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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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drängende und traurige Stimme hörte, kam ihr ihre Furcht vor ihm absurd vor. »Zeit ist das einzige, was ich dir leider nicht geben kann.«
    Diana glaubte, alles mögliche aus diesen Worten herauszuhören. Von einem verzweifelten Versuch, sie zu erpressen, das Bemühen, irgendwie seinen Stolz zu retten, und pure Angeberei, indem er sie mit seinem sagenhaften Reichtum zu beeindrucken suchte.
    »Du hast soviel zu bieten«, entgegnete Diana, während sie die Halskette abnahm, die er ihr ersteigert hatte, »da könntest du leicht jede Menge Frauen finden, die deinem Antrag sofort begeistert zustimmen und hoffen würden, aus dem einen Jahr ließe sich leicht etwas für immer machen. Sogar unten im Ballsaal würdest du auf eine große Auswahl treffen.«
    »Damit hast du sicher recht«, sagte er tonlos. »Vermutlich habe ich mich ja nach etwas gestreckt, daß einer wie ich niemals erreichen kann. Doch ich hätte so gern eine Frau für diese Ehe gewonnen, bei der ich stolz sein könnte, daß sie meinen Namen trägt. Und dieser Wunsch reduziert die Schar der Kandidatinnen doch sehr. Im Grunde genommen auf eine einzige, nämlich dich.«
    Er klang so beherrscht und emotionslos, daß Diana einen Moment brauchte, um die Bedeutung seiner Worte zu erfassen. »Mich? Warum denn ausgerechnet ich?«
    »Aus einer Vielzahl von Gründen«, antwortete er mit einem Achselzucken. »Einer der wesentlichen lautet, daß du dir trotz deiner vornehmen Herkunft damals nicht zu schade gewesen bist, dich mit einem wie mir zu unterhalten, mit jemandem, der anderer Leute Ställe ausmistet.«
    Unter diesem Hinweis auf seine niedere Herkunft zog sich Dianas Brust schmerzlich zusammen. Tränen traten ihr in die Augen, als sie diesen dynamischen, bedeutenden Mann vor sich sah, der offensichtlich keine Ahnung von seinem besonderen Wert hatte.
    Sein Gesicht war zu herb und zu kantig, um wirklich schön genannt zu werden, und dennoch besaß er die attraktivsten Züge, die sie je bei einem Mann gesehen hatte. Männlicher Stolz und granitharte Entschlossenheit schienen eingemeißelt zu sein. Die zynische Einstellung, die er sich im Lauf der Jahre zugelegt hatte, hatte natürlich ihre Spuren in seinen Augen- und Mundwinkeln hinterlassen, aber in seinem Gesicht waren auch die Male zu entdecken, die Siege und Niederlagen hinterlassen hatten. Und die Sinnlichkeit seiner Lippen war einfach nicht zu übersehen, selbst jetzt nicht, als er sie zu einem bitteren Grinsen verzog.
    Auch wenn Cole kein Vermögen angehäuft hätte, hätten sich ihm überall Frauen an den Hals geworfen. Und doch hatte er sich aus irgendeinem unerklärlichen Grund entschlossen, kinderlos zu bleiben und eine Scheinehe einzugehen.
    Als Diana zu den Haywards gegangen war, um ihn zu sehen, war sie kaum mehr als ein Kind gewesen, und doch schien er ihre Gesellschaft sehr gemocht zu haben. Zu ihrem sechzehnten Geburtstag hatte er ihr sogar ein Stoffkätzchen gekauft... daran erinnerte sie sich noch sehr gut. Und während sie damals vor Freude beinahe zerschmolzen wäre, hatte er geglaubt, dieses Geschenk sei nicht gut genug für sie. Wahrscheinlich besitzen Sie bereits Dutzende von den exotischsten Stofftieren ...
    Cole war ihr in jenen Jahren ein guter Freund und Lehrmeister gewesen - und ihre heimliche große Liebe. Und heute abend war er als ihr Ritter in schimmernder Rüstung erschienen.
    Wie dumm sie sich doch gerade verhielt, daß sie ihm mißtraute und eine Gelegenheit ausschlagen wollte, die der Himmel selbst ihr geschickt hatte.
    Schuldgefühle wallten in ihr auf, und sie fragte sich schon, seit wann sie eigentlich so zynisch und zickig war. »Cole«, begann sie leise und stellte fest, wie seine Züge beim Klang ihrer Stimme weicher wurden, »es tut mir leid ...« Diana hielt ihm zur Versöhnung die Hand hin. Doch er sah nur die Kette, die immer noch darin lag, und seine Miene wurde hart wie Stein.
    »Du kannst sie behalten«, erklärte er hart. »Schließlich habe ich sie für dich gekauft.«
    »Nein ...« Als Diana seine Augen sah, wünschte sie, sie hätte doch das Glas Champagner genommen, dann hätte sie sich jetzt Mut antrinken können. »Eigentlich wollte ich dich bitten, mir all die wunderschönen Gründe zu wiederholen, die du mir heute abend genannt hast.«
    Cole sah ihren Blick, und irgendwo tief in ihm regte sich noch schwach ein Gefühl, das er schon lange für abgestorben gehalten hatte. Es kam ihm so fremd vor, daß er es nicht auf Anhieb erkennen konnte. Und dennoch

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