Der Rausch einer Nacht
Abends hatten Mary und Rose Hunderte Orchideenblüten aus ihrem Gewächshaus besorgt. Diana, Corey und vier ihrer Freundinnen erhielten die ehrenvolle Aufgabe, daraus Kränze zu flechten. Mutter und Großmutter beschlossen weiterhin, am Abend jeder Lady ein kleines lackiertes Schmuckkästchen zu überreichen, dessen Deckel sie mit Orchideen in den Farben der Kränze bemalten. Die beiden Frauen waren der Ansicht, daß selbst die in jedem erdenklichen Luxus schwimmenden Millionäre von Houston die Einzigartigkeit der selbsthergestellten Tischdekorationen, die selbstangebauten Nahrungsmittel und die Veränderungen zu schätzen wissen würden, die sie im und am Haus vorgenommen hatten, um seiner Strenge und Nüchternheit Farbe und Wärme zu verleihen.
Zwei Stunden vor Beginn des Luau inspizierte Mary den Garten und das Haus, um dann in den Armen ihres Gatten in Tränen auszubrechen. »Ach, Liebling, warum hast du mich das nur tun lassen?« jammerte sie. »Alle werden denken, ich hätte dein wunderschönes Haus mit selbstgemachtem Schnickschnack ruiniert. Deine Freunde sind weitgereiste Persönlichkeiten und an Fünf-Sterne-Restaurants, formelle Bälle und kostbare Antiquitäten gewöhnt. Und was biete ich ihnen? Eine Hinterhof-Grillparty mit Schrebergarten-Spezialitäten!«
Tränen tropften auf sein Jackett, als sie sich an ihm festhielt und ihr Gesicht an seine Brust preßte. »Sie werden denken, du hättest irgendein Landei geheiratet!«
Robert streichelte ihr über den Rücken und lächelte sie an. Auch er hatte sich alles angeschaut und mit den Augen eines Außenstehenden die vielen Veränderungen wahrgenommen. Was er da sah, erfüllte ihn mit Stolz und freudiger Erwartung. Mr. Foster war der festen Überzeugung, daß Mary und ihre Eltern dem Begriff >Heim< eine ganz, neue und intensivere Bedeutung verliehen hatten. Sie hätten die Räume und den Garten neu definiert und mit kreativer Hand verändert, aus dem Unpersönlichen etwas Persönliches und aus dem Alltäglichen etwas Schönes und Bedeutungsvolles gezaubert.
Er war überzeugt, daß die Gäste sensibel genug waren, um die Einzigartigkeit und Schönheit von Marys Neuerungen erkennen und würdigen zu können. Seiner Ansicht nach würden die Ladys und Gentlemen sowohl von seiner Frau als auch von ihrem Werk begeistert sein.
»Du wirst sehen, sie kommen aus dem Staunen nicht heraus, mein Liebling«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Wart's nur ab.«
Mr. Foster sollte recht behalten.
Die vornehme Gesellschaft Houstons war entzückt über das Essen, die Dekorationen, die Blumen, die Gartenanlagen, die neue Inneneinrichtung und am allermeisten über die unaffektierte Anmut und Freundlichkeit der Gastgeberin. Viele seiner Bekannten hatten vor Monaten noch mit Kopfschütteln reagiert, als sie erfahren mußten, daß Robert einen Teil seines Gartens umgepflügt hatte, um darauf Gemüse anzubauen. Dieselben Freunde verschlangen nun geradezu gierig die Früchte dieser Bemühungen und baten darum, sich die Anlage einmal genauer ansehen zu dürfen.
So verbrachte Henry mehrere Stunden damit, im Mondschein Besichtigungstouren durch den Garten zu arrangieren. Während er mit den Gästen durch die Reihen seiner organisch gedüngten Biogemüsebeete schritt, berichtete er den Herren mit soviel ansteckender Begeisterung von seiner Arbeit, daß noch vor Ende der Party mehrere der Leute ankündigten, bei sich zu Hause auch einen Biogarten anzulegen.
Marge Crumbaker, die Gesellschaftskolumnistin der Houston Post, die an dem Fest teilnahm, berichtete in der nächsten Ausgabe von den Reaktionen der Gäste auf das Luau.
Während Mrs. Robert Foster III. (die frühere Mary Britton aus Long Valley) diese wunderbare Party leitete und persönlich für das Wohl der Gäste sorgte, legte sie eine Anmut, eine Gastfreundschaft und eine Aufmerksamkeit an den Tag, die sie schon jetzt in die erste Reihe von Houstons Gastgeberinnen stellt.
Ebenfalls anwesend waren Mrs. Fosters Eltern, Mr. und Mrs. Henry Britton, die so nett waren, etliche der faszinierten Gäste durch den neuen Garten, ins Gewächshaus und in die Werkstatt zu führen, die Bob Foster auf dem Gelände seines Anwesens in River Oaks hat errichten lassen. Viele der Besucher entpuppten sich danach als glühende Anhänger der Gartenarbeit und der handwerklichen Betätigung ... Ach, wenn wir alle doch nur ein bißchen mehr Zeit hätten!
Heute, ein Jahr später, mußte Diana an die gelungene Feier denken, während Glenna ihre endlose
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