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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Präsidentschaftsamt braucht einen Gegner, eine Art Drachen, den er publikumswirksam erschlagen kann. Dadurch erhält er die Publicity, die er braucht, um es bis ganz nach oben zu schaffen. Reagan hatte die Ajatollahs, Kennedy seinen Hoffa, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ja, verstehen tue ich das schon, auch wenn die Analogien mir nicht sonderlich behagen«, entgegnete Cole eisig.
    »Dann hören Sie mir bitte bis zum Ende zu, ehe der Zorn Sie übermannt und Sie sich noch auf mich stürzen«, grinste der Senator. »Wenn Politiker mit solch hochtrabenden Zielen keinen tauglichen Gegner finden können, erschaffen sie sich eben einen. Und aus irgendwelchen Gründen hat Douglas Hayward Ihnen diese Ehre zukommen lassen.«
    Er trank noch einen Schluck und fuhr dann fort: »Der Aufsichtsrat von Cushman steht natürlich voll hinter ihm und bedrängt ihn täglich, in seinem >Kreuzzug für die Gerechtigkeit nicht nachzulassen. Diese Herrschaften besitzen eigene politische Verbündete, die sie ins Feld führen können. Diese vereinte Streitmacht hat es vollbracht, die New Yorker Börse, die Börsenaufsicht und natürlich auch sich selbst davon zu überzeugen, daß Sie diese Gerüchte in Umlauf gebracht hätten. Sie wissen schon, von wegen ihr Mikroprozessor sei fehlerhaft - woraufhin ihr Aktienkurs in den Keller fiel und Sie die Firma für einen Appel und ein Ei aufkaufen konnten.
    Aber das wissen Sie ja längst. Neu dürfte Ihnen hingegen folgendes sein: Die Cushman-Leute wollen Sie vor Gericht bringen und Ihnen den Prozeß machen. Neben einigen hundert Millionen Dollar Schadensersatz versprechen sie sich davon einen höchstrichterlichen Urteilsspruch, der ihnen alle Profite zuspricht, die Unified mit diesem Mikroprozessor erwirtschaftet. Darüber hinaus erhoffen sie sich auch Ihre zukünftigen Profite, die auf jedes andere Gerät, Design oder jegliche Formel zurückzuführen sind, die Ihnen durch die Übernahme der Firma zugänglich gemacht worden sind. Soweit ich von meinen Gewährsleuten erfahren konnte, freuen die Cushmans sich ganz besonders auf letzteres.«
    Er leerte sein Glas und betrachtete dabei Harrisons Miene. Als er sich schließlich eingestehen mußte, daß sie nicht zu deuten war, zuckte er die Achseln. »Mir kommt das alles ein wenig sonderbar vor, aber ich bin ja auch nur ein Junge vom Land. Doch selbst einer wie ich kann eines erkennen: Wenn die Börsenaufsicht Sie auch nur in einem der Anklagepunkte schuldig befinden sollte, haben Ihre Gegner den Prozeß vor dem ordentlichen Gericht schon so gut wie gewonnen.«
    »Was befindet sich in dem Umschlag?«
    »Nichts, was Ihnen dabei helfen könnte, Hayward kaltzustellen, falls Sie sich darauf Hoffnung gemacht haben sollten. Aber diese Dokumente zeigen Ihnen, wie es um Sie steht und mit wem Sie es zu tun haben.
    William C. Gonnelli, der zuständige Richter der Börsenaufsicht für Ihren Fall, ist bereits jetzt schon so sehr von Ihrer Schuld überzeugt, daß er mit dem Staatsanwalt berät, ob man den langen Weg gehen oder lieber den kürzeren beschreiten und gleich einen Haftbefehl gegen Sie erwirken soll. In dem Umschlag finden Sie eine Kopie der Vorladung von der Börsenaufsicht. Die wird Ihrem Anwalt morgen zugestellt werden. Natürlich gibt die andere Seite das auch gleich an die Presse weiter. Ich fürchte, von da an können Sie keinen Schritt mehr vor die Tür machen, ohne daß man Ihnen ein paar Mikrofone unter die Nase hält.«
    Soviel Information und Kooperation hatte Cole eigentlich nicht von dem Senator erwartet, und es berührte ihn eigenartig, daß jemand wie Byers sich um seinetwillen solcher Mühe unterzogen hatte. Schließlich mußte doch auch ihm klar sein, daß die Aussicht auf weitere Wahlkampfspenden eher gering sein dürfte.
    Der Mann schien Harrisons Gedanken zu erraten, denn er erhob sich jetzt und schüttelte ihm die Hand. »Sie haben mir schon bei unserer ersten Begegnung gut gefallen, Cole, und was ich danach von Ihnen gehört und gesehen habe, hat mir richtiggehend imponiert.« Er grinste und fügte hinzu: »Außerdem hat mir noch nie jemand einen Scheck über dreihunderttausend Dollar gegeben und mir ins Gesicht gesagt, er hätte den auch einem Gorilla überreicht, wenn der als Kandidat der Republikaner aufgestellt worden wäre.«
    »Dafür möchte ich mich entschuldigen, Senator«, entgegnete Cole formell, auch wenn es ihm damit ernst war. »Und ich bin Ihnen für alles dankbar, was Sie für mich getan haben.«
    »Ich habe Ihre

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