Der Rauchsalon
den erstaunlich leckeren Inhalt der Kasserolle zu verzehren,
als Sarah zum Schluß der Geschichte gekommen war. Aber auch jetzt hatten alle
Anwesenden noch Fragen.
»Aber was wollten all die komischen
Leute, die uns den Flur versaut haben?« warf Mariposa ein, trotz der Bemühungen
ihres schockierten Charles, sie zum Schweigen zu bringen. »Wieso haben wir
diese Frau beim Schnüffeln im Schrank erwischt?«
»Das weiß ich leider auch nicht«, sagte
Sarah. »Mr. Bittersohn ...« Sie suchte nach unverbindlichen Worten, um einem
weiteren Angriff dieser nordischgrauen Augen zu entgehen. »Sie wissen doch
alles über Antiquitäten und dergleichen, und heute nachmittag haben Sie Miss
Hartler so geschickt zum Reden gebracht. Können Sie uns nicht weiterhelfen?«
»So geschickt war ich gar nicht«,
wehrte er ab, »Sie haben sie überführt mit Ihrer Bemerkung über die Kleidung.«
»Es scheint mir, als ob dem Polizisten,
der Mrs. Feeley aufgetrieben und diese dramatische Gegenüberstellung
vorbereitet hat, auch ein gut Teil der Ehre gebührt«, fügte Mr. Porter-Smith
etwas mißgünstig hinzu, wobei er zweifellos dachte, daß man ihn jetzt als
Sherlock Holmes mit Lob überschütten würde, wenn nicht Cousin Percy seine
Dienste im Büro in Anspruch genommen hätte.
»Sergeant McNaughton hat großartige
Arbeit geleistet«, stimmte Sarah zu, obwohl sie genau wußte, wem das Lob
eigentlich zustand. »Aber um noch einmal auf Mariposas Frage zurückzukommen,
Mr. Bittersohn, haben Sie nicht wenigstens eine Theorie?«
»Möglicherweise. Sie erinnern sich
vielleicht noch daran, daß ich gestern im Beerdigungsinstitut mit Ihrer Tante
gesprochen habe? Sie hat mir genau das erzählt, was Miss Hartler heute
nachmittag auch gesagt hat, daß nämlich der Bruder das gesamte Vermögen der
Familie geerbt hat, unter der Voraussetzung, daß er sich um seine Schwester
kümmert.«
»Das ist immer eine riskante Sache«,
sagte Mrs. Sorpende. »Man braucht nur an die Dashwoods zu denken.«
»Wer sind die denn?« fragte Miss
LaValliere.
»Figuren aus einem Buch von Jane
Austen. Fahren Sie doch bitte fort, Mr. Bittersohn«, drängte Sarah, bevor Miss
LaValliere fragen konnte: »Wer ist denn Jane Austen?«
»Offenbar ist es Miss Joanna nicht viel
besser ergangen als Elizabeth und Marianne Dashwood, wenn man Ihrer Tante
glauben darf. Der liebe Wumps hat sie finanziell sehr kurz gehalten. Nachdem er
zu krank geworden war, um seine Angelegenheiten selbst zu erledigen, hätte sie
sich als sein Vormund einsetzen lassen können, wie Ihr Cousin Dolph vorschlug,
aber das hätte bedeutet, daß man von Wumps Zustand erfahren hätte, und das
wollte sie nicht. Sie hätte zwar seine Unterschrift auf Schecks fälschen
können, damit sie einigermaßen zurechtkamen, aber das war sehr riskant für sie.
Deshalb hat sie angefangen, die verschiedenen Antiquitäten zu verkaufen, die
ihr Bruder von Leuten bekommen hatte, die glaubten, sie stifteten etwas für den
Iolani-Palast. Die Frau, von der Mariposa spricht, benahm sich doch eher wie
eine Käuferin als wie eine Diebin, nicht wahr?«
»Eine ganz schön gerissene Käuferin
noch dazu«, sagte Sarah. »Sie hat mir 50 Dollar für die Coalport-Vasen aus dem
Porzellanschrank angeboten. Sie hat versucht, mich davon zu überzeugen, daß es
sich um Reproduktionen handelt.«
»Was sie natürlich nicht sind«, sagte
Bittersohn. »Klingt mehr nach einem Kunsthandel, was sowieso viel
wahrscheinlicher ist, auch wenn man dort weniger Geld bekommt. Miss Hartler
könnte mit einem hübschen kleinen Gegenstand in ihr Geschäft gegangen sein, um
ihr den Mund wässerig zu machen, und ihr dann gesagt haben, daß sie noch eine
Menge davon zu Hause hat. Das hätte erklärt, warum sie Quiffen aus dem Weg
geschafft hat, als sie erfuhr, daß er schneller war und bereits in den Salon
eingezogen war. Ein Haus wie dieses war genau die Kulisse, die sie brauchte.«
»Und daß er ihr vor Jahren den Laufpaß
gegeben hat, hat sie wohl auch nicht gerade davon abgehalten, ihm einen Schubs
zu geben«, pflichtete Sarah bei. »Da werden Frauen zu Hyänen und so weiter. Die
Besucherin schien sich tatsächlich nicht sicher zu sein, wem das Haus gehörte.
Erinnern Sie sich, Mariposa? Und Mr. Hartler — ich meine natürlich Miss Hartler
— hat uns immer wieder unterbrochen und sich dafür entschuldigt, daß er — ich
meine sie — so ein schrecklicher Mensch sei, was natürlich stimmte. Ich wette,
er — oh, Sie wissen schon, was ich meine — hat
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