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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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eliminiert wurde. Und wenn es der Mossad war, würden sie gewußt haben, daß zwei Männer nicht reichen, um sie zu erledigen, selbst unter Mithilfe der beiden tschechischen Sicherheitspolizisten nicht.
    Nicht der Mossad, aber irgendeine Macht, die den Mossad infiltriert hatte …
    Ellie zuckte zusammen, während sie in einer anderen Gasse kniete und darauf wartete, zur U-Bahn gehen zu können. Der Rat der Zehn. Wenn sie tatsächlich aufgetaucht waren, um sie zu töten, dann war sie ihnen endlich näher gekommen, und sie gerieten in Panik. Anatolys Informationen über die Transportflugzeuge bekamen immer mehr Bedeutung. Aber es gab niemanden, dem sie die Nachricht ohne ein beträchtliches Risiko übermitteln konnte. Wie konnte sie wissen, inwieweit der Mossad durchdrungen war? Mehr noch, warum sollte der Mossad auf sie hören, wo sie doch jetzt ein Außenseiter war?
    So viele Fragen, auf die sie keine Antworten wußte …
    Mit dem Gefühl, sie könne es jetzt wagen, erhob sich Ellie und ging zum U-Bahnhofeingang. Die Stufen führten in das Innere von Prag. Die Kälte wurde weniger streng und verschwand dann in der Wärme des Untergrunds. Sie zog eine Reihe von Fahrkarten und ging durch die Sperre. Die Zeiger der Uhr an der Wand zeigten zwei Uhr an. Ellie trug keine Uhr, weil das nur wenige tschechische Frauen taten und sie nicht auffallen wollte. Zwei Uhr morgens. Die U-Bahn würde praktisch ausgestorben sein, was seine Vor- und Nachteile hatte. Ellie ging zum Bahnsteig, um auf den nächsten Zug zu warten.
    Es war egal, wohin er fuhr. Irgendwohin reichte. Wichtig war nur, in Bewegung zu bleiben und sich langsam, aber ohne allzu große Umwege zum Prager Flughafen zu begeben, bevor sich die gegnerischen Kräfte wieder formieren konnten. Sie erreichte den Bahnsteig und sah, daß sie allein war.
    Dann erklangen Fußschritte hinter ihr. Ellie drehte sich um, instinktiv nach der Pistole greifend, die sie ja gar nicht mehr besaß. Zwei Jugendliche rutschten das Treppengeländer zum Bahnsteig herunter. Sie waren fast identisch mit schwarzen Hosen und Lederjacken bekleidet. Beide hatten sandblondes Haar und feixten. Sie schienen betrunken zu sein. Keiner von ihnen beachtete Ellie. Sie entspannte sich.
    Allmählich kamen weitere Leute hinzu. Ein Geschäftsmann, zwei etwas grell zurechtgemachte Frauen mit engen Röcken, die Prostituierte sein konnten, eine ältere Dame mit eng an sich gepreßter Handtasche, zwei jüngere Männer mit Kappen, die tief über ihre dunklen slawischen Augen gezogen waren. Eine Gruppe von Fremden, die nichts weiter miteinander gemein hatte, als auf den Zug zu warten. Ein tschechischer Polizist kam auf den Bahnsteig, als ein Zug durch den Tunnel donnerte. Die Jugendlichen machten weiter ihre Späße.
    Die Prager U-Bahn war wie ihre Schwester in Moskau peinlich sauber. Kein Abfall, keine Plastik- oder Mülltüten und absolut kein Graffiti.
    Das Zuglicht tauchte im Tunnel auf. Der Boden vibrierte leicht, und jetzt wurde Ellie noch vorsichtiger. Für die nächsten Sekunden, in denen ihre Ohren sie nicht warnen konnten, weil alle anderen Geräusche vom Dröhnen übertönt wurden, war sie besonders angreifbar.
    Sie lehnte sich gegen einen Zementpfeiler, ihre Blicke streiften von einer Seite zur anderen.
    Der Zug kam langsam und quietschend zum Stehen. Er war lang, hatte viele Wagen, aber die meisten waren zu dieser Zeit dunkel und abgeschlossen. Alle Wartenden stiegen in den Wagen direkt vor ihnen ein. Ellie ging hinter dem Polizisten hinein. Irgendwie fühlte sie sich durch seine Gegenwart sicherer, obwohl er genausogut wie die anderen zum Feind gehören konnte. Er hatte eine Kalaschnikow über die Schulter gehängt, und seine Stiefel ließen ihn erheblich größer aussehen als er in Wahrheit war.
    Ellie hatte kurz in Erwägung gezogen zu warten, bis alle anderen eingestiegen waren, und dann wieder auszusteigen. Sie wußte jedoch nicht, wann der nächste Zug kommen würde und ob bis dahin weitere Verfolger in der Station auftauchten. Auf diese Weise hatte sie den Vorteil, in der Menge sicher zu sein. Kein Professioneller würde in Gegenwart so vieler Zeugen handeln, besonders dann nicht, wenn ein tschechischer Polizist mit einer ominösen Kalaschnikow über der Schulter zugegen war.
    Der Zug rumpelte los und gewann an Geschwindigkeit. Ellie wählte einen Platz auf einer Bank gegenüber dem Geschäftsmann sowie den mutmaßlichen Prostituierten und zwischen den Jugendlichen und den beiden jungen Männern.

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