Der Rausch einer Nacht
eine Geschäftsvereinbarung vor, die während ihrer Dauer nicht durch Emotionen gestört werden durfte. Und nach Ablauf derselben würde man auseinandergehen, ohne sich irgend etwas nachzutragen, weder im Guten noch im Schlechten.
Doch ihr konstantes Schweigen störte ihn, und er versuchte, sie zum Reden zu bewegen: »Diana, wenn du mir etwas vorzuwerfen hast, dann nur, weil ich vielleicht etwas grob und unbeholfen vorgegangen bin. Aber mach mich bitte nicht für dein Unglück verantwortlich.«
Sie atmete tief durch und wirkte auf den ersten Blick ganz normal - doch in ihren Augen standen immer noch Tränen der Wut. »Warum sollte ich dir einen Vorwurf daraus machen, mir meine Situation in aller schonungslosen Offenheit dargelegt zu haben?«
»Ich habe dir nicht nur deine Probleme aufgezeigt«, entgegnete er sanft, »sondern dir auch eine Lösung angeboten.«
»Ja, das hast du. Und ich bin dir für dein Angebot auch sehr dankbar, doch wirklich, das bin ich...«
Ihre Stimme erstarb, und Cole erkannte, daß sie zwar seinen Antrag immer noch als bizarr und unmöglich ansehen mochte, gleichzeitig aber bemüht war, seine Gefühle nicht zu verletzen. Diese Erkenntnis kam ihm sehr lieb vor, aber auch vollkommen naiv; denn seine Gefühle spielten bei diesem Abkommen nicht die geringste Rolle. Im Gegenteil, er würde es vorziehen, sein Leben auchwei-terhin im Zustand der emotionslosen Objektivität zu verbringen.
»Das Problem ist nur«, fuhr Diana schließlich in gefaßtem Ton fort, »daß ich noch nicht so ganz erkennen kann, welche Logik dahintersteckt, den Verlobten, den ich geliebt habe, der mich aber nicht wollte, gegen einen Mann auszutauschen, den ich nicht liebe und der für mich auch nichts übrig hat.«
»Aber das macht die ganze Angelegenheit doch erst perfekt!« entgegnete Harrison und legte ihr eine Hand auf den Arm. »Keine Gefühlsverirrungen könnten unsere Ehe verkomplizieren.«
Diana stellte das Glas ab und schlang die Arme um sich, so als ließe die Kälte seiner Worte sie frösteln. »Bist du wirklich so gefühllos und aus Stein, wie du dich anhörst?«
Als er in ihr wunderschönes Gesicht und ihren Ausschnitt sah, war ihm alles andere als kalt zumute. Zum erstenmal, seit er seinen Plan zusammengestellt hatte, wurde ihm bewußt, daß er ein sexuelles Verlangen nach ihr entwickeln könnte, und das würde sich als großer Störfaktor erweisen. Er schwor sich in Gedanken, alle Intimitäten mit ihr strikt zu meiden, um so diese Unwägbarkeit zu umschiffen.
»Ich bin nicht gefühllos«, entgegnete Cole, »sondern nur praktisch. Genau wie du stehe ich vor einem drängenden Problem, das sich nur durch eine Verehelichung lösen läßt. Unsere Ehe soll nicht durch die Höhen und Tiefen einer normalen Zweisamkeit belastet werden, sondern in Form einer Vereinbarung bestehen und nur ein Jahr lang andauern, um dann in aller Stille durch eine Scheidung im gegenseitigen Einvernehmen gelöst zu werden. Wir beide sind in dieser Hinsicht wie füreinander geschaffen. Wenn du in irgendeiner Weise abergläubisch bist, könntest du sogar sagen, das Schicksal selbst habe uns zusammengeführt. «
»Ich traue dem Schicksal nicht mehr. Früher habe ich nämlich geglaubt, es habe Dan und mich füreinander bestimmt.«
»Das ist der große Unterschied zwischen Penworth und mir«, entgegnete Cole leicht bitter, »ich halte mein Wort, wenn ich es einmal gegeben habe.«
In diesem Moment, in dem er sie mit seinen stahlgrauen Augen direkt ansah und seine Stimme so überzeugend klang, wurde ihr erst so richtig bewußt, wie ernst es Cole mit seinem Vorschlag war. Während sie diesen Schock noch verdaute, hob er ihr Kinn mit zwei Fingern an und zwang sie, ihm ins Gesicht zu schauen.
»Während der zwölf Monate, in denen wir verheiratet sind«, erklärte er ihr mit hypnotischer Kraft, »verspreche ich dir, mich in der Öffentlichkeit so zu geben, als wäre ich der aufmerksamste und treueste aller Ehemänner. Natürlich werde ich auch nichts tun oder sagen, was dir peinlich sein oder dich verärgern könnte. Keine Angst, bei mir hast du es nicht mit einem zweiten Dan Penworth zu tun. Und ich will auch sonst alles tun, damit du unser Abkommen keinen einzigen Augenblick lang bereuen mußt.«
Zu diesem Abkommen darf es niemals kommen! warnte sie eine innere Stimme, aber die kam nicht gegen Coles angenehme Züge, seine tiefe, beschwörende Stimme und seinen starken Körper an, der wie ein Turm über ihr aufzuragen schien. Dieser
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