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Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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gerade 50 Dollar für ein Paar
von Urgroßmutters Coalport-Vasen geboten.«
    »Ach herrjeh! Ach herrjeh! Was für eine
mißliche Lage. Ich muß mich bei Ihnen in aller Form entschuldigen, Mrs.
Kelling. Wirklich in aller Form entschuldigen. Hier — Mrs. — äh — ich bringe
Sie nur eben zur Tür.«
    »Einen Moment!« brüllte Mariposa. »Wir
haben das Silber noch nicht gezählt.«
    »Aber das — ist doch sicherlich — «
    »Mr. Hartler, führen Sie Ihren Besuch
bitte in die Eingangshalle, und warten Sie dort, bis wir hier fertig sind«,
ordnete Sarah an. »Sobald wir sicher sind, daß nichts fehlt, kommen wir,
entriegeln die Tür und lassen sie hinaus. In Zukunft legen Sie bitte Ihre Termine
weit genug auseinander, so daß etwas Derartiges auf keinen Fall noch einmal
vorkommt. Außerdem bestellen Sie Ihren Besuchern bitte, sie sollen ihre Stiefel
draußen lassen und gefälligst damit aufhören, meinen orientalischen Läufer als
Aschenbecher zu mißbrauchen. Ich weiß zwar nicht, was für Leute Sie hier
empfangen, aber wenn sie sich nicht wie zivilisierte Menschen benehmen können,
müssen Sie sie anderswo treffen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Ja, ja. Ich bin ein schrecklicher
alter Mann, und ich entschuldige mich hiermit, Mrs. Kelling. Ich mache Ihnen
nichts als Ungelegenheiten. Nur Ungelegenheiten. Bitte kommen Sie mit, Mrs. — äh
— «
    Die Dame zischte: »Ich muß schon
sagen!«, und Mr. Hartler versuchte sie mit »Ja, ja, ist alles meine Schuld.
Schreckliches Mißverständnis!« zu beruhigen, während er sie in die Halle führte
und höflich die Tür hinter sich zuzog.
    Das Zählen des Familiensilbers hatte
zwar wenig Sinn und war eher von symbolischer Bedeutung, doch Sarah und
Mariposa schritten trotzdem zur Tat. Es schien nichts zu fehlen, aber die
Coalport-Vase war zweifellos nicht der einzige Gegenstand gewesen, den Mr.
Hartlers Besucherin auf ihren Abwegen begutachtet hatte. Sarah zählte, so
schnell sie konnte, denn sie war sich nicht sicher, ob sie überhaupt ein Recht
hatte, diese Frau in der Eingangshalle festzuhalten, und sie verspürte
keinerlei Lust, wieder in den Zeitungen zu erscheinen, diesmal wegen versuchtem
Kidnapping. Es vergingen kaum mehr als 15 Minuten, bis sie hinausging und die
Tür wieder aufschloß.
    »Also wirklich!« fauchte die Frau und
stürzte hinaus, »dieses Haus betrete ich bestimmt nie wieder!«
    »Wunderbar«, erwiderte Sarah. »Ich
freue mich schon darauf, Sie nicht mehr wiederzusehen.«
    Das war wohl das Unverschämteste, das
sie je in ihrem Leben gesagt hatte. Sie hatte geglaubt, daß eine richtige
Explosion sie erleichtern würde, aber sie hatte sich offenbar geirrt. Gegen
sechs Uhr bekam sie höllische Kopfschmerzen. Als Max Bittersohn schließlich
anrief und ihr mitteilte, er käme nicht zum Abendessen, brach sie beinahe in
Tränen aus.
    »Aber ich habe doch Karottenpudding
gemacht«, jammerte sie, wobei sie merkte, wie lächerlich sie sich machte, was
ihre Stimmung noch weiter sinken ließ.
    »Verwahren Sie mir ein Stück«,
erwiderte er. »Ich weiß noch nicht, wann ich zurückkomme. Es tut mir leid, daß
ich Ihnen nicht eher Bescheid sagen konnte, aber ich habe gerade bei meinem
Auftragsdienst nachgefragt und erfahren, daß ich einen Mann wegen eines Matisse
treffen soll.«
    »Ist ja auch nicht weiter schlimm.«
    Das war es aber doch. Sarah war
schockiert, als sie sich eingestehen mußte, wie sehr sie mit Bittersohns
moralischer Unterstützung gerechnet hatte. Was sollte sie denn jetzt bloß tun?
     
     

Kapitel
13
     
     
     
     
     
     
     
    G lücklicherweise hatte Sarah am
gestrigen Nachmittag bereits vorgekocht, ansonsten hätte sie das Abendessen
vielleicht nicht überstanden. Sie bereitete alles vor, so gut sie konnte, und
zog sich dann nach oben zurück, um zwei Aspirin zu nehmen und sich eine halbe
Stunde hinzulegen, damit sie für die Abendvorstellung fit war. Die Aussicht,
mit ihren Pensionsgästen höflich zu konversieren, vor allem mit Mr. Hartler,
nachdem sie ihm derart den Marsch geblasen hatte, ging beinahe über ihre
Kräfte.
    Vielleicht hätte sie zu ihm hineingehen
und sich entschuldigen sollen, nachdem seine aufsässige Besucherin gegangen
war, aber andererseits — warum hätte sie das eigentlich tun sollen? Es war
schließlich ihr Haus und nicht seins.
    Mit Onkel Jems Hilfe hatte Sarah eine
strenge, aber praktische Hausordnung entworfen. Mr. Hartler hatte davon eine
Kopie bekommen wie alle anderen auch. Gäste wurden

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