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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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als Geschenk einpacken zu lassen?«
    Sie sank in ihr Kissen zurück und hielt den Spiegel hoch. In mädchenhafter Eitelkeit gestand sie ihm: »Weißt du, als junges Ding war ich immer sehr stolz auf meine Schönheit.«
    »Die besitzt du doch immer noch. Mom, hör mir jetzt bitte zu. In ein paar Jahren, wenn ich das College abgeschlossen habe, wird sich so manches zum Besseren wenden. Ich habe nämlich große Pläne geschmiedet, und Onkel Cal meint, wenn ich mich nur mächtig genug anstrenge, könnte ich meine Ziele auch erreichen. Weißt du, dann werde ich dir ein schönes Haus auf Cals Ranch bauen, eins aus Stein und mit vielen Fenstern. Ich errichte es oben auf einem Hügel. Und auf allen Seiten wird es eine Veranda haben, damit du den ganzen Tag draußen sitzen und die wunderbare Aussicht genießen kannst.«
    Aber ihre Finger krallten sich in seinen Arm. »Verlier dich nicht in solchen Träumen, Cole. Denn wenn sie sich nicht erfüllen, endest du so wie dein Vater. Deswegen ist er heute so. Früher hatte er nämlich auch Träume und Ziele.«
    »Ich bin aber nicht wie Dad!« entfuhr es ihm, weil er mit einer solchen Reaktion nicht gerechnet hatte. »Ich bin ganz anders als er!« Tom sprach nur von Träumen, wenn er sich wieder vollaufen lassen wollte und ihm keine bessere Ausrede einfiel.
    Den orangefarbenen Pick-up verließ mit einem spuckenden Röcheln sein bißchen Leben, als sie von der Straße abbog. Diana ließ ihn einfach stehen und legte den Rest des Weges zu Fuß zurück, was gar nicht so einfach war, weil sie tiefe Schlaglöcher und Rinnen umgehen mußte. Zehn Minuten später sah sie Cole, als sie um eine Wegbiegung kam.
    Ein großer, einsamer Mann stand dort mit gereckten Schultern und absolut reglos - bis auf die Brise, die mit seinem Haar spielte. Nach ein paar Schritten konnte sie auch sein Geburtshaus erkennen. Als sie es näher betrachtete, wäre ihr beinahe wieder schlecht geworden. Natürlich hatte sie nur ein einfaches Haus erwartet, aber nicht eine solche Bruchbude. Die Holzwände verfaulten, der Zaun rings herum war an mehreren Stellen eingebrochen, und in den vergangenen Jahrzehnten schien sich niemand die Mühe gemacht zu haben, Ausrangiertes und sonstigen Müll wegzuräumen.
    Aus diesem Bild des Verfalls ragte Cole wie ein Fremdkörper heraus. Alles an ihm saß perfekt, und seine braunen Schuhe waren auf Hochglanz poliert. Jetzt schob er eine Hand in den Nacken, um die dortigen Muskeln zu massieren, und das makellos weiße Oxford-Hemd spannte sich über seinen breiten Schultern. Wie gern hätte Diana die Arme um ihn gelegt und ihre Wange an ihn gepreßt.
    Er schien nichts von ihrer Anwesenheit zu bemerken, bis sie direkt hinter ihm stand. Dann sagte er: »Du hättest nicht kommen sollen.«
    Cole drehte sich zu ihr um, und die junge Frau mußte schlucken, als sie sah, wie er sich verwandelt hatte. Seine Miene war vollkommen ausdruckslos und hart wie Stein. Seine Augen glänzten wie kalter Stahl. Doch jetzt erkannte Diana, wo sein eiserner Kern herstammte - hier, an diesem Ort war er geschmiedet worden. Gleichzeitig hatte er ihm die Kraft gegeben, sich von diesem Haus zu befreien und fortzukommen.
    »Ich mußte hierher«, sagte sie und verfolgte, wie seine Züge langsam weicher wurden. »Du solltest wissen, daß ich diesen Ort mit eigenen Augen gesehen habe.«
    »Ja«, entgegnete er, und Zärtlichkeit erfüllte sein Herz. »Jetzt hast du ihn gesehen und kannst mir sagen, was du davon hältst.« Er kehrte dem Haus den Rücken zu, marschierte fort und erwartete, daß sie mit ihm käme.
    Ja, was hielt sie davon? Zur Antwort tat sie das einzige, was ihr einfiel, um ihrer Wut ein Ventil zu verschaffen. Sie hob einen Stein vom Boden auf und schleuderte ihn mit aller Kraft gegen den Bretterverschlag.
    Cole drehte sich genau in dem Moment um, in dem unter dem Aufprall eine Fensterscheibe zerbarst. Mit offenem Mund starrte er in ihr gerötetes, wütendes Gesicht und dann auf das zerschmetterte Fenster zu der Hölle, in der er großgeworden war.
    »Genau das halte ich davon«, antwortete sie und wischte sich den Staub von den Händen.
    Ihr Mann lachte so laut, als wolle er den Knall der zerplatzenden Scheibe übertönen. Er fühlte sich jetzt so frei, daß er sie mit beiden Händen packte und sich wie einen Sack Mehl über die Schulter warf.
    »Laß mich sofort runter!« lachte sie.
    »Erst, wenn du mir etwas versprochen hast.«
    »Was denn?« keuchte sie.
    »Daß du nie wieder so wütend wirst und mich

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