Der Rausch einer Nacht
der Liebenswürdigkeit ihrer Mutter scheinen sie ebenfalls nichts abbekommen zu haben. Kurz gesagt, die beiden sind raffgierig, egoistisch und hinterhältig. Wahrscheinlich schmieden sie jetzt schon Pläne, wie sie mein Geld ausgeben können.«
Diana biß sich auf die Unterlippe, weil ihr sein Dilemma doch zu komisch erschien: Cole Harrison, der Mann, der mit Milliarden jonglierte, der Löwe der Wall Street, hing am Haken seines alten Großonkels, eines Mannes, der dazu auch noch senil geworden zu sein schien. »Armer Cal«, bemerkte sie spitzbübisch. »Was für ein Drama. Auf der einen Seite hat er einen Großneffen, der sich im Geschäftsleben kaum zurechtfindet, dafür aber über Frau und Kinder verfügt. Und auf der anderen Seite einen der brillantesten Unternehmer unserer Zeit, dem es allerdings an einer eigenen Familie gebricht.«
»Und der auch nicht im geringsten vorhat, eine zu gründen«, fügte er hinzu, weil er der Ansicht war, daß sie die ganze Wahrheit hören sollte. Erleichtert über Dianas Einsicht hob er sein Glas. Seine Zufriedenheit erhielt jedoch einen Dämpfer, weil die Frau vor ihm sich über das alles prächtig zu amüsieren schien.
»Da steckst du ja ganz schön in der Zwickmühle«, meinte sie mit zuckenden Mundwinkeln.
»Und das scheinst du ziemlich komisch zu finden, oder?«
»Na ja, ich muß zugeben, die ganze Geschichte hört sich nach einer Tragödie aus alter Zeit an.«
»Ja, das kann man wohl sagen«, stimmte er grimmig zu.
»Nur verhält es sich bei den alten Romanzen so«, fuhr sie feixend fort, »daß in der Regel die Frau zu einer Ehe gezwungen wird, die sie nicht eingehen will. Ich habe jedenfalls noch nie davon gehört, daß der Mann in solche Nöte gerät.«
»Wenn das ein Versuch sein sollte, mich aufzuheitern, dann ist er dir gründlich mißlungen.«
Cole sah jetzt so verdrossen aus, daß sie sich von ihm wegdrehen mußte, weil sie sonst laut gelacht hätte. Erst nach einigen Momenten wurde ihr dann bewußt, daß die Angelegenheit ja auch sie betraf. So riß sie sich zusammen und erklärte: »Und als du mich heute abend wiedergesehen hast, ist dir gleich eingefallen, daß ich vor kurzem sitzengelassen worden bin. Da hast du dann einfach eins und eins zusammengezählt und dir gesagt, ich würde bestimmt ganz versessen darauf sein, schnellstmöglich zu heiraten. Warum dann nicht gleich dich? Damit hättest du sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen. Und um mir zu helfen, mein Gesicht zu wahren, hast du mir dann noch die Halskette gekauft.«
»Ich bin nicht so von mir eingenommen, Diana, und mir ist durchaus bewußt, daß du mir unter anderen Umständen sofort eine Ohrfeige verpaßt hättest. Allerdings solltest du eines bedenken.«
»Und was?«
»Daß ich tatsächlich mit meinem Antrag auch deine Probleme löse.«
»Verstehe«, entgegnete sie, obwohl sie gar nichts begriff. »Könntest du mir das wohl näher erläutern?«
»Sieh die Sache doch einmal logisch. Auch wenn durch die ganze Presse gegangen ist, daß Dan eine andere geheiratet hat, kannst du immer noch dein Gesicht wahren, indem du mich noch heute heiratest. Morgen, spätestens übermorgen, bringen bestimmt alle Zeitungen das Bild, auf dem wir beide zu sehen sind, wie wir uns küssen. Und darunter steht höchstwahrscheinlich auch noch zu lesen, daß ich auf der Auktion das Collier für dich ersteigert habe. Wenn wir nun dafür sorgen, daß unsere Vermählung bekanntgegeben wird, werden alle im Land denken, wir seien schon länger zusammen und in Wahrheit hätte nicht Dan dich, sondern du ihn verlassen.«
Diana zuckte die Achseln, um sich den Ärger und die Verletztheit nicht anmerken zu lassen, die seine wenig sensible Zusammenfassung ihrer Situation in ihr ausgelöst hatte. »Ich mag mir zwar nicht mehr viel Stolz leisten können, aber doch genug, um einen so ungeheuerlichen und unfaßbaren Antrag nicht einmal in Erwägung zu ziehen.«
»Das ist sicher richtig, doch du solltest auch an deine Firma denken. Du warst zwei Jahre lang verlobt, und das kam den Menschen schon ziemlich lange vor. Mittlerweile kannst du dich nicht einmal mehr dahinter verstecken, und die Konkurrenz wird jetzt doppelt so heftig auf dich einprügeln. Und die Medien werden bestimmt mitmachen, verhelfen ihnen solche Geschichten doch zu einer höheren Auflage, beziehungsweise höheren Einschaltquote.«
Diana war so wütend, daß ihre grünen Augen Blitze zu verschleudern schienen, und sie senkte rasch die Lider, weil
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