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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Kreischen, das Spotzen eines Motors und dann - nichts. Der zweite Startversuch brachte aber Erfolg. Diana öffnete ihre Handtasche und hoffte, Gus würde auch Kreditkarten nehmen.
    »Da kommt er schon.«
    Diana wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie konnte nur sprachlos auf den verrosteten orangefarbenen Pick-up starren, der da auf sie zurumpelte und sich, wenn das überhaupt möglich war, in einem noch erbärmlicheren Zustand befand als das Fahrzeug, mit dem sie hierhergekommen war. Eine dicke Dreckschicht bedeckte ihn ringsum und war vermutlich verantwortlich dafür, daß die Karre nicht längst auseinandergefallen war. Der vordere Kotflügel war mit Kordel zusammengebunden, und das Fenster auf der Beifahrerseite wurde von Klebeband zusammengehalten. Ernest stieg aus und strahlte sie an.
    »Sie machen wohl Witze«, sagte Diana. »Was, um alles in der Welt, soll ich denn damit?«
    »Kaufen«, antwortete er, als sei das selbstverständlich. Er zeigte auf das gute Stück und hob dann wie zum Jubel die Arme. »Sie kaufen den Wagen für fünfhundert. Wenn Sie uns wieder verlassen, können Sie ihn ja behalten oder sonstwem weiterverkaufen.«
    Die junge Frau wußte, daß sie in der Falle saß. Aber noch weigerte sie sich zu glauben, daß es keinen Ausweg geben sollte. Die Vorstellung, fünfhundert Dollar für diese zerfallende Rostlaube hinblättern zu müssen, widersprach allem, was ihr heilig war. »Dieses Ding da ist doch wohl keine fünfhundert wert.«
    »Fährt aber noch wie 'ne Eins«, versicherte Ernest ihr -mit der bemerkenswerten Fähigkeit, diverse Kleinigkeiten zu übersehen.
    Diana spürte, daß es keinen Ausweg mehr gab. »Also gut, dann nehme ich ihn«, sagte sie unglücklich und reichte Gus ihre Kreditkarte. Der verschwand damit in seinem Laden und kehrte nach ein paar Minuten mit der Quittung und einer Handvoll Bargeld zurück. Während Diana Unterzeichnete, besaß Ernest die Freundlichkeit, ihre Koffer auf die Ladefläche des orangefarbenen Wracks zu wuchten.
    »Das wäre geklärt«, sagte er dann und streckte die Hand aus, aber nicht, um sie ihr zu reichen, sondern um sich von Gus das Bare geben zu lassen. Der Mechaniker zählte ihm vierhundertneunzig Dollar ab.
    »He, da fehlen aber noch zehn«, beschwerte Ernest sich.
    »Die warst du mir noch für den Reifen neulich schuldig.«
    Diana erkannte erst jetzt, daß man sie hereingelegt hatte. Da Gus sie in keiner Weise gedrängt hatte, die verdammte Karre zu kaufen, wandte sie sich mit zusammengekniffenen Augen an Ernest, der noch immer vergnügt dreinschaute. »Soll das etwa heißen, daß Sie mir gerade Ihren eigenen Wagen angedreht haben?«
    »Aber klar«, grinste er fröhlich, stieß sie in die Seite und erklärte: »Ich hätte mich auch mit zweihundertfünfzig zufriedengegeben. «
    Diana kochte zwar innerlich, erzählte ihm dann aber eine dicke Lüge, von der sie hoffte, daß sie diesem räuberischen Schuft eine Menge schlafloser Nächte bereiten würde: »Und ich hätte auch eintausend ausgegeben.« Ernests enttäuschtes Gesicht wirkte so komisch, daß ihr Zorn sofort verrauchte und endgültig verging, als sie Gus' Lachen vernahm.
    Der betrogene Betrüger war aber dennoch so freundlich, ihr die Fahrertür aufzuhalten, während sie vorsichtig einstieg und sich noch zögerlicher auf den schmutzigen und zerrissenen Vinylsitz niederließ. Das Lenkrad wirkte riesengroß, doch sie bekam es erstaunlich gut zu fassen.
    Als ihr Fuß nach der Bremse suchte, stellte sie fest, daß dieser Wagen drei Pedale besaß. Und auch der Schaltknüppel hielt eine Überraschung bereit, zeigte er doch ein H-Diagramm statt der gewohnten Automatic-Bezeichnungen Drive, Park und Reverse. Das Herz rutschte ihr bis zum Magen hinab.
    »Ich wette, daß Sie mit einer normalen Gangschaltung nicht klarkommen.«
    »Ach wo«, gab sie kühn zurück, blickte über die Schulter nach hinten und fürchtete sich. Es gab nur einen Ausweg: Sie mußte rückwärts das Gelände verlassen, um die Straße zu erreichen.
    Diana tat so, als warte sie, bis zwei Frauen mit Kinderwagen vorbeigelaufen waren, und versuchte sich derweil daran zu erinnern, wie das Wechselspiel von Kupplung, Gas und Bremse funktionierte. Doug hatte ihr das nämlich früher einmal beigebracht.
    Als der Weg hinter ihr frei war, trat sie die Kupplung, legte den Gang ein und zuckte unter dem metallischen Kreischen zusammen. Dann ließ sie das Pedal zu früh kommen und trat aufs Gas. Der Wagen machte einen Satz und schoß

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