dem das Land mit der Erfindung der sexuellen Freizügigkeit irgendwie abge schweift ist.
Charlie Phillips und Mike Phillips, aus:
Notting Hill in den
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