Der Rausch einer Nacht
Mann bot ihr an, sie mit seinen breiten Schultern vor der ganzen Welt zu beschützen. Die Schultern wirkten auch stark genug, um zusätzlich ihre eigenen Probleme zu tragen. All das zusammengenommen entwickelte sich immer mehr zu einer gefährlichen süßen Verlockung, und langsam gefiel ihr auch, daß er kein Wort über Liebe verlor, nicht einmal über Zuneigung.
»Vor aller Welt«, fuhr er fort, und seine Stimme schien noch mehr Kraft zu gewinnen, »wirst du als meine über alles geschätzte Gattin erscheinen, und genau das sollst du auch sein, zumindest während unseres Jahres.«
Über alles geschätzte Gattin ... was für ein altmodischer Ausdruck ... von dem dennoch etwas Sinnliches und Sentimentales ausging ... Dan hatte so etwas nie zu ihr gesagt ... Und wenn sie es recht bedachte, hätte sie so etwas von Cole zuallerletzt erwartet.
Seine Hände glitten an ihren Armen entlang. Samtene Fesseln, die sie näher an ihn heranzogen, tiefer hinein in diesen sinnlichen Zauberbann, den er mit der Hilfe von Champagner und dem romantischen texanischen Mondschein um sie wob.
»Natürlich erwarte ich das gleiche auch von dir«, fuhr er sanft, aber bestimmt fort. »Kannst du dich damit einverstanden erklären?«
Diana stellte fassungslos fest, daß sie tatsächlich ernsthaft darüber nachdachte und sogar leicht nickte.
»Ich habe noch nicht zu allem >ja< gesagt«, beeilte sie sich dann zu erklären, »nur zu diesen Bedingungen.«
Seine Linke verließ ihren Arm und strich leicht über ihre Wange. »Doch, Diana«, sagte er mit einem wissenden Lächeln, »du hast längst allem zugestimmt, nur ausgesprochen hast du es noch nicht.« Seinen Augen und seiner Stimme war einfach nicht zu widerstehen. »Schon morgen können all deine und all meine Sorgen der Vergangenheit angehören. Du mußt jetzt nur noch zustimmen, und ich sorge dafür, daß wir in einer Stunde mit meinem Privat-Jet nach Nevada fliegen können.«
Wenn Cole sie jetzt geküßt hätte, wäre sie erschrocken zusammengefahren. Wenn er sie losgelassen hätte, wäre sie fortgelaufen und um ihr Leben gerannt... Doch er legte eine Hand auf ihren Rücken und drückte ihr Gesicht an seine Brust - und Dianas letzter Widerstand brach in sich zusammen. Dieser Mann bot ihr für ein Jahr einen sicheren Hafen an. Er gab ihr seinen Schutz ... Und er wollte sie vor aller Demütigung, allem Streß und allem Dilemma bewahren.
Das alles reichte er ihr dar, ihr, die vorher erschöpft, desillusioniert und wütend gewesen war. Erst jetzt konnte sie die köstliche Mattigkeit richtig genießen, die der reichliche Alkohol in ihr auslöste. Sie hatte heute abend soviel getrunken wie sonst in einem ganzen Monat. Aber nicht nur der Champagner versetzte sie in diese Stimmung, sondern auch Cole Harrison, aus dessen Mund alles so simpel und logisch klang. Der Traum ihrer Jugend war zu ihrer Rettung herangeeilt und wollte sie noch heute abend zur hochgeschätzten Gattin machen.
Diana mußte nur einmal nicken, um das alles wahr werden zu lassen.
Seine Stimme war wie eine verlockende Brise, die über ihr Haar fuhr. »Wir können in einer Stunde fort und zum Frühstück wieder hier sein.«
Sie schluckte und schloß die Augen, um die Tränen wegzublinzeln, unter denen die goldenen Knöpfe an seinem Hemd zu Schemen verschwammen. Diana wollte etwas sagen, doch die Worte blieben unter dem Kloß aus Furcht, Hoffnung und Erleichterung hängen, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte.
»Ich verlange von dir nur, daß du mir dein Wort gibst, für ein Jahr das zu tun, was ich dir eben vorgeschlagen habe, genauer gesagt, eine überzeugende Vorstellung zu liefern, daß wir beide glücklich verheiratet sind.«
Diana gelang es irgendwie, ihre Stimme trotz der Lähmung zu aktivieren, die sich von ihrem Magen bis zur Kehle ausbreitete. »Wir beide leben ja nicht einmal in derselben Stadt.« Mehr fiel ihr als Einwand nicht ein.
»Damit können wir doch noch besser so tun als ob. Da wir beide eine Firma zu leiten haben, ist es leider unabdingbar, daß du in Houston bleibst und ich in Dallas. Da beide Städte nur fünfundvierzig Flugminuten auseinander liegen, dürfen die Menschen im Lande getrost annehmen, daß wir uns so häufig wie möglich sehen.«
Diana lächelte dünn und preßte ihre Wange noch fester an sein gestärktes Hemd. »So wie du es sagst, hört sich das alles so einfach an.«
»Natürlich, denn alles ist doch auch ganz einfach. Untereinander müssen wir zu einer freundlichen
Weitere Kostenlose Bücher