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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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Memory. »Ist ja irre.«
    Eliot wusste es besser. Leise stiegen sie auf einen kahlen Felsen, wo sie relaxten und warteten. Es war Memory, die ihn zuerst sah: hell leuchtendes Gefieder in einem grünen Adirondack-Baum, in einem Nest hoch über dem Waldboden aus roten Tannennadeln. Ein Federbüschel krönte seinen Kopf. Er hob die Flügel wie ein Cape, und seine Kehle geriet in Bewegung.
    Ack-Acka-Drrrrrrrrrrrrrrrrrrrr!
    Der reinste Presslufthammer hallte durch das alte Tal.
    Eliot ließ sie das Foto schießen und die Notiz verfassen, auf der auch Tag und Stunde vermerkt waren.
    Gemäßigter Paradiesvogel , kritzelte sie. Das Papier leuchtete vor ihr. Fulker’s Hollow, Green Mountains, Vermont. Neun Uhr morgens, nach Christus .
    Es war der glücklichste Augenblick ihres Lebens.
    Jeder hat so einen. Und es ist gut, dass niemand weiß, wann er kommt.
    ***
    Das zweite Album sollte Oolong heißen.
    Zurück in San Francisco. Nachmittags saßen sie in Memorys Strandhaus und schrieben die Songtexte, während sie die Musik auf einem gemieteten Klavier hämmerten. Das Klavier war über und über mit halb geschmolzenen Kerzen bedeckt.
    Dieser Tage war alles mit halb geschmolzenen Kerzen bedeckt. Der Teufel, normalerweise mit einem seidenen Bademantel und einer dunklen Sonnenbrille bekleidet, schien persönlich dafür Sorge zu tragen, dass sie vierundzwanzig Stunden am Tag Kerzenlicht hatten. Es war angenehm und weich, doch es hinterließ überall, selbst auf ihren Instrumenten, tropfende Stalagmiten aus Wachs. Irgendwann stahl Two-John einen Spatel aus einer Tortilla-Bude am Wasser, band eine Schleife darum und schenkte ihn dem Teufel mit der Bemerkung, dass er nun auch dafür Sorge tragen möge, das ganze Wachs aufzukratzen.
    Der Teufel fügte sich. Er machte sich auch auf andere Weise nützlich. Manchmal kochte er. Oder löschte Feuer in der Küche. Reparierte Dinge in der Küche. Gewöhnliche Arbeiten, zugegeben, doch Arbeit war, genau wie Drogen, gut für die Seele, und sie ermöglichte ihm außerdem, die Band im Auge zu behalten, das Projekt, dem er sich für diesen speziellen und wichtigen Abschnitt der Geschichte gewidmet hatte.
    Bei Sonnenuntergang spazierten die Musiker und ihre Bodyguards über den felsigen Strand. Sie wurden erkannt, doch die Menge vom Frisco Beach war cool. Sie war nicht so erbarmungslos wie die Massen anderswo zu sein schienen. Sie winkten lediglich hin und wieder und riefen »Hi«. Zumindest so lange, bis Two-John sich eine Gitarre borgte und sie sich um ein Lagerfeuer versammelten. Irgendjemand kochte in der Nähe Shrimps.
    Zuerst war es nur die Gitarre. Doch dann brachte jemand William Tell eine Bongo-Trommel.
    Sie waren ein wenig high, mit Ausnahme von Memory und Two-John, die beide total high waren. Memory hatte Two-John beigebracht, wie man den Drachen jagte, weil er es besser verstand, Gus, Jerry und Pig zu überreden, mit Dealern zu verhandeln. Memory und Two-John trugen beide Sonnenbrillen.
    Two-John spielte ein paar schwere Akkorde.
    Memory sang indianische Lieder. Ihre Stimme schien zu gehen und zu kommen, von verschiedenen Stellen rings um das Feuer, von verschiedenen Stellen aus der Menge.
    Jason Livingston, ohne Bass, blieb nur, rhythmisch den Kopf zu schütteln.
    Die Menge spielte ihren Teil auf alten Flaschen, Dosen und Muscheln.
    Das Feuer wurde hell wie die Sonne.
    Alles war golden oder schwarz. Memory spürte ein wenig Übelkeit in sich, und ihr Herz raste. Irgendein unbekannter Strandhippie fing sie immer wieder auf, bevor sie ins Feuer fallen konnte.
    Die Menge vom Frisco Beach war cool, bis auf diesen einen Typen, der Memory unbedingt in ein Krankenhaus bringen wollte.
    »Auf keinen Fall«, sagte Two-John, der sie zurück zum Hotel trug, die ganze Nacht wach hielt, mit ihr auf und ab ging und sie zum Wassertrinken zwang, damit ihr Herz nicht stehen blieb.
    Two-John hatte Angst um sie, doch er bemühte sich nach Kräften, sich nichts anmerken zu lassen. Sie hatten beide eine unglaubliche Menge türkisches Zeug geraucht.
    Two-John funkelte den Teufel an, der mit Sonnenbrille und Haremshose und einer silbernen Spritze hinter dem Ohr damit beschäftigt war, Geschirr zu waschen. Er hatte Smack entdeckt und war nicht so sehr damit beschäftigt, das Geschirr abzuwaschen, als sie vielmehr zu bewundern.
    »Das ist aber nicht, was du ihr versprochen hast«, grollte Two-John.
    »Sie ist berühmt, oder vielleicht nicht?«
    »Du weißt genau, was ich meine.«
    Der Teufel wollte nicht

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