Der Rache Suesser Klang
Vögelchen weiblich ist.«
»Darauf hatte ich durchaus gehofft.«
»Und, Suze – was steckt für dich da drin? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dir die ganze Arbeit gemacht hast, die Schnecke aufzutreiben, nur damit wir unseren Spaß mit ihr haben können.« Er verengte die Augen. »Was ist dein Gewinn daraus?«
»Keiner. Ihr könnt nur mit ihr ganz andere Dinge anstellen als ich.«
Auf Donnies Lippen erschien ein träges Lächeln. »Ah. Ich verstehe.«
Sue verließ den Highway und fuhr in die Richtung, aus der sie gekommen waren, zurück. »Da bin ich mir nicht wirklich sicher.«
Er wandte den Kopf und starrte aus dem Fenster. Als er wieder nach vorn blickte, erhaschte sie aus dem Augenwinkel einen Blick auf sein Gesicht. Und wusste, dass er verstand. Sehr gut sogar.
»Erzähl’s mir«, sagte sie ruhig.
»Große, wichtige Jungs, die einem Neuen zeigen wollten, wer der Boss ist. Gott, ich dachte, ich sei hart im Nehmen. Aber ich wusste gar nicht, was das war. Eine Woche war ich im Krankenzimmer. Aber es ist nur einmal passiert. Ich habe schnell gelernt.«
Ja, man lernt vieles im Knast.
»Das kann ich nachvollziehen.«
»Du auch?«
»Multiplizier es mit gut zweihundert Mal, und dann kommst du der Sache nahe.«
»Scheiße.« Er sah wieder aus dem Fenster. »Kerle?«
»Meistens. Aber inzwischen gibt es einen weniger.«
»Gut für dich, Suze. Ich war leider nicht so drauf. Ich wollte es einfach nur vergessen und weitermachen.«
Sie räusperte sich. »Jedenfalls wird Miranda morgen in Chicago eintreffen.«
»Warum nicht schon morgen? Warum bis Freitag warten?«
»Weil sie noch etwas hat, das ich haben will. Sobald das erledigt ist, kriegst du sie.«
Den Rest der Fahrt schwiegen sie, bis sie in die Zufahrt zur EL -Haltestelle fuhr, die dem Einkaufszentrum, wo er seinen Wagen abgestellt hatte, am nächsten war. »Und hier müssen wir uns voneinander trennen«, sagte Sue. »Ich fahre nicht zum Parkplatz zurück. Du kannst die Bahn oder ein Taxi nehmen. Ich rufe dich Freitagmorgen an und sage dir, wo unsere kleine Party am Abend stattfindet.« Sie holte den Karton unter dem Sitz hervor und reichte ihn ihm. »Sauer wegen der Konfiszierung?«
»Nein. Im Grunde verstehe ich schon.« Er steckte seine Waffen wieder ein und nahm dann die Medikamente. »Ich verstehe sogar sehr viel besser, als du glaubst.«
Da erst begriff sie, dass er ihr eine Flasche so hinhielt, dass sie das Etikett lesen konnte. Und als sie es tat, wusste sie, dass Donnie noch einen weiteren Grund hatte, Randi Vaughn umzubringen. »Wie lange hast du’s schon?«, fragte sie ihn ruhig.
»Diagnostiziert vor fünf Jahren. Große, wichtige Jungs mit Aids. Ich habe eine ziemlich dicke Rechnung mit unserem Vögelchen offen, Suze. Eine ziemlich dicke.«
Chicago
Mittwoch, 4. August, 23.30 Uhr
D rei Augenpaare schauten auf, als Dana in einer Dampfwolke aus Ethans Bad kam. Ihre Augen weiteten sich, und instinktiv zog sie den Bademantel enger um den Körper.
»Wir zeigen Sheriff Moore die Bilder von den Überwachungsbändern«, sagte Clay und deutete auf den Stapel Fotos auf dem Couchtisch. »In der Kanne ist Kaffee und im Kühlschrank chinesisches Essen.«
Sheriff Moore lächelte freundlich. »Ich habe Ihnen einen Jogginganzug von mir aufs Bett gelegt.«
Ethan, der hinter dem kleinen Schreibtisch saß, sah weg. Er war noch immer wütend auf sie, dass sie sich für einen Austausch anbieten wollte.
Dann soll er böse sein,
dachte sie trotzig. Aber es tat dennoch weh.
Dana beschloss, sich zuerst mit Sheriff Moore auseinanderzusetzen. »Und wo sind meine Sachen?«
»Mitchell hat einen Officer geschickt, um sie abzuholen. Sie hatten Blut von Sandy Stone auf ihrem Rock. Sie brauchen es vielleicht als Beweismaterial.«
Dana nickte. Dass sie Blut auf dem Rock hatte, war keine große Überraschung. Ihre Hände hatten von Sandys Blut getrieft. Sie schaute auf ihre Finger herab, die nun sauber und schrumpelig waren. Mia hatte sie gedrängt, ein langes Bad zu nehmen.
Doch das Wasser und die Seife hatten im Grunde nichts geändert: Sie hatte dennoch Blut an den Händen. Evies wahrscheinlich. Alecs in gewisser Hinsicht ebenfalls. Sie hob den Blick, um gerade noch zu sehen, wie Moore und Clay sich stirnrunzelnd ansahen.
»Es geht mir gut«, sagte sie. »Ich muss nur …«
Was denn? Was nur?
»Ich brauche nur eine Minute.«
Clays tiefe Stimme drang zu ihr. »Dana, wenn Sie Ruhe haben müssen, dann legen Sie sich bitte ein wenig hin.«
Dana
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