Der Rausch einer Nacht
bin?«
Sie verdrehte die Augen, als sei das das Dümmste, was sie je gehört habe. »Du erwartest doch wohl nicht, daß sie uns das einfach glauben, wenn wir ihnen erzählen, wir hätten uns heute abend Hals über Kopf ineinander verliebt und wären dann gleich durchgebrannt, oder?«
»Sie können uns nicht das Gegenteil beweisen. Überhaupt würde ich vorschlagen, daß wir bei dieser Geschichte bleiben.«
Diana trat einen Schritt von ihm zurück und hob das Kinn in offenem Widerspruch. »Ich werde meinen Lieben keine Lüge auftischen und dir auch nichts versprechen, was ich nicht einhalten kann.«
Harrison erkannte, daß es ihr damit todernst war. Offensichtlich hatte Diana, die zur texanischen Geschäftsfrau des Jahres gewählt worden war, auf dem Weg nach oben weder ihre Skrupel abgelegt noch ihren jugendlichen Idealismus verloren. Wenn er es recht bedachte, war das etwas sehr Schönes und erfüllte ihn mit Stolz auf sie. »Gut, dann machen wir in dem Fall eine Ausnahme.«
»Ehrlich?« Er hatte sie schon den ganzen Abend verblüfft, aber damit hätte sie jetzt nun wirklich nicht gerechnet. Eben noch hatte er ihr vollkommen ohne Sensibilität und rein praktisch, als halte er einem Geschäftspartner die Tür auf, eine Heirat vorgeschlagen, und jetzt ging er voller Wärme im Blick auf einen ihrer sentimentalen Einwände ein. Wenn sie jemals wieder einen klaren Kopf bekommen wollte, durfte sie nicht länger in seine hypnotischen Augen sehen. »Du hast von zwei Dingen gesprochen, die zu regeln seien.«
»Ich möchte deine Zusage, daß du für ein paar Tage mit mir auf die Ranch meines Onkels kommst und dich dort so verhältst, daß er keinen Grund zur Sorge haben kann, mit unserer Vermählung sei irgend etwas nicht in Ordnung. Am liebsten würde ich schon nächste oder übernächste Woche zu ihm.«
»Hm, da stehen sicher eine Menge Termine an.« Diana runzelte die Stirn und wirkte wie eine Göttin, die inmitten eines schönen Sommertages angestrengt nachdenken muß. »Aber eigentlich habe ich nie freie Zeit. Nun gut, ich sehe zu, was sich machen läßt. Irgendwann in den nächsten zwei Wochen lassen sich bestimmt ein paar Tage freimachen.«
»Gut, dann wäre wohl alles geklärt.«
Sie war jetzt so nervös, daß sie nur noch stammeln konnte: »Ja, aber sollte ich nicht auch einige Bedingungen stellen?«
»Nur raus damit, sag mir alles, was dir gerade einfällt. Ich habe dir bereits versprochen, daß ich mich mit allem halbwegs Vernünftigem einverstanden erkläre.« Cole war der Ansicht, daß sie nun genug geredet hatten und endlich zur Tat schreiten sollten. Er kehrte in seine Suite zurück, gab den Piloten Bescheid und verständigte den Chauffeur, mit der Limousine sofort am Hoteleingang vorzufahren. Dann rief er seine Sekretärin in Dallas an, um ihr einige Instruktionen zu geben. Die Frau meldete sich schläfrig, wurde aber sofort hellwach, als sie hörte, was er ihr mitzuteilen hatte.
»So, das wäre arrangiert«, erklärte Harrison, als er wieder auf den Balkon hinaustrat. Er nahm die Flasche aus dem Kühler und füllte ihre Gläser auf. »Der Wagen wartet unten, und mein Flugzeug wird gerade aufgetankt. Der rechte Zeitpunkt für einen Toast.« Cole hielt Diana ihr Glas hin.
Aber sie starrte es nur an, und in diesem Moment brach ihr schon wankender Mut endgültig in sich zusammen. »Ich kann nicht!« rief sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Während er telefoniert hatte, war sie damit beschäftigt gewesen, die Ursache ihrer Panik vor einer solchen Ehe herauszufinden. Basierte sie auf gesundem Menschenverstand, oder rührte sie von diesem feigen und konservativen Charakterzug in ihr her, den sie so sehr haßte, weil er sie immer im ungünstigsten Moment überkam und sie dann lähmte? Schon einige günstige geschäftliche Angebote waren ihr deswegen durch die Lappen gegangen.
Wortlos stellte Cole die beiden Gläser ab, und ihr Klirren mutete Diana wie ein düsteres Vorzeichen an. Dann stellte er sich vor sie. »Was soll das heißen, du kannst nicht?«
Sie fuhr erschrocken von ihm zurück, um aus seiner Reichweite zu gelangen. »Es geht einfach nicht, nicht heute nacht!« Ihre Stimme zitterte so sehr, daß Diana sie kaum wiedererkannte. In plötzlicher Angst vor ihm wich sie ihm weiter aus, bis sie gegen das Geländer prallte. »Ich brauche einfach noch etwas Zeit.«
Cole versperrte den Weg zur Suite, und sie brachte sicherheitshalber einen Stuhl zwischen sich und ihn. Doch als sie dann seine
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