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Der rauchblaue Fluss (German Edition)

Der rauchblaue Fluss (German Edition)

Titel: Der rauchblaue Fluss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amitav Ghosh
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gegriffen hat … «
    »… bei Jena und Austerlitz ganze Armeen vernichtet hat … «
    Bahram und Zadig auf ihrem Horchposten wurde klar, dass der Plan, den Exkaiser zu besuchen, inzwischen konkrete Gestalt angenommen hatte: Offenbar verfügte einer der Engländer über Beziehungen zur Admiralität und hatte einen Brief mit der Bitte um Erlaubnis zum Besuch Napoleon Bonapartes aufgesetzt. Und mehr noch: Man hatte den Kapitän der Cuffnells überredet, den Brief persönlich zu überbringen, um dem Wunsch Nachdruck zu verleihen.
    Die Annäherung an die Insel dauerte wegen der Sicherheitsvorkehrungen ungewöhnlich lange, und die Cuffnells war noch Meilen von der Küste entfernt, als sie von einem Kanonenboot zum Beidrehen aufgefordert wurde. Über Sprachrohre wurden die Offiziere der Cuffnells einer langwierigen Befragung unterzogen, bis das Schiff schließlich die Genehmigung zum Einlaufen in den Hafen erhielt. Diese Episode gab dem Kapitän zu denken, und er machte seinen Landsleuten Vorhaltungen. Selbst wenn Napoleon bereit sein sollte, ihrem Wunsch nachzukommen, sei es höchst unwahrscheinlich, dass die zuständigen Stellen ihnen gestatten würden, den Gefangenen zu besuchen. Doch die Damen ließen sich nicht so leicht entmutigen, und kaum hatte die Cuffnells Anker geworfen, bestürmten sie den Kapitän, sein Versprechen einzuhalten. So wurde denn ein Beiboot zu Wasser gelassen, und der Kapitän ließ sich nach Jamestown rudern, um dort das Schreiben zu übergeben.
    Als er zurückkam, war ihm anzusehen, dass er nicht viel Ermutigendes zu berichten hatte. Bahram und Zadig bezogen rechtzeitig ihren Horchposten und hörten ihn sagen, Napoleon werde so streng bewacht, dass es leichter sei, eine Festung einzunehmen, als zu ihm zu gelangen.
    »Als Bonaparte hier ankam, sagte er zu dem Admiral, da es ja unmöglich sei, von dieser Insel zu entkommen, könne man doch auf die Wachen verzichten. ›Nein, nein, General‹, erwiderte der Admiral, ›Sie sind viel schlauer als ich, deshalb müssen die Wachen bleiben, und alle zwölf Stunden muss ein Offizier nach Ihnen sehen.‹ Und so wird es seither gehandhabt.«
    Da Napoleon unter so strenger Kuratel leben müsse, sagte der Kapitän, sei er kaum jemals geneigt, Gäste zu empfangen. Er habe bisher alle entsprechenden Anfragen abschlägig beschieden und wiederholt sogar seine Abneigung bekundet, mit höheren Offizieren der Admiralität zu sprechen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er dem Besuch einer Gruppe durchreisender Schiffspassagiere zustimmen würde, sei daher gleich null. Trotzdem habe er, der Kapitän, pflichtgemäß den Brief übergeben.
    Diese düstere Prophezeiung bestätigte sich, als tags darauf zwei Uniformierte an Bord kamen und den wartenden Passagieren eröffneten, ihre Forderung sei rundweg abgelehnt worden: Der General habe erklärt, er sei indisponiert und sehe sich außerstande, Besucher zu empfangen.
    Die Passagiere ließen ihrer Enttäuschung und ihrem Unmut freien Lauf.
    »Oh, dieses Scheusal! Hat er denn nach all seinen Untaten nicht eine Schuld abzutragen?«
    »Aber Sir, er muss sich doch an diesem einsamen Ort nach menschlicher Gesellschaft sehnen … Er, der die rauschendsten Feste, die geistreichste Konversation gewohnt war … ?«
    »Madam, man erzählt sich von ihm, er habe gesagt, er wünschte, er wäre im russischen Schnee ums Leben gekommen. Oder durch eine Kugel bei Leipzig.«
    »Und das wäre eine ihm angemessene Todesart gewesen … «
    So ging es noch eine ganze Weile lang hin und her, wobei Bitten und Vorwürfe sich die Waage hielten, bis die Besucher schließlich der Impertinenz ihrer Gastgeber müde wurden und sich erhoben, um zu gehen. Sie kamen so rasch den Niedergang herab, dass Bahram und Zadig kaum Zeit fanden, sich von ihrem Horchposten zurückzuziehen. Zadig konnte gerade noch entwischen, aber Bahram stand am Fuß des Niedergangs den Engländern unversehens von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Trotz des Schreckens reagierte er formvollendet, indem er sich verbeugte und sich nonchalant gab. So wurde die Situation gerettet, und die Engländer erwiesen ihm ihrerseits ihre Hochachtung. Während er sich zurückzog, vermerkte Bahram mit Genugtuung, dass er offenbar einen günstigen Eindruck hinterlassen hatte, denn er hörte, wie sich die Engländer leise bei ihren Gastgebern erkundigten:
    »Der mit dem Turban – ist das denn ein sogenannter Raja?«
    »Noch besser – er ist ein Prinz des alten Persien … «
    »Ein reinblütiger Parse

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