Der Rausch einer Nacht
richtete sich ein Stück auf, bis sie auf seinem Bauch hockte. »Und jetzt wollen wir mal sehen, ob wir deine Meinung nicht ändern können.«
»Meine Meinung? Wozu denn?«
»Zu Kissenschlachten!« lachte sie und zeigte ihm gleich, was sie darunter verstand.
Ein Stück weiter den Flur hinunter, genauer, in Dianas Zimmer, hörten die beiden Mädchen einen dumpfen Knall. Beide sprangen wie ein Mann aus dem Bett und stürmten den Gang entlang.
»Mom! Dad!« rief Diana und klopfte heftig an die Schlafzimmertür. »Ist bei euch alles in Ordnung? Wir haben so ein merkwürdiges Geräusch gehört!«
»Alles in Ordnung!« antwortete die Mutter gepreßt von drinnen, »aber ich könnte hier schon etwas Unterstützung gebrauchen.«
Die Mädchen sahen sich verwundert an. Dann drehte Diana vorsichtig den Türknauf herum und öffnete langsam die Tür. Die beiden Schwestern blieben wie vom Donner gerührt auf der Schwelle stehen. Mit offenen Mündern starrten sie erst ihre Eltern und dann einander an...
... bevor sie erneut ein Lachanfall überkam.
Auf dem Boden, nur undeutlich durch einen Daunenfederschneesturm zu erkennen, beugte sich der Vater über die Mutter und drückte ihre Unterarme auf den Teppich. »Sag sofort >Armer schwarzer Kater<«, verlangte er streng von ihr.
Seine Frau wand sich vor Lachen und war unfähig zu sprechen.
»Sag >Armer schwarzer Kater<. Vorher lasse ich dich nicht los.«
Da Mary gegen seine Stärke nicht viel ausrichten konnte, sah sie ihre Töchter an, versuchte, wieder zu Atem zu kommen, und brachte endlich, von mehrmaligem Prusten unterbrochen, hervor: »Ich glaube ... fest daran ... daß Frauen Zusammenhalten ... müssen ... besonders in ... Zeiten ... wie diesen...«
Und zu dritt fielen sie über Robert her. Die Bilanz der Schlafzimmerschlacht lautete 12:2. Zwölf Federkissen waren als Opfer zu beklagen, während zwei mit Schaumstoffüllung relativ unbeschadet überlebten.
Kapitel 5
Diana platzte vor Neuigkeiten, als sie ihre Schulbücher vom Beifahrersitz des neuen BMW schnappte, den Dad ihr letzten Monat zu ihrem sechzehnten Geburtstag geschenkt hatte, und die Stufen des stattlichen Anwesens im georgianischen Stil hinaufrannte, in dem sie zeit ihres Lebens gewohnt hatte.
In den zwei Jahren, in denen erst ihre Stiefmutter und dann ihre Stiefgroßeltern hier in River Oaks eingezogen waren, hatten sich das Haus wie auch das Grundstück im Erscheinungsbild deutlich gewandelt. Lachen und Gespräche hatten das frühere Schweigen und die Leere verdrängt. Wunderbare Düfte drangen aus der Küche. Blumen blühten in verschwenderischer Pracht im Garten und verbreiteten ihre Farben in Form von Gebinden und Gestecken überall im Haus.
Allen gefiel das neue Aussehen, die neue Atmosphäre und die vergrößerte Familie - allen bis auf Glenna, der Haushälterin, die Diana nach dem Tod von deren Mutter aufgezogen hatte. Und dieser Perle begegnete nun die junge Lady als erste im Foyer des Anwesens. »Glenna, ist Corey da?«
»Ich glaube, sie ist draußen im Garten bei den anderen. Es gibt ja noch soviel über die Party morgen abend zu bereden.« Die Haushälterin wischte in aller Gründlichkeit den Ausziehtisch aus Walnußholz ab, richtete sich dann auf und betrachtete ihr Werk. »Als deine Mutter noch gelebt hat, wurden der Partyservice und der Florist angerufen, um eine Fete auszurichten. Die gute Frau hat solche Arbeiten lieber den Spezialisten überlassen«, fügte sie spitz hinzu. »So halten es ja auch alle anderen Häuser der oberen Zehntausend. Nur bei uns muß das anders sein.«
»Stimmt, wir machen das anders«, entgegnete Diana und setzte rasch ein Lächeln auf. »Dafür sind wir jetzt auch Trendsetter.« Sie eilte durch die riesige Diele zur Rückfront des Hauses. Glenna kam mit ihr und fegte im Vorübergehen irritiert hier und da nichtexistierende Staubkörner von Tischen und Stühlen.
»Früher, wenn wir eine Party gegeben haben, mußte alles nur hübsch aussehen und lecker schmecken«, fuhr die Haushälterin unwirsch fort. »Aber heutzutage reicht das nicht mehr. Da muß alles frisch sein, selbstgezogen und aus biologischem Anbau. Selbstgezogenes und Selbstangebautes ist was für Bauern. Nun kommen deine neuen Großeltern ja vom Land, und wahrscheinlich ist ihnen nicht bewußt, was...«
Für Glenna hatte das ganze Unglück an dem Tag begonnen, an dem Dianas neue Verwandtschaft den Haushalt übernommen hatte.
Die Stiefgroßeltern und die neue Enkelin waren sich von der ersten
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