Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
als reiner Schmuck zu erfüllen hatte. Diese Krone war Annas mechanischer Abwehrschild.
Das Bild der Kaiserin zerbröselte zu einer spiralförmigen Wolke. Baba sah das Universum mit leuchtenden Sternen und schwarzen Feldern, dann schlug er die Augen auf und fühlte starke Schmerzen im Kopf.
Annas durchscheinendes Abbild stand neben ihm.
›Glaubst du, ich hätte dein Treiben mit dieser Hure nicht bemerkt, Baba?‹ Annas Gedanken schlugen in Babas Gehirn ein. ›Ich könnte dich töten. Auf der Stelle, wenn ich es wollte! Du enttäuschst mich zutiefst.‹
Baba konzentrierte sich. Es dauerte Sekunden, bis er klare Worte finden konnte. »Was verbirgt sich hinter dem Jamork-Massaker?«, flüsterte er. »Sag mir, dass es nicht stimmt, Anna.«
Die Kaiserin über ihm lachte spöttisch. ›Ein unbedeutendes Ereignis im Vergleich zu dem, was wirklich bedeutsam ist!‹
›Der Tod von vierzehntausend Zivilisten ist nicht bedeutsam?‹
Anna schwebte gemächlich um den Sitzenden herum. Ihr Abbild berührte ihn, ohne dass er es spüren konnte. ›Baba, wie naiv bist du nur? Ich dachte, du wärest längst erwachsen! – Hast du dich auf der Erde auch nur einmal gefragt, warum in Kriegen so viele Menschen sterben mussten? – Ich habe diese Menschen sterben sehen. Tag für Tag und Nacht für Nacht. Ich habe mich aufgerieben, ihretwegen. Doch heute, mein liebster Gemahl, heute weiß ich, warum diese Menschen sterben mussten. – Du wirst diese Dinge nie verstehen können, du bist kein Synusier, du bist ein belangloser Bestandteil der grauen Masse, ein Exemplar derer, die sterben werden. Mehr bist du nicht, Baba. Es gibt Dinge, die ganz andere Dimensionen einnehmen, Dinge, um die ich mich als Kaiserin kümmern muss! Da deine Fehltritte im Vergleich zu meinen Leistungen unbedeutend sind, lass ich dich tun, was du anscheinend nötig brauchst. Wirf dich dieser Hure ruhig an den Hals, von mir aus mach noch mehr mit ihr! Sie trägt das Gedankengut Inastasias in sich und das eines Insaidias, jenes Ikoniers, der meinen Vater tötete. Doch all das scheinst du längst vergessen zu haben! Zudem wird dir dieses Mädchen schon bald entrissen werden, denn auch sie ...‹ Für einen Moment spürte Baba keine neuen Gedanken. Doch dann schlugen Annas Gedanken so kräftig in seinem Gehirn ein, dass er ohnmächtig wurde und seine Nase zu bluten begann. ›Wir sollten miteinander reden. Du findest mich auf dem Raantauus CV80! Doch du solltest schnell erscheinen, Baba. Und ohne einen Ikonier im Schlepptau!‹
*
Annas Gesicht hatte noch keine andere Färbung angenommen. Ihr ohnehin grüner Teint wirkte extrem blass. »Was ist nun mit dem unautorisierten Schiff, Jovinus?«
»Meinst du die QUWATAHULYA?«
»Welches Schiff sonst? Ergeben sie sich?«
»Nicht direkt, Kaiserin. Doch will der Kapitän mit Euch sprechen.«
»Was will er? – Ich habe den Kopf voll! Niemand glaubt mir: Malte nicht, Baba nicht – überall herrscht Chaos ...«
»Verzeiht, Kaiserin. Ich weiß nicht, was dieser Kapitän namens Veit Erso von uns will. Mit mir kommuniziert er ja nicht. Und sein Thronario ebenso wenig.«
»Bau eine visuelle Verbindung auf, Jovinus!« Anna zog rasch das Kleid zurecht, rückte die Krone gerade und setzte ein noch ernsteres Gesicht auf.
Der Monitor zeigte einen untersetzten alten Mann in äußerst altmodischer Kleidung, der sich in einem prähistorischen Sitz herumlümmelte und gierig aus einer Kunststoffpackung trank. Neben ihm schwebte ein winziges Thronario und hinter ihm glotzte ein rohbaufertiger Roboter über die Sitzlehne. Es schien, als würden alle drei die Kaiserin anstarren, als hätten sie noch nie eine Kaiserin gesehen.
»Dieses Schiff ...«, begann Anna, empfand ihre Stimme jedoch als noch nicht derb genug. Sie wiederholte mit tieferer Stimme: »Euer Schiff hält sich ohne Autorisierung in der Nähe des Planeten CV80 auf! Ich, die Kaiserin der Menschen und des Reiches Altoria, fordere eine sofortige Erklärung!«
»Nein«, antwortete Veit Erso auf der anderen Seite, wischte sich mit dem Handrücken über die wulstigen Lippen und warf die leere Getränkepackung aus dem Sichtbereich des Aufnahmegerätes. »Ich schulde dir ganz bestimmt keine Erklärung, schöne Kaiserin.« Und während Anna sich bereits aufplusterte, um zum verbalen Gegenschlag auszuholen, meinte der Kapitän der QUWATAHULYA: »Du schuldest mir eine Erklärung. – Ein ikonischer Raantauus-Knecht sendete einen Notruf und wurde dabei mit großer Sicherheit von
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