Der Rausch einer Nacht
spuckend dagegen, angelassen zu werden, das Flugzeug schwankte so heftig nach beiden Seiten, daß Dianas Sitz sich wieder etwas löste, und im letzten Moment erhob die Nase sich mit unüberhörbarem Ächzen in die Höhe - der Flieger strebte langsam der Sonne entgegen.
Wenn die Mühle es schon schaffte, nach oben zu gelangen, würde sie auch wieder nach unten kommen, sagte sich Diana grimmig und öffnete den Umschlag mit den Anweisungen, wie sie zu Cals Ranch gelangen konnte. Dummerweise beging sie den Fehler, nach vorn zu schauen, als der Pilot gerade seine Augen mit einer Hand abschirmte und den Horizont absuchte, erst von rechts nach links, dann von links nach rechts.
Kein Radar!
Diana wollte es nicht glauben. Sie klammerte sich mit beiden Händen an ihrem Sitz fest, verfolgte gebannt, wie der Mann weiterhin am Himmel nach anderen Flugkörpern Ausschau hielt, und fing unwillkürlich an, ihn in seiner Suche zu unterstützen. Sie beugte sich vor, spähte, so gut es ging, oben, unten, links und rechts nach weiterem Flugverkehr und spürte, wie ihr das Herz bis zum Hals schlug.
Eine Stunde später setzte die Maschine unsanft auf Ridgewood Field auf und galoppierte hüpfend zum Terminal. Als der Flieger stand, löste der Pilot seinen Gurt und lächelte dem Fluggast stolz und zufrieden zu. Er stieß die Luke auf, zog die Leiter heraus und reichte Diana eine Hand. »Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Flug.«
Die junge Frau spürte wieder festen Boden unter den Füßen und konnte zum erstenmal seit einer Stunde ruhig durchatmen. »Wenn Sie eine Sammlung veranstalten, um sich ein Radargerät zuzulegen, würde ich gern eine größere Spende tätigen.«
Der Mann lachte und nickte über die Schulter. Am Ende der Rollbahn erhob sich Coles Gulfstream inmitten der anderen Maschinen wie ein König unter Bauern.
»Natürlich, wenn Sie schon einmal in so was geflogen sind, kommt Ihnen alles andere klein und lahm vor. Wird Mr. Harrison Sie hier abholen?«
»Ich muß ihn erst noch anrufen.«
Im Innern des Terminals, einer besseren Wellblechbude, herrschten unerträgliche Temperaturen. Neben einem Schalter mit der Aufschrift >Leihwagen< stand ein Schokoriegelautomat. Eine Frau in einer Kellnerinnenuniform, deren Namensschild sie als >Roberta< auswies, unterhielt sich gerade mit zwei Männern, die an einer kleinen Theke hockten und Kaffee aus Plastikbechern zu sich nahmen. An der gegenüberliegenden Wand zeigten sich die beiden Toilettentüren, und dazwischen war ein öffentlicher Fernsprecher angebracht.
Nachdem Diana zwanzig Minuten lang nur das Besetztzeichen erhalten hatte, rief sie bei der Vermittlung an, damit diese feststellen sollte, ob die Leitung gestört sei. Sie erhielt die Auskunft, daß die Verbindung zur Zeit außer Betrieb sei, vermutete, daß Coles Onkel mal wieder etwas von der Rechnung abgezogen hatte, und beschloß, sich einen Leihwagen zu nehmen.
»Tut mir leid, Miß«, sagte Roberta und schien das tatsächlich zu bedauern, »aber wir haben hier nur zwei Wagen. Den mit dem kaputten Auspuff hat heute jemand von einer Bohrfirma genommen, und der mit den abgefahrenen Reifen ist letzte Woche liegengeblieben und befindet sich gerade in der Werkstatt.«
»Dann sagen Sie mir doch bitte, wo ich ein Taxi finden kann.«
Die beiden älteren Herren an der Theke fingen an zu lachen, und einer sagte: »Mädchen, Sie sind hier nicht in St. Louis. Noch nicht einmal in San Angelo. So was wie einen Taxistand haben wir hier nicht.«
Das frustrierte Diana, aber noch gab sie sich nicht geschlagen. »Wann geht denn der nächste Bus nach Kingdom City?«
»Morgen vormittag.«
Die junge Frau beschloß herauszufinden, ob die texanischen Männer tatsächlich alle solche Kavaliere seien, wie ihnen immer nachgesagt wurde. »Ich bin hierhergekommen, um mich mit meinem Mann zu treffen. Wir haben gerade letztes Wochenende geheiratet und wollen hier unsere Flitterwochen verbringen.«
Das rührte Robertas Herz zutiefst. »Ernest«, wandte sie sich an einen der Thekenhocker, »du könntest die junge Lady doch nach Kingdom City bringen, oder? Das liegt nur ein paar Minuten von deiner Route. Wenn du das machst, bekommst du vierzehn Tage lang bei jedem Besuch einen Gratiskaffee.«
Ernest kaute nachdenklich auf seinem Zahnstocher herum und nickte schließlich. »Sagen wir drei Wochen, Bobbie, und die Sache ist geritzt.«
»Also gut, drei Wochen.«
»Dann wollen wir mal«, meinte Ernest, rutschte von seinem Hocker und schaukelte
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