Der Rache Suesser Klang
»Aber Goodman war es nicht.«
»Nein«, flüsterte sie. »Jane war es. Und ich habe sie ins Haus gebracht.«
Mitchell beugte sich zu Dana herunter. »Hattest du einen Verdacht, dass sie eine Mörderin sein könnte?«
Dana schüttelte den Kopf. »Nein. Ich war der Meinung, dass sie für sich selbst eine Gefahr bedeuten könnte. Evie glaubte, dass sie ihrem Sohn zu viel Medikamente gab. Aber dass sie töten könnte? Das ist mir nicht in den Sinn gekommen.«
»Dann ist es auch nicht deine Schuld. Caroline wäre die Erste, die dir das sagen würde. Und Evie täte es auch.«
»Caroline darf aber davon nichts erfahren, Mia. Bitte.« Von Panik erfasst blickte Dana von Mitchell zu Reagan. »Sie darf sich unter keinen Umständen aufregen. Und es gibt ja auch nichts, was sie für Evie tun könnte.«
»Ich werde mein Bestes geben, um die Sache von ihr fernzuhalten.« Mitchell drückte Danas Hand und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. »Wir sagen Max, er soll sie auf QVC einschwören, so dass sie nicht auf die Idee kommt, Nachrichten einzuschalten.« Sie glitt von der Tischkante, und als sie sich Ethan zuwandte, wurde ihre Miene wieder streng. »Kommen Sie nicht auf die Idee, die Stadt zu verlassen. Und informieren Sie mich sofort, wenn die Vaughns eingetroffen sind.«
»Wird die Sache ans FBI weitergegeben?«, fragte Dana.
»Das entscheidet unser Lieutenant«, antwortete Reagan. »Es ist möglich, weil der Junge über Staatsgrenzen gebracht wurde. Andererseits handelt es sich jetzt um eine Mordermittlung in unserem Zuständigkeitsbereich. Wir werden es Sie wissen lassen, wenn eine Entscheidung getroffen ist.«
Ethan kam auf die Füße. Leicht schwankend. Sein Kopf schmerzte, und er kam inzwischen wieder auf achtzehn Stunden Wachzustand nach den wenigen Stunden Schlaf, die er sich gegönnt hatte. Während Dana neben ihm geschlafen hatte. Es kam ihm vor, als sei es eine Ewigkeit her. »Können wir gehen?«
»Ja.« Mitchell zog die Brauen zusammen. »Alles in Ordnung, Mr. Buchanan?«
»Ja. Nur müde.« Es war nur noch eine Frage der Zeit, bevor alles um ihn herum schwarz werden würde. Und er wollte nicht ausgerechnet hier bei der Polizei eine Pille einwerfen müssen. Er zog Dana auf die Füße und legte ihr einen Arm um die Schultern. Sie sank augenblicklich gegen ihn. »Wir nehmen ein Taxi zum Hotel, Detectives. Ich rufe Sie an, wenn die Vaughns da sind.«
Chicago
Mittwoch, 4. August, 17.30 Uhr
»Das ist ein Alptraum«, flüsterte Dana. Sie blickte auf die Fahrstuhlanzeige, während der Lift sie in den vierzigsten Stock brachte, wo die Vaughns ihre Suite hatten. Zwanzig Stockwerke höher, als sie gestern Abend gefahren war, als sie Ethan so gebraucht hatte. Und sie brauchte ihn auch jetzt.
Auf der Fahrt ins Hotel hatte sich etwas verändert. Sein Handy hatte geklingelt, es war sein Partner Clay gewesen. Und Ethan hatte ihm sagen müssen, dass er die Spur des Jungen erneut verloren hatte. »Sag Randi, dass es mir leid tut.« Es gab eine Pause, dann verzog er das Gesicht. »Noch nicht«, sagte er. »Aber der Abend ist noch jung.« Dann hatte er das Gespräch beendet und stur geradeaus geblickt.
»Was?«, hatte sie gefragt und die Antwort gefürchtet. »Noch nicht was?«
»Clay wollte wissen, ob die Polizei Anklage erhoben hat«, hatte er geantwortet, ohne sie anzusehen. Dann hatten sie beide geschwiegen, aber je näher sie dem Hotel kamen, desto drückender war das Schweigen geworden. Und plötzlich hatte sich seine ganze Körperhaltung verändert, und er hatte in seiner Tasche nach einer Packung Tabletten gesucht.
Er habe Augenmigräne, hatte er ihr gesagt, und er hatte im Taxi einen Anfall bekommen. Er hatte dort gesessen, die Augen fest geschlossen, die Fäuste geballt, der ganze Körper angespannt. Hatte sich vollkommen in sich zurückgezogen. Auch als seine Sicht zurückgekehrt war, hatte er kein einziges Wort gesagt. Und nun stand er allein im Fahrstuhl wie ein Krieger in voller Rüstung – eine Rüstung, die unsichtbar, aber nichtsdestoweniger vorhanden war.
Und sie schützt ihn auch vor mir.
Endlich hielt der Fahrstuhl, und die Türen öffneten sich mit einem leisen Klingeln. Ganz der Gentleman ließ er sie zuerst hinaus.
»Sie haben die Suite 4006«, sagte Ethan und setzte sich in Bewegung.
Dana blieb stehen und sah ihm nach, bis er etwa fünfzehn Schritte gegangen war und sich umdrehte. »Kommst du?«
Sie schluckte. »Ja, das habe ich ja gesagt. Ich habe gesagt, dass ich Eriks Mutter
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