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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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die Soldaten sie nur für die Dienste haben wollten, die Annie angeboten hatte. Aber Annie hatte ihr etwas mitteilen wollen, als sich ihre Augen trafen. Offensichtlich war Annie etwas an dem Verhalten der Soldaten aufgefallen, was vermuten ließ, daß dies kein Routinebesuch war.
    Ellies Hand kroch in ihre Jackentasche und tastete nach dem beruhigenden Stahl der Pistole. Sie erkannte sie nach der Form als eine Beretta, Kaliber 25. Eine Frauenpistole. Nicht viel Feuerkraft. Sie würde sehr genau treffen müssen, wenn sie gezwungen sein sollte, sie zu benutzen.
    »Welches Revier?« fragte Annie, als die Soldaten mit Ellie in der Mitte auf die Tür zugingen.
    »K-Platz, natürlich«, sagte der vorgesetzte Offizier. »Wie gewöhnlich.«
    Sie drehten sich wieder zur Tür. Die Gäste, die die Vorgänge mit nachlassendem Interesse beobachtet hatten, wandten sich wieder ihren Gläsern oder Begleitern zu, die Aufregung war offensichtlich vorbei. Anatoly hielt sich nun zurück, denn sie wußte, daß Ellie leicht mit den Männern fertig werden konnte. Es gab keinen Grund, weiter zu protestieren.
    Sie hatte begonnen, sich zu verabschieden, als der vorgesetzte Offizier sich versteifte, und dann herumschwang. Seine Hände griffen unter die Jacke und kamen mit einer Maschinenpistole wieder hervor. Ellie beachtete den zweiten Soldaten nicht, während sie sich zu Boden warf, aber sie war sicher, daß er ebenfalls eine solche Waffe im Anschlag hielt, und das Stakkato zweier schneller Feuerstöße bestätigte das.
    Annie ließ sich ebenfalls fallen oder versuchte es jedenfalls, aber die Geschosse drangen ihr in Kopf und Körper. Sie schrie, ein Schrei, der mitten drin abbrach, als der Tod sie erreichte und sie regungslos am Boden lag, ihr weißer Anzug eine blutige Masse und ihr Schnurrbart nun völlig abgerissen. Der Hut war zur Seite gerollt und enthüllte einen glatten Männerhaarschnitt.
    Die Soldaten waren erst auf sie losgegangen, weil Anatoly bekannt dafür war, in der Bar eine Pistole zu tragen, und so am ehesten eine Gefahr für sie war. Natürlich wußten sie nicht, daß sie die Pistole Ellie zugesteckt hatte.
    Bis sie ihre Maschinenpistolen zu Ellie geschwenkt hatten, hatte Ellie ihre Beretta gezogen und drückte durch. Sie besaß einen leichten Abzug, und die Kugeln lösten sich rasch. Sie plazierte zwei in die Brust des ersten Soldaten, dann zwei in die Brust des zweiten und erledigte jeden mit einem jeweils einzigen Schuß in den Kopf, während sie wieder aufsprang.
    Ihre Ohren hallten wider von Wehgeschrei sowie Schreien der Angst und des Entsetzens. Diejenigen Gäste, die sich nicht in Deckung geworfen hatten, rannten nun zu den Ausgängen. Durch die ersten wilden Feuerstöße aus den Maschinengewehren der Soldaten zufällig Getroffene lagen sich krümmend auf dem Boden, einige waren tot.
    Ellie behielt die Ruhe, während um sie herum die Leute zur Tür rannten, und beugte sich über den ersten Soldaten, um sich ihre Papiere zurückzuholen. Sie waren zerknittert, aber glücklicherweise nicht blutig. Dann floh sie mit den anderen Menschen auf die Straße.
    Menschen boten die beste Deckung, wie sich immer wieder erwiesen hatte, und so wäre es auch diesmal gewesen, hätten die Männer auf der anderen Straßenseite nicht speziell nach ihr Ausschau gehalten. Ihre Kugeln schnitten eine wahllose Bahn durch die Menge, während alles aus der Bar stürzte. Ellie stürzte mit ihnen in den Schnee. Der einzige Unterschied bestand in ihrem Fall darin, daß unter ihr kein Blut in den Schnee sickerte.
    Selbst in diesem kurzen Augenblick war sie in der Lage zu überlegen, womit sie es zu tun hatte. Die Männer hatten von der anderen Straßenseite aus gefeuert, aus einer Deckung hervor. Sie hatten bei den ersten Schüssen nicht das Gebäude betreten, und diese Geduld verriet ebenso Professionalität wie die Tatsache, daß sie sich nicht gezeigt hatten, selbst nachdem ihr Opfer scheinbar tot war. Sie warteten, was bedeutete, daß Ellie nichts tun konnte, als auf dem Bauch liegenzubleiben, während die Kälte ihr Gesicht taub werden ließ. Sie sah auf die Straße, konnte jedoch nichts sehen, keine Anzeichen, die auf Anzahl oder Position des Feindes schließen ließen. Sie umklammerte die Beretta mit der linken Hand, die durch ihren Körper in den Schnee gepreßt und langsam gefühllos wurde. Es war eine achtschüssige Waffe. Es blieben nur noch zwei Schuß.
    Der Feind auf der anderen Seite der Straße konnte das natürlich nicht wissen.

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