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Der Rache Suesser Klang

Der Rache Suesser Klang

Titel: Der Rache Suesser Klang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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konnten. Es wäre ihr ein noch größeres Vergnügen, ihr dummes Grinsen verschwinden zu sehen. Ausgelöscht für immer. Aber das würde ihr nichts nützen. Jetzt jedenfalls nicht. Jetzt brauchte sie sie noch, auch wenn sie es hasste, das zuzugeben. Sosehr sie sie auch verabscheute.
    Sue hasste Sozialarbeiter. Sie hatte nur bis zum heutigen Tag vergessen, wie sehr. Sie waren neugierig und steckten ihre Nase ständig in fremde Angelegenheiten. Sagten, man solle aufhören zu rauchen, und kümmerten sich ungebeten um fremde Kinder, als ob man nicht selbst dazu in der Lage wäre. Sie waren arrogant und selbstzufrieden und mischten sich in alles ein. Sue blickte mit verengten Augen zur Tür, die sie Dupinsky vor der Nase zugemacht hatte.
    Scheinheilige Hexen, alle zusammen. Ihrer Mutter war es gelungen, sie über viele Jahre hinweg auf Abstand zu halten. War von einem schmierigen Loch ins nächste gezogen, wann immer keine weitere Lüge half, sich einen »wohlmeinenden« Lehrer oder Nachbar oder irgendeinen anderen Idioten mit zu viel Zeit vom Leib zu halten. Sie waren recht gut zurechtgekommen. Bis eines Tages ein Sozialarbeiter mit Bullen im Schlepptau bei ihnen hereingeplatzt war und sie und ihren Bruder mitgenommen hatte. Ihre Mutter war zu stoned gewesen, um zu protestieren. Bryce, der damals noch ein Baby gewesen war, hatte aus vollem Hals geschrien.
    Damals war sie zwölf gewesen. Im gleichen Alter wie Alexander Quentin Vaughn jetzt. Sue wandte sich um und grinste höhnisch, als sie den Jungen betrachtete. Ein paar lächerliche Drohungen und er knickte ein wie eine rückgratlose Marionette. Mit zwölf war sie bereits ein ganz anderes Kaliber gewesen. Sie war aus dem Pflegeheim mit seinen dämlichen Regeln geflohen und hatte ihren Vater gefunden, der Sozialarbeiter genauso verabscheute wie sie.
    Gemeinsam hatten sie Bryce geholt und waren losgezogen. Immer auf Achse. Bis ihr Vater eines Nachts die großartige Idee hatte, während die Kinder im Auto saßen, einen Laden auszurauben. Wie der Vater, so der Sohn, dachte sie. Es wäre interessant zu wissen, ob Bryce schon bei den Cops sein Inneres nach außen gekehrt hatte. So wie ihr Vater es auf dem Boden des Ladens getan hatte, nachdem der Besitzer ihm eine Ladung Schrot in den Bauch gejagt hatte.
    Und dann waren sie und Bryce bei Lucy und Earl eingezogen. Weil das Sozialamt es bestimmt hatte. Aber was wussten die schon? Bei ihrer Mutter hatten sie es besser gehabt. Sie musterte den Jungen leidenschaftslos.
Genau wie er.
    Ihr Zorn hatte sich so weit gelegt, dass sie überlegen konnte, was als Nächstes zu tun war. Sie war hier an einem Ort, den Dupinsky als »sicher« bezeichnete. Die Ironie war bittersüß, auch wenn sie es noch ein paar Tage mit Dupinsky aushalten musste. Sozialarbeiter, die sie beschützten – die ihr halfen! Wenn das keine ausgleichende Gerechtigkeit war.
    Aber in anderer Hinsicht musste der Gerechtigkeit noch Genüge getan werden. Aus ihrem Rucksack holte sie ein Blatt Papier. Eine Liste mit Namen, von denen jeder einzelne Erinnerungen weckte. Schlechte Erinnerungen. Da stand natürlich der Name Vaughn oder der, den sie damals gekannt hatte. Der nächste war Vickers, der widerliche Hurensohn, der beim Prozess gegen sie ausgesagt hatte. Sie hatte zehn Jahre für den Handel mit Drogen bekommen, dasselbe wie all die anderen Jungs – außer Vickers, der gegen Sue ausgesagt hatte, um seine Haftstrafe zu reduzieren. Dass sie wegen Dealerei verurteilt werden würde, war zwar unvermeidlich gewesen, denn die Bullen hatten Beweise gefunden. Und dass sie verhaftet worden war, war auch nicht auf Vickers zurückzuführen gewesen. Aber in seinem Fall ging es um mehr. Um viel mehr.
    Sie habe Kuriere eingesetzt, hatte Vickers im Zeugenstand behauptet. Aber sie habe sie nicht nur eingesetzt, sondern einen davon auch ermordet. Sie konnten ihr nichts beweisen. Sie fanden keine Leiche, weil es keinen verdammten Mord gegeben hatte. Dennoch wollte der Staatsanwalt sie unbedingt verurteilen und schaffte es, noch weitere fünf Jahre wegen »leichtfertiger Gefährdung« draufzupacken. Fünfzehn Jahre lautete das Urteil, mehr als alle anderen bekommen hatten. Und das dank diesem kleinen Dreckschwein Vickers. Nun würde sie
ihn
»leichtfertig gefährden«, dachte sie wütend. Er würde bezahlen, und zwar bald.
    Und dann gab es noch einige andere, die bedeutende Rollen gespielt hatten. Eine alte Nachbarin. Ein Polizist. Der verdammte Staatsanwalt. Sie alle hatten sich

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