Der Rausch einer Nacht
die Garage für sechs Wagen, die durch eine Porte cochere, einen überdachten Durchgang, mit dem Haupthaus verbunden war. Diana hatte hier schon als kleines Kind gespielt, die Anlage aber stets als etwas leer und öde empfunden. So ähnlich war es ihr auch in dem Riesenhaus ergangen. Doch auf wunderbare Weise hatte sich alles verändert.
Trotz ihrer Freude und Zufriedenheit über den Wandel, der über ihr Zuhause und ihre Familie gekommen war, sorgte sie sich doch ein wenig über den Stand der Vorbereitungen im Garten. In weniger als vierundzwanzig Stunden würden die Presseleute kommen, und noch war hier nichts fertig. Tische und Stühle standen irgendwo in der Gegend herum. Sonnenschirme lagen auf dem Boden und warteten darauf, aufgestellt und gespannt zu werden. Großvater stand auf einer Leiter und hämmerte an einem Aussichtsturm herum. Großmutter zankte sich gerade mit zwei Gärtnern darüber, wie man am besten die Magnolienzweige abschnitt, die als Dekoration auf die Tische gelegt werden sollten. Und ihre Mutter las zwei Mädchen, die für eine Woche angestellt worden waren, die Liste der zu erledigenden Dinge vor.
Diana hatte Corey noch immer nicht erspäht, als ihr Vater mit der Aktentasche in der Hand und dem Jackett über dem Arm aus der Garage erschien.
»Hi, Daddy«, begrüßte sie ihn, stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn auf die Wange. »Du kommst heute aber früh nach Hause.«
Er legte ihr einen Arm um die Schultern und ließ den Blick über das Tohuwabohu wandern. »Ich dachte, ich mache eher Feierabend, um nachzusehen, wie weit die Vorbereitungen zur Schlacht gediehen sind. Wie war's denn heute in der Schule?«
»Ganz okay. Sie haben mich zur Klassensprecherin gewählt!«
Er drückte sie erfreut an sich. »Das ist ja großartig. Jetzt darfst du aber auch all deine Wahlversprechen nicht vergessen, von wegen, was du alles ändern und verbessern willst und so.«
Mr. Foster sah sie mit einem Lächeln an und drehte sich dann zu seiner Frau und seiner Schwiegermutter um, die ihn bereits entdeckt hatten und mit breitem Strahlen und großen Schritten auf ihn zueilten. »Also, Frau Präsidentin, irgendeine dunkle Stimme sagt mir, daß ich jetzt gleich zur Arbeit zwangsverpflichtet werde. Warum seid du und Corey eigentlich nicht irgendwo eingeteilt worden?«
»Man hat uns aufgetragen, niemandem zwischen den Füßen rumzustehen und uns möglichst unsichtbar zu machen«, entgegnete seine Tochter. »Ich bin auch nur rasch nach Hause gekommen, weil Barb Hayward uns zum Reiten eingeladen hat.«
»Ich glaube, deine Schwester hat sich im Badezimmer eingeschlossen«, erklärte die Mutter, »um dort einen Film zu entwickeln.«
»Pah, ich wette, sie will lieber mit zu den Haywards«, entgegnete Diana. Damit sprintete sie ins Haus zurück. In Wahrheit wußte Diana, daß Corey gern mitkommen würde; allerdings nicht zum Reiten, sondern wegen Spencer Addison, der sich gewöhnlich gutunterrichteten Kreisen zufolge heute nachmittag bei den Haywards aufhalten sollte.
Coreys Zimmer lag direkt gegenüber dem Dianas. Beide Räume waren in Größe und Schnitt identisch und verfügten über ein eigenes Badezimmer, einen separaten Ankleideraum und einen begehbaren Kleiderschrank. Doch damit endeten auch schon die Gemeinsamkeiten. Die Räume unterschieden sich so radikal voneinander wie die Persönlichkeiten, Angewohnheiten und Interessen ihrer Bewohnerinnen.
Mit ihren sechzehn Jahren war Diana zierlich, ausgeglichen und mit großem femininen Charme gesegnet. Immer noch brachte sie nur die besten Noten nach Hause, verschlang Unmengen Bücher und neigte dazu, alles hübsch und adrett zu haben. Seit ihrer Kindheit hatte sie darüber hinaus Organisationstalent und eine gewisse Reserviertheit Fremden gegenüber hinzugewonnen.
Ihr Zimmer war mit französischen Antiquitäten ausgestattet, darunter ein wunderbar bemalter Wandschrank und ein Himmelbett mit gelbem Chintz. Dem gegenüber stand ein Sekretär, an dem sie ihre Hausaufgaben machte. Auf ihm fand sich kein Stift oder Block am falschen Platz.
Diana betrat ihren Raum, legte die Schulbücher ordentlich ab und begab sich dann in ihren begehbaren Kleiderschrank. Hier zog sie den roten Baumwoll-Sweater aus, faltete ihn zusammen und legte ihn auf die freie Stelle zwischen Dutzenden anderer, identisch gefalteter Sweater, die nicht so sehr nach Stil oder Ärmellänge, sondern vielmehr nach Farben und Tönen sortiert waren.
Als nächstes war die marineblaue Hose
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