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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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sie bis in alle Ewigkeit aussah wie einunddreißig (im falschen Licht sah sie manchmal aus wie in Schrumpffolie eingeschweißt, aber sie mied diese Art Licht). Selbst ihre Amnesie schien auf gewisse Weise abgeschwächt zu sein, wie abgeschmolzen. So erging es jedem mit seiner Vergangenheit, oder nicht?
    Sie fühlte sich endlich, endlich in ihrem eigenen Leben zu Hause.
    ***
    Manchmal gingen Memory und der Teufel als Paar zu den Bull Horses.
    Seth brachte dem Teufel jedes Mal ein Kleenex. »Du siehst traurig aus«, sagte der Junge.
    Der Teufel antwortete jedes Mal: »Danke, kleiner Freund.«
    Als Fish zu ihnen kam und anfing, ebenfalls in San Francisco herumzuhängen, betrachtete Seth ihn wie eine Kreatur von einem anderen Stern. Er brachte Fish Plätzchen und kleine Horsd’œuvres, als füttere er ein Tier im Zoo.
    »Versuch doch, Seth dazu zu bringen, ihm Arsen unterzuschieben«, murmelte Memory eines Abends zu Clara, als alle sich eingefunden hatten, um Wein zu trinken und Gesellschaftsspiele zu spielen.
    »Sei nett«, ermahnte sie der Teufel, der ihre Worte gehört hatte.
    »Vielleicht können wir ihn überreden, dir auch welches zu bringen«, sagte sie, doch sie lächelte dabei und schlang die Arme um ihn.
    ***
    Fish zog nach San Francisco, weil er Missouri hasste (wie viele andere Leute auch, nachdem sie eine Zeit lang dort gelebt hatten).
    Er überzeugte die Living Waters Ministries, ihre Firmenbüros nach Westen zu verlegen, aus Steuergründen. Dort angekommen eröffnete die Kirche Zweigstellen in fünf verschiedenen Städten und gründete einen neuen Kabelsender.
    »Endlich tue ich das, was ich von Anfang an hätte tun sollen« sagte Fish bei einem Orangensaft am Pool des Logan Beach Tabernacle Branch. »Ich verkaufe nicht etwas, das nicht existiert – ich tue etwas. Und weißt du was noch?«
    Nein , dachte der Teufel.
    »Ich glaube. Weißt du, mir ist ein Licht aufgegangen. Ich glaube aus tiefstem Herzen.«
    Der Teufel kicherte.
    »Was denn?«
    »Fish, Kumpel, ich kannte Jesus. Er ist tot , Mann.«
    Fish starrte den Teufel hinter seiner Designer-Sonnenbrille an. »Hey, ich meine nicht das alte Modell. Ich rede vom neuen.«
    ***
    Am nächsten Tag erschien Fish unangemeldet bei Bullhorse Technologies. Er schlenderte an der Empfangsdame vorbei, fand mühelos den Weg durch das Labyrinth kleiner Kabinen zu Zacharys Büro und trat ohne anzuklopfen ein.
    »Der Herr segne dich«, sagte er zu Zachary, der konzentriert an irgendetwas arbeitete.
    »Hmmm?«, antwortete Zachary.
    »Hab eine Geschäftsidee für dich«, sagte Fish, setzte sich und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Ein Spiel.«
    Zachary blickte auf – verärgert und neugierig zugleich.
    »Computerspiele, die mit Glauben zu tun haben«, sagte Fish und breitete verzückt die Arme aus. »Richtig gewalttätige, blutrünstige Spiele. Du kannst Millionen davon an den Mann bringen.«
    Neben Zachary erschien wie aus dem Nichts der Teufel.
    »Du würdest eine Menge Computer an Leute verkaufen, die normalerweise nichts mit wissenschaftlichem Fortschritt zu schaffen haben«, regte er an.
    »Ein komplett neuer Markt«, sagte Zachary. Sein Geschäftssinn war mit einem Mal erwacht. Er sah das Potential – ein schlummernder Haufen Dynamit.
    Fish beugte sich vor. »Die Leute kommunizieren heute anders. Niemand liest mehr oder hört einem zu. Aber sie spielen Computerspiele! Und weil sie Spiele kaufen, brauchen sie Computer. Du verkaufst ihnen die Computer, und ich missioniere die Welt! Vielleicht gelingt es uns am Ende sogar, all die Heiden und Teufelsanbeter und endlich sogar die wilden Indianer zu bekehren.«
    »Hör auf, so über Indianer zu reden!«, fauchte der Teufel. »Du weißt einen Scheißdreck über Indianer.«
    »Wie auch immer. Es ist alles Teil von Gottes großartigem Geschäftsplan.«
    ***
    Zacharys Entwickler arbeiteten mit Hochdruck an einer ersten Version. Zachary sah ihnen über die Schultern, als primitive Charakter-Sprites durch ein Programm mit dem Arbeitstitel Offenbarungs-Ninja liefen. Blut sah noch nicht aus wie Blut, und Schüsse knallten noch nicht wie Schüsse, doch wenn das Programm erst fertig war, würden die Charakter-Sprites Christen darstellen, die sich gegen die Heerscharen eines schwulen, verheirateten, doppelten Antichristen verteidigten. Die Christen würden Kung-Fu beherrschen.
    Weitere Spiele würden folgen, einschließlich dem für Weihnachten geplanten Abtreibungsklinik-Assassinen , dem ersten Computerspiel mit einem

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