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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Franzose, wie heißt er?«
    Annie zog ein Stück Papier aus ihrem Jackett und schob es über den Tisch. »Sein Name ist Lefleur. Ich habe seine Adresse in Getaria aufgeschrieben. Wenn er mit dem Rat zu tun hat, erwartest du natürlich nicht, daß er viel weiß? Selbst wenn er redet, wirst du nicht viel erfahren.«
    »Aber er kann mir auf eine höhere Ebene helfen«, sagte Ellie. »Früher oder später werde ich den Körper der Hydra selbst erreichen.«
    Annie wollte gerade etwas sagen, aber sie hielt inne, als ein Strom kalter Luft durch den Eingang der Bar zog, begleitet von zwei uniformierten tschechischen Sicherheitspolizisten in graugrünen knöchellangen Mänteln. Die Männer schlugen sich Schnee von den Schultern und schlossen die Tür hinter sich. Der Hauch ihres Atems war immer noch zu sehen. Es war, als umhüllte sie die Kälte der Nacht.
    Anatoly schaltete sofort auf Tschechisch um und wechselte den Tenor der Unterhaltung in Small talk. Die Sicherheitspolizisten brauchten nur Sekunden, um sie auszumachen und näherzukommen. Sie sah Ellie erstarren.
    »Bleib ruhig«, warnte Annie. »Nur ein Routinebesuch. Ich kenne die beiden. Sie kommen gelegentlich vorbei, so daß ich sie daran erinnern kann, daß alle Wohltaten des Hauses frei sind. Folge einfach meiner Führung.«
    Die zwei Offiziere erreichten den Tisch. Der größere zog seine Handschuhe aus und blickte kurz zu Elliana.
    »Guten Abend, Genossin Anatoly«, grüßte er sie.
    »Guten Abend, Leutnant, mein Lieber«, erwiderte Annie, das Ego des Mannes streichelnd und auf eine Art lächelnd, die ein passionierteres Streicheln einer der Hostessen seiner Wahl versprach, wenn er seine Karten richtig ausspielte.
    »Ich sehe, das Geschäft geht gut heute nacht.«
    »Nicht besonders.«
    »Schade, obwohl es einige Staatsbeamte gibt, die glauben, daß Ihr Unternehmen zu stark an kapitalistische Ausbeutung grenzt.«
    »Ja, und viele von ihnen sind meine besten Kunden, einschließlich einiger Ihrer Freunde, Leutnant, mein Lieber. Das richtige Produkt für den richtigen Preis hat nichts mit Kapitalismus zu tun. Die Nachfrage muß befriedigt werden. Das ist gut für die Seele.« Sie folgte den Augen des vorgesetzten Soldaten zu Elliana. »Ich war gerade dabei, diese Frau hier hinsichtlich einer möglichen Einstellung bei mir zu interviewen. Schließlich ist die Ferienzeit mit ihrer vergrößerten Nachfrage nicht mehr fern. Was denken Sie, Genosse Leutnant, Lieber?«
    Der Soldat griff sich Ellies Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich. Sie spürte, wie ihr die Galle hochkam.
    »Interessant«, sagte der Soldat, sie abschätzend. »Vielleicht ein bißchen erschöpft und müde, aber Sie wissen ja, wie sehr es dabei auf Erfahrung ankommt.«
    »Ja«, gab Annie zurück. »Ich glaube selbst an Erfahrung. Gibt es eine bestimmte Erfahrung, die zu machen euch beiden Schönen heute abend interessieren würde?«
    Aber die Aufmerksamkeit des Soldaten war immer noch auf Ellie gerichtet. »Kann ich bitte mal Ihre Papiere sehen?«
    Ohne zu zögern, nahm Elli sie aus der Tasche. Der Vorgesetzte des Soldaten sah sie schnell durch.
    »Ja«, sagte er, faltete sie zusammen und steckte die Papiere in die Tasche. »Ich fürchte, Sie müssen mit uns kommen.«
    Ellie drehte sich zu Anatoly und sah sofort die gespielte Wut in ihren Augen. »Du Nutte!« schrie Anatoly. »Ich wußte doch, daß du etwas verbirgst!«
    Plötzlich war Anatoly über dem Tisch und schüttelte Ellies Schultern. Ellie spielte mit, sich zusammenkauernd und auf ihrem Stuhl zurückschreckend. Eine von Annies Händen rutschte tiefer und ließ etwas, was sich wie eine Pistole anfühlte, in Ellies Manteltasche gleiten. Das Gewicht des Gegenstandes war beruhigend, und sie sah, daß Anatolys Augen die ihren suchten und sie warnten. Offensichtlich war ihr etwas aufgefallen, und nun war Ellies Manko, was den Besitz einer Pistole betraf, abgeholfen worden.
    Der vorgesetzte Soldat führte Annie vom Tisch weg. Der vorgetäuschte Kampf hatte die Hälfte ihres falschen Schnurrbarts heruntergerissen.
    »Sie können sie zurückhaben, wenn wir mit ihr fertig sind, Genossin«, sagte der Soldat.
    »Behalten Sie sie, was mich betrifft«, schleuderte Annie zurück und spuckte nach Ellie.
    Der Soldat, den Annie mit Leutnant angeredet hatte, winkte Ellie aufzustehen. »Bitte machen Sie keinen Ärger.« Er hielt sie an der Schulter, und sie stand ohne Protest auf.
    Tatsächlich hatte sie nicht vor, Widerstand zu leisten. Es erschien logisch, daß

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